US-Schluss: Anleger reiten weiter auf der Fed-Welle
New York – An der Wall Street ist es am Mittwoch weiter bergauf gegangen. Nach dem von der Notenbank Fed angetriebenen Kursfeuerwerk vom Vortag ging der Dow Jones Industrial 0,82 Prozent höher bei 25’539,57 Punkten aus dem Handel. Er schloss damit in Reichweite seines Tageshochs. Neben der anhaltenden Spekulation auf baldige Zinssenkungen keimte im Tagesverlauf auch etwas Hoffnung im Handelsstreit mit Mexiko auf.
Der Dow kehrte so nach einer Woche Abstinenz wieder über die 200-Tage-Linie zurück, die unter Anlegern ein beliebter Trendindikator ist. Der marktbreite S&P 500 legte im Schlepptau des Leitindex um 0,82 Prozent auf 2826,15 Punkte zu. Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 rückte um 0,76 Prozent auf 7220,90 Zähler vor.
Weil niedrigere Zinsen allgemein für Aktien von Vorteil wären, kommen die Anleger derzeit nach dem schwachen Börsenmonat Mai wieder aus der Deckung. Einige US-Währungshüter hatten zuletzt die Spekulationen befeuert mit Andeutungen, dass die zuletzt restriktivere Geldpolitik angesichts des Zollstreits und der damit verbundenen Risiken wieder gelockert werden könnte.
Ausserdem half es, dass Donald Trumps Wirtschaftsberater Peter Navarro im Handelsstreit mit Mexiko die Notwendigkeit von Zöllen gegen den Nachbarstaat relativierte. Mit einem enttäuschenden Beschäftigungsaufbau in der US-Privatwirtschaft aber starken Stimmungssignalen aus dem Dienstleistungsbereich hatten unterschiedlich ausgefallene Wirtschaftsindikatoren den Anlegern am Mittwoch nur zeitweise die Orientierung erschwert.
Auf Unternehmensseite gehörte im Dow die Apple-Aktie mit einem Anstieg um 1,6 Prozent zur Spitzengruppe. Nachdem die Papiere des iPhone-Herstellers zuletzt immer wieder unter dem US-chinesischen Handelsstreit gelitten hatten, stimmte Konzernchef Tim Cook die Anleger in diesem Punkt optimistischer. Am Markt wurde darauf verwiesen, dass er in einem Medieninterview die Meinung vertreten habe, dass Apple bei den Chinesen nicht zur Zielscheibe werden würde.
Positiv von sich reden machte knapp vier Wochen nach ihrem schwachen Börsenstart die Uber-Aktie, die mit in der Spitze 45,66 Dollar erstmals über ihrem Ausgabepreis von 45 Dollar gehandelt wurde. Am Ende standen sie mit einem Anstieg um 5,3 Prozent exakt dort. Zahlreiche Analysten blicken in diesen Tagen mit ihrer Ersteinschätzung optimistisch auf die Papiere.
Mit Zahlen stand am Mittwoch der SAP-Rivale Salesforce im Mittelpunkt, dessen Aktien um 5,1 Prozent anzogen. Der Softwarekonzern hatte einen überraschend deutlichen Umsatz- und Gewinnzuwachs ausgewiesen. Zudem zeigte sich das Management für das neue Geschäftsjahr zuversichtlicher.
Im Nebenwertebereich ging es bei Campbell Soup noch euphorischer zu: Die Aktien schossen um 10 Prozent hoch, nachdem der Lebensmittelkonzern in seinem dritten Geschäftsquartal die Gewinnerwartungen getoppt und sich daraufhin nun optimistischer für das Gesamtjahr zeigte.
Aktien von Gamestop brachen hingegen um mehr als ein Drittel ein. Börsianer sprachen von einem «desaströsen» ersten Quartal, das zeige, dass der starke Trend bei Videospielen wegen der Tendenz zu Online-Spielen an einer klassischen Ladenkette wie Gamestop vorbeigehe. In Scharen in die Flucht trieb die Investoren auch eine gestrichene Dividende.
Der Euro neigte im US-Handel zur Schwäche. Zuletzt wurden 1,1224 US-Dollar für die Gemeinschaftswährung gezahlt, was nahe dem Tagestief war. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor noch auf 1,1257 (Dienstag: 1,1244) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8883 (0,8894) Euro gekostet. Richtungweisende zehnjährige Anleihen legten um 2/32 Punkte auf 102 8/32 Punkte zu. Sie rentierten mit 2,123 Prozent. (awp/mc/ps)