New York – Die jüngste Rekordrally an den US-Börsen ist am Mittwoch im Zuge durchwachsener Quartalszahlen nur an der Nasdaq-Börse weiter gegangen. Bei den Standardwerten im Dow Jones Industrial zogen sich die Anleger vor allem im Späthandel zurück. Nachdem sich der Leitindex am Vortag mit knapp 35’893 Punkten zeitweise der 36 000er Marke genähert hatte, ging er nun 0,74 Prozent tiefer bei 35’490,69 Zählern über die Ziellinie.
Dafür ging aber der gute Lauf an der Nasdaq weiter – unter anderem beflügelt von einem Höhenflug der Alphabet – und Microsoft-Aktien. Der Auswahlindex Nasdaq 100 verteidigte am Ende ein Plus von 0,25 Prozent auf 15’598,39 Punkte. In der Spitze hatte er sein Rekordhoch aber auch viel deutlicher bis auf knapp 15 730 Zähler gesteigert. Der marktbreite S&P 500 rutschte im Verlauf mit 0,51 Prozent ins Minus ab auf 4551,68 Punkte.
In der bisher stark verlaufenen Berichtssaison gab es am Mittwoch eine ganze Flut an hochkarätigen Geschäftszahlen zu verarbeiten – mit Reaktionen, die dieses Mal etwas durchwachsener ausfielen. Am Markt hiess es ausserdem, die zuletzt in den Hintergrund gedrängten Inflations- und Zinsrisiken seien weiterhin nicht vergessen. Craig Erlam vom Broker Oanda verwies auf eine am Mittwoch steiler gewordene Renditekurve am Anleihemarkt, die Anleger offenbar ein wenig nervös gemacht habe.
Vertreter mit positiven Quartalszahlen waren im Dow die Aktien von Microsoft, Coca-Cola und McDonalds. Microsoft nahm mit einem Anstieg um 4,2 Prozent die Spitze ein, die Aktie blieb auf Rekordjagd. Dank der florierenden Cloud-Dienste verdiente der Softwareriese im vergangenen Geschäftsquartal prächtig. Im Vergleich zu Apple holte die Aktie weiter auf, was das Rennen um das weltweit wertvollste Unternehmen betrifft.
Coca-Cola und McDonalds folgten auf den Dow-Rängen mit Anstiegen um 1,9 respektive 2,7 Prozent. Sie überzeugten mit Quartalszahlen, die die Erwartungen übertrafen. Im Falle von Coca-Cola sorgte ausserdem ein angehobener Gewinnausblick für die gute Stimmung. Bei Boeing waren die Reaktionen der Anleger verhaltener, wie ein Kursverlust von 1,5 Prozent zeigt.
Eine herbe Enttäuschung gab es hingegen für die Visa-Aktien, die ihren Kursverlust auf 6,9 Prozent steigerten. Im vergangenen Quartal gab es zwar einen kräftigen Gewinnsprung. Experten zufolge wurde dies aber vom enttäuschenden Ausblick auf das Jahr 2022 getrübt. Auch die Mastercard -Aktien wurden davon mitbelastet, sie sackten um sechs Prozent ab.
An der Nasdaq-Börse galten neben Microsoft die Aktien von Alphabet mit einem Sprung auf Rekordniveau als positiver Stimmungsfaktor. Das Kursplus beider Aktiengattungen betrug letztlich knapp fünf Prozent. Die Google-Mutter profitierte im vergangenen Quartal mit einem Gewinnsprung weiter enorm von der Digitalisierungsbewegung. «Ein weiteres starkes Werbequartal mit kaum einem Kratzer», zog Jefferies-Analyst Brent Thill ein erstes Fazit.
Im Chipsektor fielen die Aktien von Texas Instruments aber negativ auf, indem sie um fünf Prozent absackten. Zeitweise waren sie auf den tiefsten Stand seit mehr als zwei Monaten gefallen. Ein enttäuschender Umsatzausblick wurde hier für die Kursverluste verantwortlich gemacht.
Am breiten Markt rückten unter anderem die Aktien von General Motors mit einem Kursrutsch um 5,4 Prozent negativ ins Blickfeld. RBC-Analyst Joseph Spak sah die Zahlen des Autobauers zwar über den Erwartungen, betonte aber nach einem guten Lauf der Aktien in den vergangenen zwei Monaten die Gefahr von Gewinnmitnahmen.
Ein deutlich negativer Zahlenvertreter waren obendrein die Aktien des Neo-Brokers Robinhood. Eine enttäuschende Umsatzentwicklung liess hier die Aktien um 10,4 Prozent einbrechen. Mit 35,44 US-Dollar rutschte der Kurs unter den Ausgabepreis, der beim Börsengang im Juli 38 Dollar betragen hatte.
Der Euro hat sich am Tag vor dem Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) weiter um die Schwelle von 1,16 US-Dollar bewegt. Zuletzt lag der Kurs gerundet bei dieser Marke. Die EZB hatte den Referenzkurs zwischenzeitlich auf 1,1617 (Dienstag: 1,1618) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8608 (0,8607) Euro.
Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) legte um 0,35 Prozent auf 131,06 Punkte zu. Die Rendite der zehnjährigen Papiere fiel auf 1,54 Prozent, sie erreichte den tiefsten Stand seit zwei Wochen. (awp/mc/ps)