New York – Der Handelsstreit zwischen den USA und China hat die Wall Street wieder im Griff. Insbesondere die in den letzten Monaten noch von Rekord zu Rekord geeilten Technologieaktien gerieten am Montag unter Druck. «Eine rasche Einigung scheint wenig wahrscheinlich», kommentierte die Postbank die aktuelle Entwicklung der amerikanisch-chinesischen Beziehungen, die zuvor schon in China auf den Kursen gelastet hatte.
Der Leitindex Dow Jones Industrial fiel nach einer soliden Vorwoche um 0,35 Prozent auf 26’062,12 Punkte. Der marktbreite S&P 500 sank um 0,56 Prozent auf 2888,80 Punkte. Besonders deutlich um 1,47 Prozent bergab ging es für den technologielastigen und damit konjunktursensiblen Nasdaq 100 mit 7434,73 Zählern.
In der Debatte um weitere US-Zollschranken für Importe aus China kündigte US-Präsident Donald Trump für diesen Montagabend (Ortszeit) eine Entscheidung an. Es werde nach Börsenschluss eine Ankündigung geben. Trump hatte angedroht, weitere Importe aus China im Wert von 200 Milliarden Dollar mit Sonderzöllen zu belegen. Dies wäre der bisher gravierendste Schritt im Handelsstreit, den der US-Präsident unter dem Motto «America First» unter anderem mit China, aber auch mit den Ländern der Europäischen Union und den US-Nachbarn Mexiko und Kanada führt.
Nicht gerade positiv stimmt die Anleger auch, dass sich die Stimmung in der Industrie im US-Bundesstaat New York im September eingetrübt hatte. Der Empire-State-Index fiel von 25,6 Punkten im Vormonat auf 19,0 Zähler und damit auf den tiefsten Stand seit April.
Am Dow-Ende litten die Aktien von Apple unter der allgemeinen Schwäche der Tech-Werte und büssten 2,66 Prozent ein. Dabei sollen Geräte des Konzerns wie die Computer-Uhr und die AirPods-Ohrhörer laut einem Medienbericht nun doch von der erwarteten nächsten Welle der US-Strafzölle für Produkte aus China ausgenommen werden. In der Liste, die demnächst präsentiert werden solle, seien sie nicht mehr enthalten, schrieb die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf informierte Personen. Apple hatte vor wenigen Wochen darauf hingewiesen, dass die Zölle auch amerikanische Zulieferer treffen würden.
Die Aktien von Tesla schwankten um ihren Schlusskurs vom Freitag und lagen letztlich leicht im Minus. Der lange ersehnte Produktionsschub beim neuen Elektroauto Model 3 stellt den Elektroautobauer nun vor das nächste Problem: Die Firma von Elon Musk kommt mit der Übergabe der gebauten Fahrzeuge nicht mehr hinterher. Für Gesprächsstoff sorgte ausserdem, dass ein an Tesla beteiligter Staatsfonds aus Saudi-Arabien nun auch beim Konkurrenten Lucid Motors einsteigen will.
Zudem steigen die Teva-Aktien um 2,54 Prozent, nachdem der krisengeschüttelte Generikaanbieter den Markt mit einer erlangten US-Zulassung für sein Migränemittel Ajovy überrascht hatte. Analysten zufolge sorgte die Nachricht für Erleichterung unter den Anlegern.
Die Aktien von Express Scripts hatten im Handelsverlauf ein Rekordhoch von 96,45 Dollar erklommen. Zum Handelsende stand noch ein Plus von 3,71 Prozent auf 95,23 Dollar zu Buche. Das Justizministerium der Vereinigten Staaten hatte grünes Licht für die Übernahme des auf Preisverhandlungen spezialisierten Dienstleisters durch den Krankenversicherer Cigna gegeben. Dessen Papiere gewannen 1,4 Prozent.
Am US-Rentenmarkt legten richtungweisende zehnjährige Staatsanleihen um 1/32 Punkte auf 99 Punkte zu und rentierten mit 2,992 Prozent. Der Euro profitierte von den schwachen US-Konjunkturdaten und notierte zuletzt bei 1,1685 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,1671 (Freitag: 1,1689) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8568 (0,8555) Euro. (awp/mc/ps)