US-Schluss: Jüngste Rally vorerst ohne Fortsetzung

US-Schluss: Jüngste Rally vorerst ohne Fortsetzung
(Adobe Stock)

New York – Nach dem starken Vortag hat am Donnerstag die Kauflust am US-Aktienmarkt nicht lange angehalten. Der technologielastige und zinssensible Nasdaq 100 , der zur Wochenmitte begünstigt von nachlassendem Inflationsdruck noch besonders deutlich zugelegt hatte, verlor diesmal 0,65 Prozent auf 13 291,99 Punkte. Der Leitindex Dow Jones Industrial schloss knapp im Plus mit 0,08 Prozent auf 33 336,67 Punkten. Der marktbreite S&P 500 verbuchte ein Minus von 0,07 Prozent auf 4207,27 Zähler.

Dank der jüngsten Rally am Aktienmarkt hatten zuletzt alle drei Indizes wieder das Kursniveau von Anfang Mai erreicht. Allein der Nasdaq 100 erholte sich seit seinem Juni-Tief bereits wieder um gut 20 Prozent. Möglicherweise sei die Rally etwas zu weit gelaufen, hiess es nun am Markt.

Am Donnerstag stützte der zuletzt etwas geringere Inflationsdruck in den Vereinigten Staaten die Kurse nur anfangs noch. Konjunkturdaten an diesem Handelstag zeigten, dass sich im Juli auch der Preisauftrieb auf Herstellerebene stärker als erwartet abschwächte.

Die jüngsten Inflationsdaten hätten ein ermutigendes Signal gesendet in Richtung seines Szenarios einer weichen Landung der US-Wirtschaft, schrieb der Anlagestratege der UBS-Vermögensverwaltung, Mark Haefele. Anleger sollten aber weiterhin vorsichtig agieren, riet er. Nach wie vor sei nicht ganz klar, in welche Richtung die Wirtschaft sich entwickeln werde und wie die Haltung der US-Notenbank Fed dann aussehe. Die Zeit für eindeutige Positionierungen am Markt sei noch nicht da.

Vertreter der Fed sagten ausserdem in Reaktion auf die Verbraucherpreisdaten vom Vortag, diese änderten nichts daran, dass die Notenbank für dieses und das kommende Jahr höhere Zinsen anstrebe. Zuletzt war die Fed Ende Juli mit einer Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte gegen die hohe Teuerung vorgegangen. Die Inflation bleibe «inakzeptabel hoch», sagte etwa der Chef der regionalen Notenbank von Chicago, Charles Evans.

Unter den Einzelwerten bauten die Aktien von Walt Disney ihren Vortagesgewinn aus. Der Unterhaltungsriese holte mittlerweile mit seinen Streaming-Angeboten den langjährigen Marktführer Netflix ein. Das Geld für das Entertainment-Imperium verdiente unterdessen im dritten Geschäftsquartal das klassische Geschäft mit der TV-Kabelsparte sowie Filmstudios, Themenparks, Ferienanlagen und Kreuzfahrtschiffen. Insgesamt übertraf Disney mit dem bereinigten Gewinn je Aktie die Markterwartung. Die Disney-Papiere waren erneut an der Spitze im Dow und legten dort um weitere 4,7 Prozent zu. Die Anteile von Netflix gaben um 0,6 Prozent nach.

Einen Kurseinbruch von rund einem Viertel mussten die Anleger des Lautsprecher-Anbieters Sonos verarbeiten. Der Konzern sieht ein so schlechtes Umfeld für sein Geschäft, dass er den Start eines neuen Produkts verschiebt. Sonos habe seit Juni eine Abschwächung der Nachfrage in seinen Geschäftsfeldern verzeichnet, sagte Firmenchef Patrick Spence in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Er führte es teilweise darauf zurück, dass Verbraucher ihr Geld aktuell eher für Dienstleistungen und Reisen statt für Waren ausgäben.

Die Onlinedating-Plattform Bumble verfehlte mit der Umsatzprognose für das dritte Geschäftsquartal die Erwartungen am Markt. Die Papiere sackten um 8,6 Prozent ab.

Gesundheitswerte hatten insgesamt das Nachsehen. Johnson & Johnson etwa verloren am Dow-Ende 2,1 Prozent. Pfizer sanken im S&P 500 um 3,3 Prozent. Marktteilnehmer brachten die Verluste von Pfizer auch mit den laufenden Produkthaftungsklagen zum zurückgerufenen Medikament Zantac in Verbindung. Diese hatten im europäischen Handel bereits den Aktien von Sanofi und GlaxoSmithKline (GSK) schwer zugesetzt.

Laut dem Analysten Chris Schott von JPMorgan dürften die Folgen für Pfizer beherrschbar sein. Zantac war einst ein beliebtes Medikament zur Unterdrückung der Magensäureproduktion bei Sodbrennen. In den USA behaupten Kläger schon eine Weile, das Mittel habe bei ihnen angeblich Krebs verursacht. Schott wies darauf hin, dass in den vergangenen 25 Jahren mehrere Unternehmen, darunter Boehringer, Sanofi und Pfizer, die Rechte in den USA für einen rezeptfreien Verkauf des von GSK Anfang der 1980er-Jahre auf den Markt gebrachte Mittel gehabt hätten.

Der Euro blieb im US-Handel über 1,03 Dollar. Nach dem Börsenschluss in New York notierte die Gemeinschaftswährung bei 1,0324 US-Dollar. Im europäischen Vormittagsgeschäft war der Euro noch unter 1,03 Dollar gefallen, anschliessend aber bis auf 1,0364 Dollar gestiegen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,0338 (Mittwoch: 1,0252) Dollar festgesetzt, der Dollar damit 0,9673 (0,9754) Euro gekostet. (awp/mc/pg)

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