New York – Die Aussicht auf eine erste Leitzinsanhebung in den USA nach der Finanzkrise hat am Montag die Börsen an der Wall Street geschwächt. Die schon deshalb pessimistischeren Töne wurden noch verstärkt, da es in den vergangenen zehn Wochen am US-Aktienmarkt fast nur noch eine Richtung gegeben hatte: nach oben. Nun schloss der Dow Jones Industrial mit exakt 1,00 Prozent im Minus bei 17’730,48 Punkten.
Der den Markt widerspiegelnde S&P-500-Index sank um 0,98 Prozent auf 2078,58 Punkte, und an der Nasdaq-Börse verlor der Auswahlindex Nasdaq 100 1,10 Prozent auf 4655,52 Punkte.
Seit seinen kräftigen Verlusten Ende August hatte der Dow wieder an Fahrt aufgenommen und sich am vergangenen Dienstag erneut stark der 18’000-Punkte-Marke genähert. Erst im Mai hatte er bei 18 351,36 Punkten den höchsten Stand seiner Geschichte erreicht. Der Nasdaq 100 hatte in der vergangenen Woche zudem erstmals seit März 2000 wieder die Marke von 4700 Punkten geknackt.
Als das US-Arbeitsministerium am Freitag nun einen überraschend deutlichen Stellenaufbau im Oktober und die niedrigste Arbeitslosenquote seit April 2008 bekannt gegeben hatte, schürte dies nicht nur die Konjunkturzuversicht der Anleger. Gleichzeitig wächst damit auch die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Notenbank Fed im Dezember erstmals seit der Finanzkrise die Zinsen anhebt. Aktien würden dadurch gegenüber festverzinslichen Anlageformen wie Anleihen an Attraktivität verlieren.
Favorit im Leitindex Dow waren die Aktien von Dupont mit plus 1,00 Prozent. Der Chemiekonzern hat mit Edward Breen wieder einen neuen Unternehmenschef und Präsidenten des Verwaltungsrates. Schon seit dem 16. Oktober ist er übergangsweise als Nachfolger von Ellen Kullman in beiden Ämtern tätig. Nachdem die Investmentfirma Trian Fund Management von Kullman kräftige Kostensenkungen und eine Aufspaltung des Konzerns gefordert hatte, war die langjährige Unternehmenschefin zurückgetreten. Sie hatte den Vorschlag zuvor als kostenträchtig und riskant zurückgewiesen.
Die Papiere von Cisco sanken um 0,95 Prozent. Die Netzwerk-Giganten Ericsson und Cisco hatten am Morgen eine Zusammenarbeit angekündigt. Unter anderem wollen sie ihre Angebote aufeinander abstimmen und gemeinsam vermarkten. Als Teil der Patentvereinbarung soll Ericsson zudem Lizenzgebühren von Cisco bekommen.
Die Aktien von Weight Watchers stiegen ausserhalb der grossen Indizes um 3,54 Prozent auf 23,70 US-Dollar, nachdem sie bereits am Freitag kräftig von starken Quartalszahlen profitiert hatten. Nun gaben Berichte Auftrieb, wonach der Hedge-Fonds-Manager Steven A. Cohen bei dem Diät-Spezialisten eingestiegen ist. Über seinen Fonds Point72 Asset Management werde Cohen künftig 6 Prozent am Unternehmen halten, womit er viertgrösster Anteilseigner werde, hiess es.
Bereits im Oktober hatte sich der Aktienkurs von Weight Watchers verdoppelt, nachdem die bekannte US-Talkmasterin Oprah Winfrey mit 10 Prozent bei Weight Watchers eingestiegen war. Seitdem legten die Titel weiter zu. Wer die Papiere bereits vor Winfreys Aktienkauf gehalten hat, kann sich darüber freuen, dass sie jetzt gut dreieinhalb Mal so viel wert sind wie noch vor wenigen Wochen. Bis zum Rekordhoch bei knapp 87 Dollar aus dem Jahr 2011 hat die Aktie allerdings noch einen weiten Weg vor sich.
An der Nasdaq sorgten schwache Geschäftszahlen von Dish bei der Aktie für Kursverluste von 1,02 Prozent. Der zweitgrösste US-Satellitenfernsehanbieter war beim Quartalsumsatz hinter den Analystenerwartungen zurückgeblieben.
Der Euro wurde zur Schlussglocke an der Wall Street bei 1,0757 Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,0776 (Freitag: 1,0864) Dollar festgesetzt. Am US-Rentenmarkt verloren richtungsweisende zehnjährige Staatsanleihen 3/32 Punkte auf 97 1/32 Punkte und rentierten mit 2,34 Prozent. (awp/mc/upd/ps)