New York – Die US-Börsen haben sich nach ihren jüngsten Verlusten am Donnerstag stabilisiert. Positiv aufgenommene Inflationsdaten hatten die Kurse sogar zunächst deutlich angetrieben, bevor der Schwung wieder merklich abebbte. Am Ende verzeichneten die wichtigsten Indizes jeweils moderate Gewinne. Die Teuerung zog im Juli gegenüber dem Vorjahresmonat nicht ganz so deutlich an wie von Analysten im Schnitt erwartet.
Der Leitindex Dow Jones Industrial schloss 0,15 Prozent im Plus bei 35 176,15 Punkten. Der marktbreite S&P 500 legte um 0,03 Prozent auf 4468,83 Zähler zu. Für den technologielastigen Auswahlindex Nasdaq 100 ging es um 0,18 Prozent auf 15 128,84 Punkte nach oben.
Im Trend ist die Inflation in den USA seit Juni 2022 gefallen. Volkswirte gehen von einem weiter nachlassenden Preisdruck aus. «Der an der Kernrate gemessene Inflationsdruck sollte in den nächsten Monaten recht niedrig bleiben», schrieben die Commerzbank-Experten. «Denn die Mieten, der wichtigste Ausgabenposten, steigen inzwischen langsamer, und Daten zu den Mieten bei Neuabschlüssen deuten darauf hin, dass der Aufwärtsdruck in Zukunft weiter nachlassen sollte.»
Inflationsdaten stehen derzeit besonders im Fokus, weil sie für die Geldpolitik der Notenbank von grosser Bedeutung sind. Die Fed hatte im Juli nach einer Pause die Zinsen erneut angehoben. Das weitere Vorgehen jedoch bleibt offen.
So hatte die regionale Fed-Chefin von San Francisco, Mary Daly, nach der Veröffentlichung der Inflationsdaten gesagt, dass die Notenbank noch «mehr Arbeit vor sich hat». Sie fügte hinzu, dass noch nicht entschieden worden sei, ob die Zinsen angehoben und wie lange sie konstant gehalten werden sollen. Nach diesen Aussagen liess die Risikobereitschaft der Anleger deutlich nach.
An der Dow-Spitze zogen die Aktien von Walt Disney um 4,9 Prozent an. Nach Netflix will auch der Medien- und Unterhaltungskonzern bei seinem Videostreaming-Dienst dem kostenlosen Teilen von Passwörtern über einen Haushalt hinaus ab 2024 ein Ende setzen. Zugleich wird die werbefreie Version des Streaming-Dienstes Disney+ teurer. Die Freizeitparks und die Kreuzfahrt-Reederei machten Disney in dem abgelaufenen Quartal unterdessen weiter Freude. Die Geschäftszahlen des Konzerns seien grösstenteils positiv gewesen, schrieb Analyst Markus Leistner von der DZ Bank.
Im S&P 500 ragten die Aktien der Autobauer Ford und General Motors mit Verlusten von 4,5 beziehungsweise 5,8 Prozent negativ heraus. Börsianern zufolge wächst die Besorgnis, dass die Forderungen der Gewerkschaftsführer die Arbeitskosten dieser Unternehmen in die Höhe treiben könnten.
Im Luxusmodesegment bahnt sich eine milliardenschwere Übernahme an: Der Modekonzern Tapestry (Marken: Coach, Kate Spade, Stuart Weitzman) will Capri Holdings (Michael Kors, Versace, Jimmy Choo) für 57 US-Dollar je Aktie übernehmen. Die Capri-Aktien schnellten um 55,7 Prozent auf 53,90 Dollar hoch, während die Tapestry-Papiere als Schlusslicht im S&P 500 um 16 Prozent absackten.
Der Euro wurde zuletzt mit 1,0980 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1019 (Mittwoch: 1,0968) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9075 (0,9117) Euro.
Am US-Rentenmarkt dominierten zum Handelsschluss an der Wall Street die Zinssorgen: Der Terminkontrakt für zehnjährige Staatsanleihen (T-Note-Future) fiel um 0,65 Prozent auf 110,67 Punkte. Die Rendite für zehnjährige Anleihen stieg im Gegenzug auf 4,11 Prozent. (awp/mc/pg)