US-Schluss: Börsen erholt – Hoffnung auf Covid-Mittel

US-Schluss: Börsen erholt – Hoffnung auf Covid-Mittel

New York – Im Zuge eines Kurssprungs bei den Aktien von Merck & Co hat sich der Dow Jones Industrial am Freitag von seinen Vortagesverlusten weitreichend erholt. Die Nachricht, dass der Pharmakonzern mit einem Medikament gegen Covid-19 vor dem Durchbruch steht, rückte nach Tagen der Zinsangst wieder die Hoffnung auf einen Ausweg aus der Pandemie stärker in den Mittelpunkt.

Der Leitindex rückte am Ende um 1,43 Prozent auf 34’326,46 Punkte vor. Er verbuchte damit einen freundlichen Start in den Oktober. Auf Wochensicht konnte er sein Minus, das getrieben war von Inflationsbedenken, dem US-Haushaltspoker sowie Konjunktursorgen wegen Lieferengpässen, noch auf 1,4 Prozent reduzieren.

Der breiter gefasste S&P 500 stieg um 1,15 Prozent auf 4357,04 Zähler. Für die wachstumsträchtigen Tech-Werte, denen die Angst vor einer strafferen Geldpolitik zuletzt besonders stark zugesetzt hatte, fiel die Erholung etwas milder aus. Der von diesen geprägte Auswahlindex Nasdaq 100 legte um 0,70 Prozent auf 14’791,87 Punkte zu.

Börsianern zufolge gingen einige Anleger nun auf Schnäppchenjagd, um das reduzierte Kursniveau von Aktien zum Einstieg zu nutzen. Übergeordnet bleibe es aber spürbar, dass sie besorgt sind wegen der hohen Inflation und der Gefahr einer baldigen Straffung der Geldpolitik. Das Ergebnis sei eine in diesen Tagen erhöhte Nervosität und damit auch Volatilität der Kurse – mit einer nun starken Erholung.

Als Anstoss der Erholungsrally galten Studiendaten zu einem neuen Corona-Medikament vom Pharmakonzern Merck & Co , die besagten, dass das neue Mittel die Wahrscheinlichkeit sehr schwerer Verläufe bei Risiko-Patienten halbiert. Der Konzern will sich nun so schnell wie möglich um den Einsatz in den USA bemühen und auch entsprechende Anträge bei Behörden weltweit stellen.

Derartig oral verabreichte Medikamente würden wahrscheinlich eine Schlüsselrolle bei der Entlastung der Krankenhäuser spielen, die aktuell Corona-Patienten behandelten, schrieb Analyst Andrew Baum von der US-Bank Citigroup. Die Aktien von Merck & Co setzten sich mit einem Kurssprung von 8,4 Prozent klar an die Dow-Spitze.

Stark von dem neuen Hoffnungsschimmer in der Pandemie profitierten auch die Papiere aus der Reise- und Freizeitbranche. Die Papiere von American, Southwest, Delta und United Airlines schossen um zwischen 5,5 und 7,9 Prozent nach oben. Die Papiere der Hotelkette Marriott zogen um 5,3 Prozent an und jene von Walt Disney waren im Dow mit plus 4,0 Prozent der zweitgrösste Gewinner. Der Medienkonzern ist auch für seine Freizeitparks bekannt.

Umgekehrt führten die Nachrichten zu Kursverwerfungen bei den Papieren von Impfstoffherstellern. Hier wirkte die Aussicht auf die Markteinführung eines wirksamen Medikaments zeitweise wie ein Schock, die in New York hauptgehandelten Papiere von Biontech waren in der Spitze um mehr als 15 Prozent abgesackt. Am Ende relativierte sich der Abschlag hier auf 6,7 Prozent. Bei Moderna blieb ein deutlicheres Minus von mehr als elf Prozent übrig, die Titel waren so der grösste Verlierer im Nasdaq-100-Index.

Vor diesem Hintergrund gerieten auch die Aktien solcher Pharmaunternehmen unter Druck, die bislang Antikörper-Behandlungen für Bekämpfung von Corona entwickelt haben. So büssten Regeneron Pharmaceuticals 5,7 Prozent ein. Vir Biotech übertrumpften dies mit einem Kursrutsch um 21 Prozent und Adagio Therapeutics brachen gar um gut ein Drittel ein.

Etwas in den Hintergrund rückten am Freitag zahlreiche Konjunkturdaten. Diese stärkten auch nicht den US-Dollar, der Euro dagegen stabilisierte sich nach seinem jüngsten Tief seit gut 14 Monaten. Zuletzt wurden 1,1596 Dollar für ihn bezahlt. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1600 (Donnerstag: 1,1579) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8620 (0,8636) Euro.

US-Staatsanleihen erholten sich am Freitag ebenfalls. Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) stieg zuletzt um 0,43 Prozent auf 132,17 Punkte. Die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihe kam vom jüngsten Hoch seit Juni weiter zurück auf zuletzt 1,47 Prozent. (awp/mc/ps)

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