US-Schluss: Kurse im Keller – Kein Ende der Achterbahnfahrt

Boerse

New York – Am US-Aktienmarkt regiert wegen des neuartigen Coronavirus weiterhin die Unsicherheit. Nach dem deutlichen Vortagesgewinn ging es am Donnerstag wieder ebenso deutlich bergab – und damit die Achterbahnfahrt der letzten Tage weiter. Der Dow Jones Industrial verlor 3,58 Prozent auf 26’121,28 Punkte. Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom rief inzwischen wegen der Ausbreitung des Virus den Notstand aus.

Tags zuvor hatte der US-Leitindex noch 4,5 Prozent gewonnen. Dabei hatte er von den Ergebnissen der US-Vorwahlen und der Ankündigung milliardenschwerer Hilfspakete zur Eindämmung des Virus profitiert. Die Rally hatte aber nur kurze Beine, zu gross ist die Furcht vor den Folgen des Virus. Es sehe derzeit so aus, als agierten Händler umso nervöser, je mehr Geld zur Bekämpfung der Krise bereitgestellt werde, sagte Analyst David Madden von CMC Markets UK. Das Einschreiten werde wohl eher als Zeichen der Schwäche interpretiert. Am US-Anleihemarkt sanken am Donnerstag die Renditen deutlich.

Für den marktbreiten S&P 500 ging es am vorletzten Handelstag der Woche um 3,39 Prozent auf 3023,94 Punkte nach unten. Der technologielastige Nasdaq 100 sackte um 3,10 Prozent auf 8671,66 Punkte ab. Die US-Konjunktur sendete ebenfalls Schwächesignale: So hatte die Industrie im Januar weniger Aufträge erhalten als von Fachleuten erwartet.

Die Aktien von Boeing rutschten auf ein Tief seit Ende 2017 und verloren zum Handelsschluss 8,04 Prozent, womit sie der zweitschwächste Dow-Wert waren, übertroffen nur von United Technologies mit minus 9,06 Prozent. Die Ausbreitung des Coronavirus setzt dem krisengeschüttelten Flugzeugbauer nach dem Desaster mit seiner 737 Max zusätzlich zu. Am Vortag hatten bereits Kreisemeldungen die Runde gemacht, wonach der europäische Erzrivale Airbus erwägt, die Produktion seiner A330neo-Jets zusammenzustreichen.

Airlines dürften Flugzeugbestellungen wegen des Coronavirus hinauszögern. Airbus litt bereits im Februar unter einer Auftragsflaute mit Null Bestellungen. Die derzeit weltweit eingeschränkte Reiseaktivität führt dazu, dass immer mehr Airlines Flugzeuge am Boden lassen und ihre Flugpläne ausdünnen. Ihre Aktienkurse verloren deshalb bereits in den vergangenen Tagen stark an Wert. Auch an diesem Donnerstag ging es wieder kräftig bergab. United Airlines und American Airlines verloren jeweils mehr als 13 Prozent, Delta Air Lines mehr als 7 Prozent.

Banken waren ebenfalls sehr schwach. Die Aussicht auf tiefere Zinsen setzt ihnen zu. JPMorgan und Goldman Sachs verbuchten Abschläge von jeweils annähernd 5 Prozent.

Das Ölkartell Opec will auf die wirtschaftlichen Folgen des neuen Coronavirus mit einer deutlichen Kürzung der Rohölförderung reagieren. Eine weitere Verschärfung der Lage würde die Nachfrage nach Rohöl weiter dämpfen. Der Ölkonzern ExxonMobil kündigte nun an, die Produktion im wichtigen Permbecken in den USA zu drosseln und reagiert damit auf die jüngst sinkenden Ölpreise. Das beschwichtigte die Anleger aber nicht, die Aktien verloren 4,41 Prozent. Investoren sorgten sich wegen des hohen Ausgabenprogramms des Konzerns.

Die Milliarden aus dem im Repräsentantenhaus beschlossenen Coronavirus-Hilfspaket sollen in präventive Massnahmen und die Entwicklung von Therapien und Impfstoffen fliessen. Die Aktien einiger kleinerer Unternehmen werden nun als Profiteure gefeiert. Kurssprünge von fast 19 Prozent gab es etwa bei Co-Diagnostics , die Aktien von iBio verteuerten sich am Ende nur noch um etwas mehr als 4 Prozent.

Die Aktien des Halbleiterherstellers Cypress Semiconductor stürzten um mehr als 17 Prozent ab. Laut dem Fachdienst MLex stellt sich die US-Behörde CFIUS gegen die geplante Übernahme durch den deutschen Wettbewerber Infineon . Zum Thema wurde auch wieder das Übernahmeinteresse von Xerox am Konkurrenten HP Inc . Der PC- und Druckerhersteller wehrt sich weiter gegen die Bestrebungen des deutlich kleineren Drucker- und Kopiererherstellers. HP bezeichnete die im Februar auf 24 Dollar aufgestockte Offerte als immer noch zu niedrig. HP notierten mit minus 0,28 Prozent nur leicht schwächer, Xerox verloren hingegen deutliche 6,03 Prozent.

Der Euro baute im Tagesverlauf seine Kursgewinne sukzessive auf über 1,12 Dollar aus. Nach US-Börsenschluss wurden 1,1237 Dollar dafür bezahlt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1187 (Mittwoch: 1,1125) US-Dollar festgesetzt und der Dollar damit 0,8939 (0,8989) Euro gekostet. Am US-Rentenmarkt stiegen richtungsweisende zehnjährige Papiere um einen ganzen und 9/32 Punkte auf 105 16/32 Punkte. Sie rentierten mit 0,918 Prozent. (awp/mc/pg)

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