US-Schluss: Dow leicht im Plus – Unsicherheit hält an
New York – Konjunktursorgen in den USA und China haben den US-Aktienmarkt am Donnerstag auf eine Berg- und Talfahrt geschickt. Erst gegen Handelsende schaffte der Leitindex Dow Jones Industrial den Sprung in die Gewinnzone und schloss mit plus 0,27% bei 12’529,75 Punkten. Zwischenzeitlich war er bis auf rund 12’420 Punkte gefallen. Der breiter gefasste S&P 500 stieg am Ende um 0,14% auf 1’320,68 Punkte. Die technologielastigen Nasdaq-Indizes gaben allerdings nach. Der Composite Index fiel um 0,38% auf 2’839,38 Punkte und der Auswahlindex Nasdaq 100 verlor 0,62% auf 2’531,35 Punkte.
Händler begründeten den späten Sprung in die Gewinnzone mit Aussagen des italienischen Ministerpräsidenten Mario Monti zu den von einigen europäischen Ländern favorisierten Eurobonds. Während des Handels hatten allerdings Konjunkturnachrichten aus den USA und China die Stimmung der Anleger gedrückt.
Die US-Aufträge für langlebige Güter waren im April insgesamt wie erwartet leicht gestiegen. Allerdings waren sie ohne die grossvolumigen Transport-Orders um 0,6% gesunken, während Experten mit einem Zuwachs um 0,8% gerechnet hatten. Die US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe waren wie erwartet nur leicht zurückgegangen. Laut Experten signalisiert das eine mögliche Pause bei der Arbeitsmarkterholung. Zudem trüben sich auch bei der weltweiten Wachstumslokomotive China die Konjunkturaussichten zusehends ein.
Nach unlängst reihenweise enttäuschenden Daten insbesondere zum Aussenhandel und den Unternehmensinvestitionen sorgte am Donnerstag das chinesische Pendant zu den Euro-PMIs für lange Gesichter. Der Einkaufsmanagerindex der Grossbank HSBC hatte im Mai abermals nachgegeben und verharrt damit seit mehr als einem halben Jahr unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Dies lässt auf eine seither schrumpfende Industrie schliessen.
Unter den Einzelwerten standen Hewlett-Packard (HP) im Mittelpunkt des Anlegerinteresses. Der weltgrösste Computerhersteller hatte angekündigt, wegen des schrumpfenden Geschäfts weltweit rund 27’000 Stellen zu streichen. Die Geschäftszahlen zum zweiten Geschäftsquartal waren zudem besser ausgefallen als von den meisten Analysten befürchtet worden war. Die Papiere schlossen mit plus 3,27%. Mit +0,70% verzeichneten die Anteilscheine von Johnson & Johnson einen leichten Anstieg, obwohl ein Expertengremium der US-Gesundheitsbehörde FDA am Mittwoch empfohlen hatte, den Gerinnungshemmer Xarelto nicht zur Vorbeugung gegen Herzinfarkte zuzulassen. Die Arznei entwickelt der deutsche Pharmakonzern Bayer gemeinsam mit Johnson & Johnson.
Die Facebook-Aktie scheint ihre Erholung vom Mittwoch nach den heftigen Verlusten der Vortage mit rund plus 3,20% fortzusetzen. Der Wirbel um das soziale Netzwerk hält allerdings an: Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg meldete, erwägt Facebook wegen der massiven technischen Pannen beim Handelsstart vergangenen Freitag die Börse zu wechseln. Demnach könnte Facebbok von der rein computergestützt arbeitenden Nasdaq zur traditionsreichen New York Stock Exchange überlaufen, die auch noch einen Parketthandel besitzt.
Im Fokus standen auch die Papiere von Oracle und Google. Dem Softwarekonzern droht eine Niederlage in dem Prozess gegen den Suchmaschinenbetreiber wegen des Smartphone-Betriebssystems Android. Die Geschworenen in San Francisco stellten laut Gerichtsunterlagen keine Verletzung von Oracle-Patenten durch Android fest, womit die Milliarden-Schadenersatzforderungen von Oracle gegen Google wohl hinfällig sind. Allerdings konnten die Google-Papiere davon nicht profitieren. Beide Titel gaben nach, Oracle um 2,10% und Google um 0,95%.
Der mit Abstand grösste Verlierer im Nasdaq 100 waren aber NetApp mit minus 12,33%. Der Spezialist für Datenspeicherung und des Datenmanagement hatte den Markt mit seinen Prognosen für das laufende Quartal enttäuscht. Mit einem deutlichen Abschlag notierte auch das Papier von Tiffany, nachdem der Juwelier die Gewinnprognosen für das laufende Jahr reduziert hatte. Der Kurs fiel um 6,81%. (awp/mc/ps)