US-Schluss: Anleger blenden geopolitische Spannungen aus
New York – Neue geopolitische Spannungen haben die Anleger am US-Aktienmarkt am Donnerstag nicht aus der Ruhe gebracht. Vielmehr nutzten sie die zuletzt zweitägige Schwächephase für Käufe. Jüngste Konjunkturdaten nährten zudem die Hoffnung auf eine Leitzinssenkung durch die US-Notenbank. Der Dow Jones Industrial gewann 0,39 Prozent auf 26’106,77 Punkte.
Die im Juni begonnene Aufwärtsbewegung des Leitindex stagniere auf hohem Niveau, hiess es von den charttechnischen Analysten des Börsenstatistik-Magazins Index Radar. Die bislang so gut wie ausgebliebenen Gewinnmitnahmen seien ein Signal der Stärke.
Nach schweren Zwischenfällen mit Handelsschiffen unweit der Küste des Irans haben die Spannungen zwischen den USA und seinen arabischen Verbündeten einerseits sowie dem Iran andererseits wieder zugenommen. Die USA sehen im Iran den Schuldigen für die Angriffe auf die Schiffe.
Die Attacken im Golf von Oman zeigten einmal mehr, welche Sicherheitsrisiken von der Iran-Krise ausgingen, schrieben die Rohstoff-Strategen der Royal Bank of Canada in einer aktuellen Studie. Es sei schwierig, eine diplomatische Ausfahrt zu nehmen, solange die lähmenden US-Sanktionen gegen den Iran aufrechterhalten blieben.
Der marktbreite S&P 500 legte am Donnerstag um 0,41 Prozent auf 2891,64 Zähler zu. Für den von Technologiewerten dominierten Auswahlindex Nasdaq 100 ging es um 0,51 Prozent auf 7510,68 Punkte hoch.
In den USA waren im Mai die Preise importierter Güter unerwartet stark gefallen und die wöchentliche Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe überraschend gestiegen, was die Spekulationen auf Zinssenkungen durch die Fed weiter anheizte.
Am Aktienmarkt profitierten Ölwerte von den gestiegenen Ölpreisen nach den Vorfällen im Golf von Oman. ExxonMobil und Chevron gewannen 0,88 beziehungsweise 0,60 Prozent. Sie waren damit im Dow im vorderen Feld.
An der Index-Spitze nahmen die Papiere des Entertainment-Riesen Walt Disney mit einem Aufschlag von 4,44 Prozent auf 141,74 Dollar wieder Tuchfühlung zu ihrem Rekordhoch bei 142,37 Dollar von Ende April auf. Auftrieb gab ein von der US-Investmentbank Morgan Stanley angehobenes Kursziel von 135 auf 160 Dollar.
Die noch nicht lange an der Börse notierten Fahrdienstvermittler Uber und Lyft legten um 5,07 beziehungsweise 4,79 Prozent zu, nachdem das Analysehaus Evercore ISI deren Beobachtung jeweils mit dem Votum «Outperform» aufgenommen hatte. Analyst Benjamin Black beurteilt die mittelfristigen Perspektiven positiv und sieht in naher Zukunft erhebliche Treiber für eine Kursaufwertung. Uber und Lyft dürften zudem schneller profitabel werfen, als dies der Markt gegenwärtig erwarte.
Der Euro gab etwas nach und kostete im späten New Yorker Handel 1,1275 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1289 (Mittwoch: 1,1323) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8858 (0,8832) Euro gekostet. Richtungsweisende zehnjährige Anleihen gewannen 8/32 Punkte auf 102 16/32 Punkte. Sie rentierten mit 2,091 Prozent. (awp/mc/ps)