New York – Die positiv aufgenommen Ergebnisse des EU-Krisengipfels haben dem Dow Jones Industrial am Freitag den bisher zweitgrössten Tagesgewinn des Jahres beschert. In Brüssel hatten sich die Staats- und Regierungschefs der Eurozone in der vergangenen Nacht darauf verständigt, den beiden grossen Krisenländern Spanien und Italien unter die Arme zu greifen. Darüber hinaus sollen künftig nicht nur Staaten, sondern auch Banken direkt auf die Rettungsfonds zugreifen können, sobald eine zentrale Finanzaufsicht installiert ist. Zudem wurde ein Wachstumspakt über 120 Milliarden Euro beschlossen.
Von Experten hiess es, damit verteilten sich die Risiken auf mehr Schultern, was die Wahrscheinlichkeit eines Zusammenbruchs der Eurozone zumindest kurzfristig verringere. Angesichts enttäuschender Unternehmenszahlen und uneinheitlicher Konjunkturdaten fielen die Gewinne an der Wall Street aber weniger stark aus als in Europa und Asien. So hellte sich die Stimmung der US-Einkaufsmanager in der Region Chicago in diesem Monat zwar überraschend etwas auf, das von der von der Universität Michigan ermittelte Konsumklima aber trübte sich im Juni stärker ein als zunächst gemeldet.
Der Dow gewann 2,20 Prozent auf 12.880,09 Punkte. Auf Wochensicht bedeutete dies einen Anstieg von 1,89 Prozent. Das Monatsplus von fast 4 Prozent war der grösste Zugewinn seit Oktober 2011. Für den marktbreiten S&P 500-Index ging es am Freitag um 2,49 Prozent auf 1.362,16 Punkte nach oben. An der technologielastigen Nasdaq-Börse stieg der Composite Index um genau 3,00 Prozent auf 2.935,05 Punkte, der Auswahlindex Nasdaq 100 kletterte um 3,12 Prozent auf 2.615,72 Punkte.
Ähnlich wie an den anderen Weltbörsen zählten auch in New York die Bankentitel zu den Favoriten. Besonders deutlich nach oben sprangen die Titel der Bank of America, die sich an der Dow-Spitze um 5,68 Prozent auf 8,18 US-Dollar verteuerten. Ferner zogen die nicht im Leitindex notierten Papiere der Citigroup um 3,87 Prozent und die von Goldman Sachs um 2,54 Prozent an.
Ausserhalb der Finanzbranche gab es allerdings vor allem schlechte Nachrichten. Die Aktien von Nike brachen wegen enttäuschender Zahlen am Ende des S&P 500 um 9,40 Prozent ein. Der Sportartikelhersteller musste wegen gestiegener Kosten im vierten Geschäftsquartal erstmals seit 2009 einen Gewinnrückgang hinnehmen und verfehlte die Analystenschätzungen deutlich.
Sogar um 19,06 Prozent rauschten die Papiere von Research In Motion (RIM) in die Tiefe, nachdem der Blackberry-Hersteller im ersten Geschäftsquartal mehr als eine halbe Milliarde Dollar Verlust gemacht hatte. Damit waren sie das einsame Schlusslicht im Nasdaq 100. Das Unternehmen kündigte zudem an, es werde auch im zweiten Quartal nicht aus den roten Zahlen kommen.
Für die Aktien von Ford ging es angesichts negativer Geschäftserwartungen um 4,96 Prozent bergab. Wegen der schwachen Entwicklung im Ausland rechnet der Autobauer im zweiten Quartal mit einem Gewinneinbruch. Vor allem in Europa hatten sich die Marktbedingungen seit Jahresbeginn deutlich verschlechtert. Auch in den USA läuft das Geschäft nicht mehr so rund wie im ersten Quartal, als Ford mit 2,1 Milliarden Dollar vor Steuern den grössten Gewinn seit zwölf Jahren erwirtschaftet hatte.
Die jüngsten Unternehmensnachrichten von Alcoa aber trafen auf ein positives Echo. Der Aluminiumkonzern will seine Wasserkraftsparte Tapoco Projects verkaufen. Dies sorgte für ein Kursplus von 2,82 Prozent. (awp/mc/upd/ps)