US-Schluss: Verluste – Ukraine überschattet US-Jobdaten

US-Schluss: Verluste – Ukraine überschattet US-Jobdaten

New York – Sorgen über die Zuspitzung des Konflikts in der Ukraine haben die Wall Street am Freitag moderat ins Minus gedrückt. Die jüngsten Nachrichten aus dem osteuropäischen Krisenland überschatteten Händlern zufolge den zunächst positiv aufgenommenen Arbeitsmarktbericht. Auch schwache Industriedaten begünstigten den Stimmungsumschwung nach dem freundlichen Börsenstart. Zudem wurden die wenigen Unternehmensmeldungen negativ aufgenommen und mit Kursverlusten bestraft.

Der Dow Jones Industrial schloss 0,28 Prozent tiefer bei 16 512,89 Punkten und knüpfte damit an die moderaten Vortagsverluste an. Im frühen Handel war er noch bis auf wenige Punkte an sein knapp vier Wochen altes Rekordhoch herangerückt. Auf Wochenbasis schaffte der Leitindex einen Anstieg von 0,93 Prozent, am Mittwoch hatte er den Monat April mit einem unspektakulären Plus von 0,75 Prozent beendet. Der am Donnerstag ebenfalls schwächelnde marktbreite S&P-500-Index sank vor dem Wochenende um 0,13 Prozent auf 1881,14 Punkte. Der vortags freundliche technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 verlor 0,19 Prozent auf 3587,64 Punkte.

Trotz Warnungen aus Russland sind ukrainische Regierungstruppen mit schweren Waffen ins Zentrum der von Separatisten besetzten Stadt Slawjansk vorgerückt. Beide Konfliktparteien sprachen von Opfern. In der südukrainischen Millionenstadt Odessa kamen bei einem durch schwere Strassenschlachten verursachten Gebäudebrand mindestens 31 Menschen ums Leben. Kreml-Chef Wladimir Putin warnte, die Militäroffensive in der Ostukraine zerstöre die «letzte Hoffnung» auf eine diplomatische Lösung. US-Präsident Barack Obama drohte unterdessen nach einem Treffen mit Kanzlerin Angela Merkel mit weiteren Sanktionen gegen Moskau, falls Russland die Lage weiter ausser Kontrolle bringe.

Derweil hatte die US-Wirtschaft im April deutlich mehr Arbeitsplätze als erwartet geschaffen. 288’000 neue Stellen ausserhalb der Landwirtschaft bedeuteten den stärksten Zuwachs seit Januar 2012. Ausserdem wurden die Daten für die beiden Vormonate nach oben revidiert. Auch die Erwerbslosigkeit hatte sich überraschend deutlich verringert. Die Arbeitslosenquote hatte mit 6,3 Prozent den niedrigsten Stand seit September 2008 erreicht.

«Die Zahlen sind robust und untermauern das Szenario der wirtschaftlichen Belebung», kommentierte Volkswirt Ralf Umlauf von der Landesbank Helaba den Arbeitsmarktbericht. Die US-Notenbank dürfte sich in ihrem Entschluss bestätigt sehen, die konjunkturellen Unterstützungsmassnahmen weiter zu kürzen. Derweil stagnierten überraschend die für den Konsum wichtigen Stundenlöhne – Experten hatten mit einem kleinen Plus gerechnet. Ausserdem waren die US-Industrieaufträge im März weniger gestiegen als prognostiziert.

Bei den US-Einzelwerten zog vor dem Wochenende die Pharmabranche einmal mehr Aufmerksamkeit auf sich. Das britisch-schwedische Unternehmen AstraZeneca liess den US-Rivalen Pfizer trotz einer höheren Übernahmeofferte erneut abblitzen, was die Pfizer-Aktien um 1,28 Prozent sinken liess. Damit gehörten sie zu den schwächsten Werten im Leitindex.

Die Aktien des Konkurrenten Merck & Co verbuchten Verluste von 2,35 Prozent, womit sie ans Dow-Ende rutschten. Ein Bieterkrieg um eine Sparte des Konzerns scheint abgesagt: Kreisen zufolge steht der deutsche Pharma- und Chemiekonzern Bayer unmittelbar vor einem Kauf der rezeptfreien Medikamente von Merck. Nach der Absage eines Mitbewerbers führten die Leverkusener exklusive Verhandlungen, hiess es in Medienberichten.

Die Berichtssaison in den USA läuft langsam aus. Schwache Zahlen liessen die Chevron-Titel um 0,18 Prozent sinken. Fallende Preise hatten den Ölkonzern auch zum Jahresstart belastet. Im ersten Quartal war der Gewinn um über ein Viertel abgesackt. Analysten hatten mit mehr gerechnet. Schon zuvor hatten die britischen Rivalen BP und Shell über gesunkene Gewinne geklagt. Die Fördermenge war auch wegen des strengen Winters zurückgegangen und hatte den Umsatz nach unten gezogen.

Der Xing-Konkurrent LinkedIn nimmt derweil für seinen Wachstumsdrang einen Verlust in Kauf, wie die Zahlen zum ersten Quartal zeigten. Ferner enttäuschte das Karriere-Netzwerk mit dem Umsatzausblick auf das laufende zweite Quartal die Anleger. Entsprechend büssten die Papiere 8,74 Prozent an Wert ein. (awp/mc/upd/ps)

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