US-Schluss: Dow im freien Fall

Boerse

New York – Eine düstere Konjunktureinschätzung durch die US-Notenbank Fed und die Furcht vor einer zweiten Corona-Welle haben die Anleger an der Wall Street in die Flucht getrieben. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial brach am Donnerstag um 6,90 Prozent auf 25 128,17 Punkte ein und fand sich damit auf dem Niveau von Ende Mai wieder. Dies war der grösste prozentuale Tagesverlust auf Schlusskursbasis seit März. Zwischenzeitlich wäre der Dow fast unter die Marke von 25 000 Punkten gesackt. Für den marktbreiten S&P 500 ging es am Ende um 5,89 Prozent auf 3002,10 Punkte nach unten.

Jerome Powell, der Vorsitzende der Fed, hatte bereits zur Wochenmitte angesichts der schweren Wirtschaftskrise infolge der Corona-Pandemie klare Worte gefunden und gesagt, dass ein erheblicher Teil der Jobverluste dauerhaft sein könnte. Hinzu kamen am Donnerstag nun neue Infektionszahlen in der Corona-Krise: In einigen südlichen Bundesstaaten, darunter Florida und Texas, stiegen die Neuinfektionen wieder. «Wir erwarten die Wiedereinführung einiger Corona-Beschränkungen in einigen Städten oder Staaten in den kommenden Wochen», teilte das britische Analysehaus Pantheon mit.

In diesem Umfeld machten viele Anleger weiter Kasse. So war der Dow erst zum Wochenstart mit 27 580 Punkte auf den höchsten Stand seit Ende Februar klettert. Das war ein Plus von mehr als 50 Prozent seit dem Corona-Crashtief im März. Nicht weniger Börsianer hatten bereits von einer Überhitzung des Marktes wegen der Billiggeldflut der Notenbanken gesprochen, die nichts mehr mit den realen Wirtschaftsperspektiven zu tun habe.

Der techwertelastige Nasdaq 100 war sogar auf ein Rekordhoch gestiegen und knickte nun um 5,01 Prozent auf 9588,48 Punkte ein. Die Powell-Äusserungen scheinen die Anleger nun ein Stück weit in die Realität zurückgeholt zu haben.

Im Dow notierten alle Aktien im Minus. Am besten schlugen sich noch die als weniger konjunktursensibel geltenden Aktien des Einzelhandelskonzerns Walmart , die lediglich um knapp ein Prozent nachgaben.

Am Index-Ende rutschten die Papiere des Flugzeugbauers Boeing um mehr als 16 Prozent ab. Sie hatten zuletzt ebenso wie die Anteilscheine der Fluggesellschaften United Airlines und American Airlines stark von dem allmählichen Wiederanfahren der Wirtschaft profitiert. Deren Papiere büssten jeweils rund 16 Prozent ein.

Im Fokus stand ferner eine Übernahme: Im Geschäft mit Essenslieferungen wird wohl bald ein transatlantisches Schwergewicht entstehen. Die britisch-niederländische Firma Just Eat Takeaway.com übernimmt den Rivalen Grubhub vollständig. Zugleich hat damit der Fahrdienst-Vermittler Uber , der bislang ebenfalls als möglicher Käufer von Grubhub galt, das Nachsehen.

Durch den Zusammenschluss entsteht den Unternehmen zufolge der grösste Essenslieferkonzern ausserhalb Chinas. Die Transaktion soll im ersten Quartal 2021 abgeschlossen werden. Die Grubhub-Aktien machten einen Sprung um fast fünf Prozent nach oben, während die Papiere von Uber um knapp elf Prozent absackten.

Um rund zehn Prozent brachen die Anteilscheine des zweitgrössten US-Autobauers Ford ein. Dieser ruft in Amerika wegen möglicher Defekte bei der Türverriegelung zahlreiche Fahrzeuge in die Werkstätten zurück.

Der Euro litt unter dem starken US-Dollar und wurde zuletzt mit 1,1293 US-Dollar gehandelt. Der Dollar gilt als weltweite Reservewährung, die in unsicheren Zeiten oftmals verstärkt nachgefragt wird. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1348 (Mittwoch: 1,1375) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8812 (0,8791) Euro. Am US-Rentenmarkt profitierten richtungweisende zehnjährige Staatsanleihen von ihrem Status als sicherer Hafen und stiegen um 18/32 Punkte auf 99 19/32 Punkte. Sie rentierten mit 0,666 Prozent.

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