New York – Die Wall Street hat am Donnerstag von US-Inflationsdaten und der weiteren Dollar-Abschwächung profitiert. Im frühen Handel stieg der New Yorker Dow Jones Industrial bis auf 26 191 Punkte, was den höchsten Stand seit Anfang Februar bedeutet. Zum Börsenschluss behauptete er einen Gewinn von 0,57 Prozent auf 26 145,99 Punkte. Der marktbreite S&P 500 rückte letztlich um 0,53 Prozent auf 2904,18 Punkte vor und der technologielastige Nasdaq 100 stieg um 0,98 Prozent auf 7561,69 Zähler.
Zur Wochenmitte hatte der Dow nur kurz von möglichen neuen Gesprächen zwischen den Vereinigten Staaten und China im Handelsstreit profitiert. Per saldo ist er seit Ende August kaum von der Stelle gekommen, so dass neue Rekorde weiter auf sich warten lassen. Im Januar hatte das Börsenbarometer bei 26 616 Punkten seine bisherige Bestmarke aufgestellt.
Die Inflation in den USA ist im August etwas stärker gesunken als von Analysten erwartet. Entsprechend dürften die Daten die Erwartungen an ein höheres Zinserhöhungstempo der US-Notenbank Fed nicht forcieren, kommentierten die Volkswirte der Helaba. Dies ist positiv für Aktienanleger, da steigende Zinsen tendenziell die Attraktivität von Dividendenpapieren gegenüber festverzinslichen Wertanlagen wie Anleihen schmälern.
Zudem zog der Euro gegenüber dem US-Dollar deutlich an und setzte damit seinen jüngsten Aufwärtstrend fort. Als Kurstreiber für die Gemeinschaftswährung dienten Aussagen der Europäischen Zentralbank (EZB). Sie halbiert ab Oktober das Volumen ihrer monatlichen Anleihenkäufe. Zum Jahresende sollen diese komplett eingestellt werden. Ein schwächerer Dollar verbilligt tendenziell US-Produkte für ausländische Käufer.
Derweil bestätigte der Wirtschaftsberater von US-Präsident Donald Trump, Larry Kudlow, dass die USA eine chinesische Delegation zu weiteren Gesprächen zur Lösung des Handelsstreits eingeladen hätten. Dass Trump umgehend übertriebene Hoffnungen auf eine baldige Lösung des Konflikts dämpfte, konnte die Anleger nicht schrecken.
In ihrem aktuellen Konjunkturbericht («Beige Book») hatte die US-Notenbank Fed am Mittwoch darauf verwiesen, dass einige amerikanische Unternehmen wegen der Handelskonflikte Investitionen zurückgefahren oder verschoben hätten. Insgesamt seien die Unternehmen aber weiter zuversichtlich.
Bei Apple konnten sich die Aktionäre am Tag nach der Präsentation neuer Produkte über ein Kursplus von 2,42 Prozent freuen. Damit eroberten die Titel des Tech-Giganten den Spitzenplatz im Dow und blieben nur wenig unter ihrem Rekord von 229,67 Dollar. Zuletzt hatten sie im Zuge der Diskussionen um mögliche Strafzölle auf in China hergestellte Produkte überwiegend nachgegeben. Daran hatte am Mittwoch auch die Vorstellung neuer iPhones und der Computeruhr Apple Watch mit neuen Funktionen nichts geändert. Doch nun äusserten sich mehrere Analysten positiv zu den neuen Produkten.
Die Aktien des Sportartikelriesen Nike setzten derweil ihre Erholung fort und markierten bei 83,90 Dollar ein Rekordhoch. Am Ende stand ein Plus von 0,57 Prozent auf 83,47 Dollar zu Buche.
Dagegen sackten die seit Monaten stark gelaufenen Papiere von Kroger nach Geschäftszahlen um fast 10 Prozent ab. Der Lebensmittelhändler blieb im vergangenen Quartal umsatzseitig hinter den Markterwartungen zurück und musste einen weiteren Margenrückgang hinnehmen. Die Konkurrenten Walmart und Target hatten zuletzt überzeugende Resultate vorgelegt und ihre Jahresziele angehoben.
Am Markt für US-Staatsanleihen verloren richtungsweisende Papiere mit 10 Jahren Laufzeit 2/32 Punkte auf 99 6/32 Punkte. Sie rentierten mit 2,97 Prozent. Der Euro notierte im New Yorker Handel zuletzt bei 1,1691 Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs auf 1,1620 Dollar festgesetzt und der Dollar damit 0,8606 Euro gekostet. (awp/mc/pg)