New York – Der US-Leitindex Dow Jones Industrial hat am Donnerstag eine viertägige Verlustserie beendet und moderat im Plus geschlossen. Börsianer sprachen von einer kleinen Gegenbewegung nach dem jüngsten Kursrutsch. Die Nervosität am Aktienmarkt ist aber weiter hoch. Seit Notenbankchef Jerome Powell am Freitag die Märkte auf eine weiterhin straffe Geldpolitik der Fed im Kampf gegen die Inflation eingestimmt hat, haben Rezessionssorgen die Oberhand. Allerdings: Dauerhaft hohe Preissteigerungen sind noch schädlicher für die Wirtschaft.
Der Dow stieg um 0,46 Prozent auf 31 656,42 Punkte. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 0,30 Prozent auf 3966,85 Punkte aufwärts. Der technologielastige Nasdaq 100 legte minimal um 0,02 Prozent auf 12 274,63 Zähler zu.
Überraschend gute US-Konjunkturdaten hatten zwischenzeitlich für Abwärtsdruck gesorgt, da sie als Zeichen für einen grösseren Spielraum der Fed für deutliche Zinserhöhungen gewertet wurden. So trübte sich die Stimmung in der Industrie im August überraschend nicht weiter ein, wie das Institut for Supply Management mitteilte. Zudem erholten sich die Auftragseingänge. Auch der Unterindikator für den Arbeitsmarkt legte zu.
Im Hinblick auf die Fed würden damit die Erwartungen untermauert, dass das Zinsniveau in diesem Monat nochmals kräftig erhöht wird, um die Inflation in den Griff zu bekommen, schrieb Analyst Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen. «Die konjunkturelle Lage steht der Fed nicht im Weg», resümierte der Experte.
Bereits vor Handelseröffnung hatten Zahlen vom Arbeitsmarkt den Straffungskurs der Fed gestützt. Der Jobmarkt entwickelt sich weiterhin solide, wie die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe zeigten. Auch ein stabiler Arbeitsmarkt gibt der Federal Reserve Rückendeckung, um weiter gegen die hohe Teuerung vorgehen zu können. Insofern dürften die Anleger am Freitag die monatlichen Arbeitsmarktdaten für August genau in den Blick nehmen.
Unter den Einzelwerten brachen Okta um knapp 34 Prozent ein und waren damit das klare Schlusslicht im Nasdaq 100. Analysten hatten mit Abstufungen und Kurszielsenkungen auf die Geschäftszahlen und den Ausblick des Entwicklers von Sicherheits-Software reagiert. Für die Expertin Fatima Boolani von der Bank Citigroup etwa verstärkten die Resultate wohl eher die Bedenken hinsichtlich der Nachfragetrends und des Wettbewerbs als die diesbezüglichen Befürchtungen zu zerstreuen.
Die Papiere von Nvidia knickten am S&P-500-Ende um fast acht Prozent ein. Der Entwickler von Grafikprozessoren und Chipsätzen litt unter US-Beschränkungen für den Export von Hochleistungschips nach China und Russland. «Der regulatorische Eingriff kommt für Nvidia zu einem schlechten Zeitpunkt, muss der Konzern doch aktuell einen erheblichen Nachfragerückgang bei Gaming-Produkten verkraften», schrieb Analyst Ingo Wermann von der DZ Bank.
Unter den Nebenwerten sprangen Forma Therapeutics um rund 51 Prozent hoch auf 20,24 Dollar. Der dänische Diabetes-Spezialist Novo Nordisk hatte sich formell mit dem Unternehmen auf eine Übernahme geeinigt. Forma soll für 20 Dollar in bar erworben werden. Die Aktien von Novo Nordisk fielen in Kopenhagen um mehr als 2 Prozent.
Der Euro geriet nach den robusten US-Konjunkturdaten unter Druck und kostete in New York zuletzt 0,9945 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,0004 (Mittwoch: 1,0000) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9996 (1,0000) Euro.
US-Staatsanleihen litten weiterhin unter der Aussicht auf deutliche Leitzinserhöhungen. Zuletzt sank der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) um 0,72 Prozent auf 116,03 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen stieg im Gegenzug auf 3,26 Prozent. Das ist das höchste Niveau seit etwa zwei Monaten. (awp/mc/pg)