New York – Die US-Aktienmärkte haben sich am Donnerstag nach einer weiteren Achterbahnfahrt von der jüngsten Verlustserie teilweise erholt und deutlich zugelegt. Die Börsen stiegen im Verlauf so stark wie seit sieben Wochen nicht mehr, nachdem gute Quartalszahlen einiger Tech-Schwergewichte den Optimismus nährten, dass die Unternehmensgewinne einer restriktiven US-Geldpolitik standhalten können. Zudem sahen Anleger trotz eines überraschenden Rückgangs des Wirtschaftswachstums Anzeichen für eine solide Verbrauchernachfrage.
Der anfangs festere Dow Jones Industrial drehte im frühen Handel kurzzeitig ins Minus, erholte sich jedoch davon deutlich und schloss mit einem Plus von 1,85 Prozent bei 33 916,39 Punkten. Der marktbreite S&P 500 gewann 2,47 Prozent auf 4287,50 Zähler. Der technologielastige Nasdaq 100 , der tags zuvor noch auf das niedrigste Niveau seit mehr als einem Jahr gefallen war, stieg am Donnerstag um 3,48 Prozent auf 13 456,06 Punkte.
«Wir haben in sehr kurzer Zeit sehr viel korrigiert, und angesichts der überverkauften Niveaus denke ich, dass wir für einen Aufschwung bereit sein könnten, wenn die Gewinne weiterhin besser als befürchtet ausfallen», sagte Anastasia Amoroso, Chefanlagestrategin bei iCapital. «Das Problem ist: Wie lange wird dieser Aufschwung anhalten?»
Sehr positiv aufgenommene Geschäftszahlen des Facebook-Mutterkonzerns Meta und der daraus resultierende Kurssprung der Aktie fungierten als Treiber für die Kursrally des gesamten Marktes, vor allem aber der Technologiewerte, die zuletzt erheblich abgerutscht waren. «Die Ertragssaison hat insgesamt mehr gute als schlechte Nachrichten geliefert und könnte dazu beitragen, den Fokus der Anleger von dem makroökonomischen Gegenwind abzulenken, der die grossen Indizes in diesem Monat belastet hat», bemerkte Marktstratege Art Hogan von National Securities.
Unterdessen ist die US-Wirtschaft im Winter überraschend geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) fiel im ersten Quartal auf das Jahr hoch gerechnet um 1,4 Prozent. Volkswirte hatten hingegen mit einem Wachstum von 1,0 Prozent gerechnet. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sind in der vergangenen Woche erwartungsgemäss leicht gesunken.
Nachdem die Facebook-Nutzerzahlen zu Jahresbeginn nach einem jüngsten Durchhänger wieder deutlich zulegten, schnellten die Papiere des Social-Media-Giganten Meta um fast 18 Prozent hoch. DZ-Bank-Experte Ingo Wermann sprach von einer «Erleichterungsrally» und gab sodann auch gleich seine bisherige Verkaufsempfehlung auf. Laut dem Analysten Mark Mahaney von Evercore ISI ist die Bewertung der Papiere «mittlerweile geradezu lächerlich» geworden für eine weltweit führende Social-Media-Plattform.
Erleichterung gab es in der Tech-Branche auch wegen guter Zahlen von Qualcomm . Eine starke Position im Smartphone-Markt hatte dem auf den Telekomsektor ausgerichteten Chipkonzern im vergangenen Quartal ein rasantes Wachstum beschert, die Aktien zogen um knapp zehn Prozent an. Experten halten Kursgewinne im breit gefächerten US-Chipsektor deshalb für wahrscheinlich. Die Anteile des Bezahldienstleisters Paypal zogen nach Zahlen um 11,5 Prozent an.
Unter den Dow-Mitgliedern setzte sich die Saison der Quartalsberichte ebenfalls mit einer prall gefüllten Agenda fort. Allerdings gab es hier insgesamt durchwachsenere Nachrichten. Kursgewinne von 2,9 beziehungsweise 4,9 Prozent gab es bei McDonald’s und Merck & Co . Die Fast-Food-Kette hatte einen über den Erwartungen liegenden Quartalsgewinn erzielt und bei dem Pharmakonzern kamen angehobene Jahresziele gut an.
Dem standen Kursverluste von 4,3 bei Amgen gegenüber. Das Biotechunternehmen hält trotz eines überraschend deutlichen Umsatzanstiegs im ersten Quartal an seiner Jahreserlösprognose fest und enttäuschte damit seine Anleger. Als Belastung hinzu kamen Sorgen vor einer drohenden Steuernachzahlung.
Der Euro erholte sich im US-Handel leicht vom Fall unter die Marke von 1,05 US-Dollar im europäischen Geschäft. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,0504 Dollar. Zuvor war sie bis auf 1,0472 Dollar und damit auf den niedrigsten Stand seit Januar 2017 abgerutscht. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,0485 (Mittwoch: 1,0583) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,9537 (0,9449) Euro gekostet.
US-Staatsanleihen knüpften an ihre zur Wochenmitte erlittenen Verluste an. Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) fiel im Handelsverlauf zuletzt um 0,18 Prozent auf 119,58 Punkte. Die Rendite für zehnjährige Staatspapiere stieg auf 2,83 Prozent. (awp/mc/pg)