US-Schluss: Hoffnung auf gute Handelsgespräche stützt

Boerse

New York – Die mit Spannung erwarteten Handelsgespräche zwischen den USA und China laufen – und an der Wall Street gibt es vorsichtige Hoffnungen auf eine Entspannung im Konflikt beider Länder. Dafür reichte den Anlegern am Donnerstag offenbar aus, dass US-Präsident Donald Trump mitteilte, sich am Freitag mit dem Leiter der chinesischen Delegation in Washington, Vizepremier Liu He, zu treffen. Die Verhandlungen sind auf zwei Tage angesetzt.

Der Dow Jones Industrial stieg zeitweise um fast ein Prozent auf rund 26 600 Punkte, konnte sich auf diesem Niveau aber nicht halten. Am Ende behauptete der US-Leitindex ein Plus von 0,57 Prozent auf 26 496,67 Punkte. Für den marktbreiten S&P 500 ging es zu guter Letzt um 0,64 Prozent auf 2938,13 Punkte hoch und der technologielastige Nasdaq 100 gewann 0,65 Prozent auf 7740,36 Zähler.

Marktanalyst Edward Moya vom Handelshaus Oanda warnte vor zu viel Optimismus, da in der Vergangenheit ein Abkommen zwischen den USA und China schon mehrfach geplatzt sei. Er hält aber ein Teilabkommen beider Länder für möglich. So könnte etwa die für Mitte Oktober geplante, nächste Runde von Zollerhöhungen auf Eis gelegt werden.

Und falls die Verhandlungen nicht komplett scheiterten, blieben die Aussichten für US-Aktien gut, so Moya weiter. Denn die weltgrösste Volkswirtschaft dürfte moderat wachsen und die US-Notenbank die Zinsen für längere Zeit nicht anheben, da ein Anstieg der Inflation über ihre Zielmarke hinaus unwahrscheinlich sei. Dies belege auch die im September stagnierende Teuerungsrate.

Kursbewegende Unternehmensnachrichten blieben auch am Donnerstag rar. Die Aktien von Delta Air Lines schlossen rund anderthalb Prozent schwächer. Die Fluggesellschaft hatte zwar mit ihrem Gewinn im vergangenen Quartal positiv überrascht, war aber mit dem Gewinnausblick auf das laufende Quartal hinter den Erwartungen zurückgeblieben.

Boeing-Papiere zählten mit einem Verlust von gut einem Prozent erneut zu den schwächsten Werten im Dow. Die Probleme bei dem Flugzeugbauer reissen nicht ab. Zuletzt wurde bekannt, dass Southwest Airlines wegen Rissen an wichtigen Bauteilen zwei Jets vom Typ Boeing 737 NG aus dem Verkehr gezogen hat. Der weit überwiegende Teil der untersuchten Flotte sei jedoch in Ordnung, teilte die Fluggesellschaft mit. Die 737 NG ist der Vorgänger des Unglücksfliegers 737 Max, der Mitte März nach zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten fast weltweit mit Startverboten belegt wurde.

Die Anteilseigner von Cisco mussten nach einem negativen Analystenkommentar einen Kursverlust von fast anderthalb Prozent verkraften – damit war die Aktie Schlusslicht im Leitindex. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hatte ihr Kaufvotum für die Titel des Netzwerkausrüsters gestrichen, da sie mit weiter sinkenden Ausgaben grosser Unternehmen für Telekommunikationsprodukte und -dienstleistungen rechnet.

Für Aktien von HP Inc ging es angesichts einer neuen Verkaufsempfehlung von Goldman um über zwei Prozent bergab. Analyst Rod Hall befürchtet, dass die Geschäftsbedingungen für den PC- und Druckerhersteller im kommenden Jahr schwieriger werden.

Gestiegene Hoffnungen auf einen Brexit-Deal zwischen Grossbritannien und der Europäischen Union (EU) beflügelten derweil das britische Pfund: Mit 1,2442 US-Dollar kostete es in New York zuletzt über zwei Pence mehr als vor einer gemeinsamen Erklärung des britischen Premierministers Boris Johnson und des irischen Regierungschefs Leo Varadkar, der zufolge beide einen Weg zu einem möglichen Brexit-Deal sehen.

Der Euro notierte dagegen mit 1,1007 Dollar unter seinem Niveau vor dieser Erklärung. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs davor auf 1,1030 (Mittwoch: 1,0981) Dollar festgesetzt und der Dollar damit 0,9066 (0,9106) Euro gekostet.

Richtungweisende US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren weiteten ihre Auftaktverluste noch aus: Sie sanken um 23/32 Punkte auf 99 20/32 Punkte, was im Gegenzug die Rendite auf 1,67 Prozent steigen liess. (awp/mc/pg)

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