New York – Die US-Aktienmärkte haben am Freitag dank mehrheitlich positiv aufgenommener Quartalsberichte von US-Unternehmen zugelegt. Allerdings gab es bei den Einzelwerten auch einige deutliche Ausreisser nach unten. Die Kauflaune dämpften Sorgen über die Inflation sowie über mögliche Konsequenzen für regionale Banken nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank. Beamte der US-Notenbank Fed fordern deshalb nun weitreichende Änderungen der Bankvorschriften.
Der Dow Jones Industrial stieg erstmals seit zehn Tagen wieder über die Marke von 34’000 Punkten und erreichte in den Schlussminuten den höchsten Stand seit zweieinhalb Monaten. Letztlich gewann der US-Leitindex 0,80 Prozent auf 34’098,16 Punkte. Daraus resultiert ein Wochengewinn von rund 0,9 Prozent an. Im Börsenmonat April steht für den Dow ein Plus von rund 2,5 Prozent zu Buche. Der marktbreite S&P 500 stieg am Freitag um 0,83 Prozent auf 4069,48 Zähler. Der Nasdaq 100 legte um 0,65 Prozent auf 13 245,99 Punkte zu.
Die Anleger seien wegen der Unsicherheit über mögliche weitere Zinserhöhungen der Fed nervös, nachdem neue Inflationsdaten am Freitag die Wahrscheinlichkeit einer Anhebung in der kommenden Woche und möglicherweise im Juni erhöht hätten, hiess es am Markt. Die Arbeitskosten legten im ersten Quartal stärker als erwartet zu. Leicht positive Impulse lieferte der besser als erwartet ausgefallene Chicago-Einkaufsmanagerindex für April.
Vor dem Wochenende liessen sich einige Unternehmens-Schwergewichte in die Bücher schauen, wobei die Kursreaktionen gemischt ausfielen. Die Aktien von Intel schnellten als Dow-Spitzenreiter um vier Prozent hoch. Der Hersteller von Halbleitern und Datenzentren verbuchte im ersten Quartal zwar einen Umsatzeinbruch und Milliardenverlust, Analyst hatten aber Schlimmeres erwartet.
Die Papiere von Amazon verloren dagegen nach dem Quartalsbericht vier Prozent. Der Online-Händler startete mit einem überraschend deutlichen Umsatzplus ins neue Geschäftsjahr. Auch beim Gewinn wurden die Erwartungen übertroffen. Allerdings brachte die Telefonkonferenz des Managements die unangenehme Erkenntnis, dass es im Cloud-Geschäft im April nur noch ein abgeschwächtes Wachstum gab. Für Amazon ist die Cloud-Sparte wegen ihrer hohen Gewinnspannen ein zentraler Profittreiber.
Aktien von Snap brachen um 17 Prozent ein. Bei der für die Foto-App Snapchat bekannten Firma war der Umsatz im vergangenen Quartal um sieben Prozent gefallen. Früher war der Dienst für explosives Wachstum bekannt gewesen.
Die beiden Öl- und Gasriesen Exxon Mobil und Chevron verdienten im ersten Quartal unter dem Strich mehr als Analysten im Schnitt erwartet hatten. Exxon-Papiere legten um 1,3 Prozent zu, für Chevron ging es um ein Prozent nach oben.
T-Mobile US büssten vier Prozent ein. Die US-Tochter der Deutschen Telekom wuchs zu Jahresbeginn bei den Serviceumsätzen nicht so stark wie erwartet und verbuchte insgesamt gar einen Rückgang der Erlöse.
Die Papiere der First Republic Bank wurden zwischenzeitlich vom Handel ausgesetzt, nachdem sie um mehr als 50 Prozent auf ein Rekordtief eingebrochen waren. Zuvor war berichtet worden, dass eine Konkursverwaltung das wahrscheinlichste Szenario für die Regionalbank sei. Letztlich verloren die Aktien 43 Prozent.
Der Kurs des Euro hielt sich im US-Handel über 1,10 Dollar und wurde zuletzt bei 1,1014 Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,0981 (Donnerstag: 1,1042) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,9106 (0,9056) Euro gekostet.
Die Kurse von US-Staatsanleihen legten zu. Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen (T-Note-Future) stieg um 0,53 Prozent auf 115,34 Punkte. Die Rendite von zehnjährigen Staatsanleihen fiel im Gegenzug auf 3,44 Prozent. (awp/mc/ps)