New York – An der Wall Street sind die Blicke am Mittwoch nach unten gerichtet geblieben. Der Dow Jones Industrial fiel um 0,59 Prozent auf 23 271,28 Punkte. Zwischenzeitlich hatte er bei 23 242,75 Zählern sogar den tiefsten Stand seit fast vier Wochen erreicht. Börsianer sprachen davon, dass Anleger derzeit keine Risiken mehr eingingen und nach den zuletzt erreichten Rekordständen weiter Kasse machten. In der Vorwoche hatte der Dow seine Bestmarke auf knapp über 23 600 Punkte nach oben geschraubt.
Bei Marktbeobachtern schrillen dabei aber nicht die Alarmglocken. «Noch kann nicht von einem negativen Stimmungswandel gesprochen werden, sondern eher von einer Abkühlung der Stimmung nach der jüngsten Rekordrally», sagte ein Händler. Dazu tragen anhaltende Zweifel bei den Anlegern bei, dass US-Präsident Donald Trump seine vollmundigen Steuerversprechen noch umsetzen kann.
Vor diesem Hintergrund ging es zur Wochenmitte auch für die Indexkollegen des Dow nach unten. Der breit gefasste S&P 500 fiel um 0,55 Prozent auf 2564,62 Zähler. Der Auswahlindex Nasdaq 100 gab um 0,56 Prozent auf 6258,36 Punkte nach.
Wirtschaftsdaten aus den USA waren dem Markt in der Summe keine klare Orientierungshilfe. Der für die künftige Zinspolitik richtungweisende Preisauftrieb hatte sich im Oktober wie erwartet abgeschwächt. Während auch die Einzelhandelsumsätze für den vergangenen Monat ohne grosse Überraschungen geblieben waren, hatte sich die Stimmung in der Industrie im US-Bundesstaat New York im November stärker eingetrübt als erwartet – allerdings auch von einem hohen Niveau kommend.
Auf der Unternehmensseite belastete ein schwacher Ausblick der Handelskette Target im Einzelhandelssektor das Stimmungsbild. Während die Target-Aktien wegen einer schwachen Prognose für das wichtige Weihnachtsquartal um fast 10 Prozent absackten, wurden Aktien von Wal-Mart davon mit fast 1,4 Prozent Minus in Mitleidenschaft gezogen. Die Branche ist derzeit gezeichnet von einem herben Preiskampf.
Zu den Verlierern gehörte ausserdem die Ölbranche, weil der Ölpreis am Mittwoch auf Talfahrt blieb. Im Dow fielen die Aktien von ExxonMobil um 1,25 Prozent. Für die Aktien der beiden im S&P 500 notierten Ölfelddienstleister Halliburton und Schlumberger ging es noch deutlicher um 3 beziehungsweise 2 Prozent nach unten.
Auf der positiven Seite im Dow konnte sich nach dem heftigen Kursrutsch der vergangenen beiden Handelstage die Aktie von General Electric etwas erholen. Sie stieg an der Spitze des Leitindex um rund 2 Prozent – auch wenn Experten bei dem kriselnden Industriekonzern, der sich einer Schrumpfkur unterziehen will und die Aktionäre deshalb mit einer Dividendenkürzung verschreckte, weiter kein Licht am Ende des Tunnels sehen.
Finanzwerte mischten sich nach schwächerem Start noch unter die Gewinner. JPMorgan gehörten letztlich mit fast 1 Prozent Plus zur Spitzengruppe im Dow, während im breiteren Markt die Titel der Bank of America mit einem Aufschlag von mehr als 2 Prozent sehr gefragt waren. Händler begründeten die Gewinne mit dem Rücktritt des Direktors der für Banken zuständigen Verbraucherschutzbehörde CFPB.
Auch Boeing gehörten mit knapp einem halben Prozent Plus zu den positiven Dow-Werten. Im Fokus steht die Aktie weiterhin mit der Luftfahrtmesse in Dubai, wo der Flugzeugbauer einen Auftrag des Billigfliegers Flydubai über 175 Jets erhalten hatte. Allerdings hatte der grosse Konkurrent Airbus auf der Messe einen Rekordauftrag an Land gezogen.
US-Anleihen profitierten von der Risikoscheu der Anleger. Richtungweisende zehnjährige Anleihen stiegen um 13/32 Punkte auf 99 11/32 Punkte und rentierten so nur noch mit 2,32 Prozent. Der Eurokurs stieg zeitweise deutlich über die Marke von 1,18 US-Dollar, verlor dann aber an Rückenwind. In New York wurden zuletzt 1,1790 Dollar bezahlt und damit in etwa soviel wie am Vortag. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,1840 (Dienstag: 1,1745) Dollar festgesetzt. (awp/mc/pg)