New York – Unerwartet moderat ausgefallene US-Inflationsdaten haben an den US-Aktienmärkten am Donnerstag ein Kursfeuerwerk ausgelöst. Vor allem die in den vergangenen Monaten unter Verkaufsdruck geratenen Technologiewerte waren heiss begehrt. Die Verbraucherpreise in den USA sind im Oktober im Vergleich zum Vorjahresmonat weniger stark gestiegen als Analysten erwartet hatten. Damit dürften die Märkte nun wieder darauf setzen, dass die US-Notenbank Fed weniger stark auf die geldpolitische Bremse tritt und die Zinszügel wieder etwas lockert.
Der Dow Jones Industrial stieg auf den höchsten Stand seit Mitte August und schloss mit einem Plus von 3,70 Prozent bei 33 715,37 Punkten. Der marktbreite S&P 500 gewann 5,54 Prozent auf 3956,37 Zähler. Der technologielastige Nasdaq 100 schnellte gar um 7,49 Prozent auf 11 605,96 Punkte hoch. Das war der stärkste Anstieg seit März 2020.
«Die Inflation ist auf deutlichem Rückzugskurs», kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Fed-Chef Powell habe Grund zum Durchatmen. «Wenn es zu keinen weiteren externen Schocks kommt, werden die Teuerungsraten im kommenden Jahr noch merklicher fallen», schrieb Gitzel. Für die Fed rücke also der Zeitpunkt, an dem sie von weiteren Zinsanhebungen absehen könne, näher.
Die Rally der Technologiewerte wurde angeführt von Schwergewichten wie Amazon mit einem Plus von mehr als 12 Prozent sowie Apple mit plus 8,9 Prozent und Microsoft mit plus 8,2 Prozent. Die Papiere der Chiphersteller Nvidia und AMD gewannen jeweils mehr als 14 Prozent und jene des Softwarekonzerns Salesforce als Dow-Spitzenreiter gut zehn Prozent.
Die Anteilscheine von Altria büssten gegen den starken Markttrend als Schlusslicht im S&P-100-Index mehr als zwei Prozent ein. Analyst Andrei Condrea von der Bank UBS senkte die Aktie des Tabakkonzerns von «Neutral» auf «Sell» und begründete dies mit einem anhaltenden Abwärtstrend auf dem heimischen Markt. Dazu komme das sich generell verschlechternde Konjunkturumfeld.
Beyond Meat schossen um mehr als 20 Prozent hoch. Der Quartalsverlust des Fleischersatzherstellers verfehlte zwar die Erwartungen, der Umsatz fiel aber höher als prognostiziert aus.
Die Aktien von Ralph Lauren gewannen 5,8 Prozent. Sie profitierten davon, dass die Modekette im zweiten Geschäftsquartal mehr verdient hatte als erwartet. Beim Umsatz legte das Unternehmen vor allem auf den asiatischen Märkten zu.
Der Euro profitierte ebenfalls deutlich von der geringeren US-Teuerung und erklomm den höchsten Stand seit Mitte August. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,0212 US-Dollar. Vor der Veröffentlichung der Daten hatte der Euro noch unter der Parität zum Dollar notiert. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 0,9954 (Mittwoch: 1,0039) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 1,0046 (0,9961) Euro gekostet.
US-Staatsanleihen reagierten mit starken Kursgewinnen auf eine neuerliche Abschwächung des US-Preisauftriebs. Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen (T-Note-Future) stieg zuletzt um 1,97 Prozent auf 112,50 Punkte. Die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen fiel im Gegenzug auf 3,83 Prozent. (awp/mc/pg)