US-Schluss: Wieder Verluste – Bankenkrise hält an
New York – An den US-Börsen ist es nach der Vortagserholung am Freitag wieder bergab gegangen. Angesichts der anhaltenden Verunsicherung über den Zustand des Bankensektors schloss der Leitindex Dow Jones Industrial 1,19 Prozent tiefer bei 31 861,98 Punkten, womit er ein knappes Wochenminus verbuchte. Der marktbreite S&P 500 verlor 1,10 Prozent auf 3916,64 Punkte. Erneut besser behauptete sich der technologielastige Nasdaq 100 mit einem Kursrückgang um 0,49 Prozent auf 12 519,88 Zähler.
Wie verunsichert die Anleger trotz aller Massnahmen zur Eindämmung der Krise der US-Regionalbanken bleiben, zeigte der neuerliche Kurssturz der First Republic Bank um fast ein Drittel. Die Stabilisierung vom Donnerstag dank einer milliardenschweren Unterstützung durch die grössten amerikanischen Geldhäuser erwies sich damit als Strohfeuer. Zudem beantragte mit SVB Financial der Mutterkonzern der Silicon Valley Bank – Auslöser der aktuellen Krise – Gläubigerschutz nach dem «Chapter 11» des US-Insolvenzrechts.
Finanzwerte standen vor dem Wochenende generell unter Druck: JPMorgan und Goldman Sachs zählten mit Abschlägen von 3,8 und 3,7 Prozent zu den grössten Verlierern im Dow. Auch Bank of America , Wells Fargo und Citigroup mussten deutliche Abschläge hinnehmen.
Gespannt warten die Anleger, wie die US-Notenbank Fed in der kommenden Woche auf die Krise reagieren wird. Die Euro-Währungshüter hatten sich tags zuvor nicht von ihrem Anti-Inflations-Kurs abbringen lassen und die Leitzinsen erneut deutlich erhöht. Von der Fed erwarten die Experten der Credit Suisse derweil eine «restriktive Pause». Die Zinswende wird kurz ausgesetzt, es werden aber weitere Schritte signalisiert – so ihre Theorie.
«Die Fed muss es wieder einmal richten», kommentierte Analyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets. Eine Zinssenkung – wie von einigen Anleger erhofft – wäre aus seiner Sicht nicht der richtige Weg, das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen. Denn dann könnten Spekulationen aufkommen, «dass noch mehr im Argen liegt als bisher bekannt». Oldenburger setzt auf «eine Mischung aus Zuckerbrot und Peitsche» der Fed, um den Markt zu beruhigen und sich wieder der eigentlichen Agenda, dem Kampf gegen die Inflation, zuwenden zu können.
Auf den Papieren des US-Pharmakonzerns Merck & Co lastete am Freitag ein Studienrückschlag bei einem Lungenkrebsmittel. Die Aktien büssten drei Prozent ein.
Dagegen legten die Papiere des Deutsche-Post-Konkurrenten Fedex um acht Prozent zu. Der Konzern hob seine Prognosen an und signalisierte dabei auch Kostensenkungen, um einem geringen Paketvolumen zu begegnen.
Auch Analystenkommentare bewegten die Kurse. Die Aktien des Unterhaltungskonzerns Warner Bros. Discovery zogen nach Empfehlungen durch Wolfe Research und Wells Fargo um 1,3 Prozent an.
Der Euro knüpfte an seine jüngste Erholung an und kostete im New Yorker Handel zuletzt 1,0662 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,0623 (Donnerstag: 1,0595) Dollar festgesetzt und der Dollar damit 0,9414 (0,9438) Euro gekostet.
US-Staatsanleihen waren nach ihrer Vortagsschwäche wieder gefragt. Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen (T-Note-Future) stieg um 1,31 Prozent auf 115,69 Punkte, was die Rendite zehnjähriger Staatspapiere im Gegenzug auf 3,41 Prozent drückte.