New York – Die Angst vor einer Verschärfung des Handelsstreits mit China hat die Wall Street zum Wochenausklang fest im Griff. Nachdem sich die Lage am US-Aktienmarkt am Vortag letztlich noch etwas beruhigt hatte, gerieten die wichtigsten Indizes am Freitag einmal mehr stark unter Druck. Die Anleger misstrauten Börsianern zufolge den Bemühungen der US-Regierung, für Entspannung zu sorgen. Die Investoren vermissten konkretere Hinweise darauf, wie die drohenden Zollerhöhungen vermieden werden sollen.
Der Dow Jones Industrial weitete seine jüngsten Verluste aus und schloss 2,24 Prozent tiefer bei 24’388,95 Punkten. Damit beläuft sich das Minus des US-Leitindex in der wegen des Staatstrauertages für den verstorbenen ehemaligen 41. Präsidenten George H. W. Bush verkürzten Woche auf 4,5 Prozent. Dies ist der grösste prozentuale Wochenverlust seit März.
Für den marktbreiten S&P 500 ging es am Freitag um 2,33 Prozent auf 2633,08 Punkte nach unten. Der Technologieindex Nasdaq 100 fiel um 3,30 Prozent auf 6613,28 Punkte.
Der Konflikt um den chinesischen Tech-Riesen Huawei ist laut US-Präsident Donald Trumps Wirtschaftsberater Larry Kudlow kein Hindernis in den Handelsgesprächen mit China. Die Festnahme von Huaweis Finanzchefin Meng Wanzhou werde die Verhandlungen nicht beeinflussen, sagte Kudlow im US-Sender CNBC. Trump selbst hatte zuvor getwittert: «Die China-Gespräche laufen gut!»
Aus Furcht vor einer Eskalation des Handelskonflikte hatte die Festnahme Wanzhous die Anleger zur Wochenmitte in die Flucht getrieben. US-Ermittler beschuldigten die Managerin, über eine Firma namens Skycom Geschäfte mit dem Iran gemacht und so Sanktionsrecht verletzt zu haben
Der US-Aktienmarkt sei inzwischen auch charttechnisch betrachtet zusehends unter Druck, hiess es von technischen Analysten. «Allerdings besteht die Chance, dass sich die im Oktober begonnene Schwäche nur als Korrektur erweist und den Beginn einer überfälligen Seitwärtskonsolidierung markiert», sagte etwa Hans-Peter Reichenhuber von der Landesbank BayernLB mit Blick auf den S&P 500.
Derweil zeigte der Arbeitsmarktbericht für November einen überraschend schwachen Anstieg der Beschäftigung. Die Stimmung der US-Verbraucher aber hatte sich im Dezember entgegen den Erwartungen nicht eingetrübt.
Im Dow verzeichneten alle 30 Indexwerte Verluste. Besonders hart traf es konjunktursensible Technologieaktien. So versammelten sich am Dow-Ende die Aktien von Microsoft, Cisco und Intel mit Abschlägen von jeweils rund 4 Prozent.
Um 0,4 Prozent nach unten ging es für die Aktien des Marlboro-Herstellers Altria, während die Papiere des kanadischen Unternehmens Cronos in den USA um rund 22 Prozent hochsprangen. Altria steigt in grossem Stil bei dem Cannabis-Produzenten ein.
Im Tauziehen um die Übernahme des Generikaherstellers Akorn errang der deutsche Medizinkonzern Fresenius einen Sieg. Das Unternehmen muss Akorn nicht übernehmen, urteilte ein Gericht. Damit wurde eine Entscheidung von Anfang Oktober bestätigt. Die Akorn-Anteilsscheine knickten um knapp 24 Prozent ein.
Auch die Papiere von Big Lots rutschten in den Keller und sackten um rund 23 Prozent ab. Der auf Möbel und Einrichtungsgegenstände spezialisierte Einzelhändler hatte im dritten Quartal einen unerwartet hohen Verlust erwirtschaftet.
Der Eurokurs notierte zuletzt bei 1,1411 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,1371 (Donnerstag: 1,1351) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8794 (0,8810) Euro. Richtungweisende zehnjährige US-Staatsanleihen stiegen angesichts der Verluste an der Wall Street um 11/32 Punkte auf 102 10/32 Punkte und rentierten mit 2,854 Prozent. (awp/mc/ps)