New York – Sinkende Ölpreise haben am Donnerstag etwas auf die Stimmung an den US-Börsen gedrückt. Im späteren Handel jedoch verringerten die wichtigsten Aktienindizes ihre Verluste deutlich. Der Dow Jones Industrial , der am Vortag erstmals wieder seit April über der 18 000-Punkte-Marke geschlossen hatte, beendete den Tag mit einem kleinen Abschlag von 0,11 Prozent auf 17 985,19 Punkte.
Der breit gefasste S&P 500 verlor 0,17 Prozent auf 2115,48 Punkte. Ein Marktstratege hob seinen «bemerkenswert stabilen Verlauf» in den vergangenen drei Wochen hervor. Er fügte jedoch an, dass nach dem Arbeitsmarktbericht für den Monat Mai das Vertrauen auf eine Erholung der US-Wirtschaft gelitten haben dürfte. Der Technologiewerte-Index Nasdaq 100 sank am Donnerstag um 0,18 Prozent auf 4512,69 Punkte.
Die Klettertour der Ölpreise hatte vorerst ein Ende gefunden, nachdem im frühen europäischen Handel erneut mehrmonatige Höchststände erreicht worden waren. Experten des Bankhauses Metzler hatten den Rückgang als Gegenbewegung infolge eines zu schnellen Preisanstiegs interpretiert.
Auf die Laune der Anleger drückte auch ein Pressebericht, demzufolge US-Starinvestor George Soros in Erwartung wirtschaftlicher Turbulenzen auf fallende Kurse setzt. Das «Wall Street Journal» hatte berichtet, dass sich Soros um die Entwicklung der Weltwirtschaft sorge. Die Kapitalflucht aus China und das dortige politische Klima seien ebenso Risikofaktoren wie ein mögliches Auseinanderbrechen der Europäischen Union, resultierend aus Flüchtlingskrise, Griechenlandkrise und dem Austritt Grossbritanniens, hiess es.
Die etwas besser als erwartet ausgefallenen wöchentlichen US-Arbeitsmarktdaten bewegten laut Händlern den Markt dagegen kaum.
Aus Unternehmenssicht waren fundamentale Neuigkeiten Mangelware. Yahoo zählten im Nasdaq 100 zu den Spitzenwerten mit plus 1,03 Prozent. Der Fernsehsender CNBC berichtete am Donnerstag unter Berufung auf informierte Personen, dass der Konzern für sein Web-Geschäft mehrere Gebote in Höhe von fünf Milliarden Dollar und mehr erhalten habe. Damit wären die Beträge höher als zuletzt spekuliert.
Der Telekommunikations- und Medienriese Verizon , der bisher als aussichtsreichster Anwärter gehandelt wurde, biete 3,5 Milliarden Dollar, hiess es. Yahoo hatte sich zum Verkauf gestellt, nachdem der anfängliche Plan gescheitert war, die Beteiligung an der chinesischen Plattform Alibaba steuerfrei abzustossen. Verizon-Titel legten um 0,83 Prozent zu.
Im Dow verloren die Papiere von Caterpillar auf dem letzten Indexplatz 1,22 Prozent. An der Index-Spitze legten Nike um 1,52 Prozent zu.
Die Apple-Aktien gewannen 0,72 Prozent. Der iPhone-Hersteller will attraktiver für App-Entwickler und Inhalte-Anbieter werden und überlässt ihnen einen höheren Anteil an den Abo-Einnahmen. Aktuell behält Apple grundsätzlich 30 Prozent ein. Künftig sollen es nach dem ersten Jahr nur noch 15 Prozent sein.
Ebenfalls an der New Yorker Börse Nyse legten die Titel von Valeant um 6,52 Prozent zu und erholten sich damit etwas von ihren jüngsten kräftigen Verlusten. Der unter Druck stehende kanadische Pharmakonzern will laut der «Financial Times» den Vertrag mit seinem Partner, der US-Apothekenkette Walgreens Boots Alliance , ändern. Da der Verkauf von Medikamenten über Walgreens Valeant Verluste einbringe, sollten die Rahmendaten geändert oder die Partnerschaft beendet werden, berichtete die Wirtschaftszeitung unter Verweis auf mit der Sache vertraute Personen. Walgreens gaben an der Nasdaq um 0,54 Prozent nach.
Erst am Dienstag hatte der neue Valeant-Vorstandschef Joseph Papa den Markt mit einer Gewinnwarnung geschockt – die dritte innerhalb von sechs Monaten. Das Papier war daraufhin um mehr als 14 Prozent eingebrochen. (awp/mc/upd/pg)