New York – Die imposante Aufwärtsbewegung an den US-Börsen ist am Dienstag aus dem Tritt gekommen. Anleger nahmen Kursgewinne mit, vor allem bei den zuletzt überdurchschnittlich gut gelaufenen Titeln wie Boeing oder den Aktien der US-Airlines. An der Technologiebörse Nasdaq setzte sich dagegen die Rekordjagd unvermindert fort.
Der Leitindex Dow Jones Industrial verlor 1,09 Prozent auf 27’272,30 Punkte. Zuvor war das Börsenbarometer seit Monatsbeginn um fast 9 Prozent gestiegen. Der marktbreite S&P 500 gab um 0,78 Prozent auf 3207,18 Zähler nach.
Ganz anders der Nasdaq 100, der gegen den Markttrend erneut zulegte und den dritten Tag in Folge ein Rekordhoch markierte. Er rückte um 0,66 Prozent auf 9967,17 Punkte vor und überwand vorübergehend erstmals die 10’000er Marke. Angeschoben wurde er von Schwergewichten wie Apple und Amazon, die ebenfalls Höchstmarken erreichten. Microsoft-Aktien stellten das Rekordhoch vom Februar ein.
Anleger setzen mit den Käufen dieser Papiere auf eine immer stärkere Digitalisierung von Wirtschaft, Konsum und öffentlichem Leben, die von der Corona-Pandemie noch befeuert werden dürfte. Tech-Giganten wie Apple, Amazon, Microsoft und Facebook gelten als die grossen Profiteure dieser Entwicklungen.
Analyst Andreas Büchler vom Börsenmagazin Index Radar sprach derweil von einem «zunehmend überhitzten Zustand» an der Wall Street. Die Aktienkurse hätten sich zuletzt auffällig weit ausserhalb ihrer gewöhnlichen Schwankungsbreiten bewegt. Eine Konsolidierung des Dow Jones Industrial in Richtung der 25’000er Marke sei zunächst wahrscheinlicher als ein «weiterer Durchmarsch zu neuen Höchstständen».
Die Papiere von Macy’s büssten nach der Vorlage von Quartalszahlen gut 7 Prozent ein. Die Umsätze des Einzelhändlers im klassischen Ladengeschäft stünden weiterhin unter Druck, sagte Analyst Matthew Boss von JPMorgan.
Aktien von Tiffany legten dagegen um 2 Prozent zu. Vor allem auf dem chinesischen Festland habe die Juwelierkette zuletzt wieder gut abgeschnitten, sagte Analystin Alexandra Walvis von Goldman Sachs. Im Fokus steht bei Tiffany jedoch eine Übernahme durch LVMH . In Medienberichten hatte es zuletzt geheissen, die Franzosen wollten von dem gut 16 Milliarden Dollar schweren Deal zurückzutreten oder ihn nachverhandeln. Laut Tiffany-Chef Alessandro Bogliolo kommt die Transaktion jedoch voran. Erste kartellrechtlichen Genehmigungen gebe es bereits. Er habe keine Zweifel, dass die Übernahme trotz der Corona-Krise zustande kommt.
Ein Börsendebut nach Mass legten die Aktien des Online-Gebrauchtwagenhändlers Vroom hin. Das Unternehmen hatte gut 21 Millionen Aktien zum Preis von je 22 US-Dollar je Aktie ausgegeben. Mit einem Schlussstand von knapp 48 Dollar hat sich der Kurs am ersten Handelstag mehr als verdoppelt.
Der Euro legte trotz schwacher Konjunkturdaten aus Deutschland zu und wurde zuletzt mit 1,1335 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1294 (Montag: 1,1285) US-Dollar festgesetzt, der Dollar hatte damit 0,8854 (0,8861) Euro gekostet. Am US-Rentenmarkt legten richtungweisende zehnjährige Staatsanleihen um 16/32 Punkte auf 98 4/32 Punkte zu. Sie rentierten mit 0,82 Prozent. (awp/mc/ps)