New York – Die Rekordjagd an der Wall Street ist am Donnerstag in eine neue Runde gegangen. Sowohl die wichtigsten Technologiewerte-Indizes als auch der den breiten Markt abbildende S&P 500 legten zu und erreichten im Handelsverlauf Höchststände. Als Antrieb erwies sich unter anderem, dass US-Präsident Joe Biden im Ringen um billionenschwere Investitionen in die Infrastruktur eine Hürde genommen hatte. «Wir haben eine Vereinbarung getroffen», schrieb Biden auf Twitter nach Gesprächen mit einer Gruppe demokratischer und republikanischer Senatoren. Trotz des Deals ist aber nicht gesagt, dass eine reibungslose Passage im Kongress bevorsteht.
Der technologielastige Nasdaq 100 zog um 0,64 Prozent auf 14 365,96 Punkte an. Der umfassendere Nasdaq Composite gewann 0,69 Prozent auf 14 369,71 Punkte.
Für den S&P 500 ging es um 0,58 Prozent auf 4266,49 Punkte nach oben. Der Dow Jones Industrial verzeichnete ebenfalls Gewinne, ist aber noch etwas von seiner Anfang Mai erreichten Bestmarke entfernt. Der US-Leitindex stieg am Ende um 0,95 Prozent auf 34 196,82 Punkte.
Zudem wurden jüngste US-Konjunkturdaten von den Anlegern positiv aufgenommen. Die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe waren zwar weniger stark als von Ökonomen prognostiziert gesunken und die Auftragseingänge für langlebige Güter hatten im Mai weniger stark zugelegt als erwartet. Gleichwohl zeigten die Daten, dass sich die wirtschaftliche Erholung in den USA fortsetze, schrieben die Fachleute der Landesbank Helaba.
Im Hinblick auf die Politik der US-Notenbank würden durch die aktuellen Konjunkturnachrichten Spekulationen auf eine Zinswende nicht forciert, fuhren die Helaba-Experten fort. Zuletzt hatte der deutliche Anstieg der Inflation in den USA Befürchtungen geweckt, die Zinsen könnten schneller als erwartet steigen und so Aktien im Vergleich zu Anleihen in einem schlechteren Licht erscheinen lassen.
Von der S&P-500-Spitze grüssten die Papiere von Eli Lilly mit einem Plus von mehr als sieben Prozent. Zuvor hatten die Anteilscheine ein Rekordhoch erklommen. Der Pharmakonzern ist mit seinem Alzheimer-Medikament Donanemab auf dem Weg zur Marktzulassung einen entscheidenden Schritt weiter. Die US-Medikamentenaufsicht FDA gewährte dem Mittel den Status als «Breakthrough Therapy», womit eine beschleunigte Zulassung möglich ist. Dieser Status wird in der Regel Medikamenten für schwere oder lebensbedrohliche Erkrankungen erteilt, die im Vergleich zu den verfügbaren Therapien eine wesentliche Verbesserung aufweisen.
Erst Anfang Juni hatte die FDA dem Konzern Biogen trotz umstrittener Wirksamkeit die Zulassung für dessen neuartiges Alzheimer-Medikament Aducanumab erteilt. Es war die erste Zulassung für einen Alzheimer-Wirkstoff seit 2003. An diesem Donnerstag aber sackten im Gegensatz zu den Eli-Lilly-Aktien die Anteile von Biogen als Schlusslicht im S&P 500 um gut sechs Prozent ab.
Die Aktien des US-Solarunternehmens First Solar schnellten um mehr als fünf Prozent in die Höhe. Die USA blockieren die Einfuhr von Solarkomponenten aus Xinjiang, weil diese nach Einschätzung Washingtons in der autonomen Region Chinas unter Einsatz von Zwangsarbeitern hergestellt werden.
Der Kurs des Euro profitierte etwas von robusten Konjunkturdaten aus der Eurozone und wurde zuletzt bei 1,1933 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,1936 (Mittwoch: 1,1951) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8378 (0,8368) Euro. Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) gab um 0,02 Prozent auf 132,12 Punkte nach. Die Rendite zehnjähriger Anleihen betrug 1,49 Prozent. (awp/mc/pg)