New York – Die Wall Street hat nach dem starken Vortag auch am Mittwoch Kursgewinne verbucht. Im späten Handel ging dem Dow Jones Industrial zwar die Puste etwas aus, doch blieb dem Leitindex zum Schluss ein Plus von 0,71 Prozent auf 35’160,79 Punkte.
Hiobsbotschaften sendete indes Netflix – und trübte damit die Stimmung vor allem im Technologiesektor. Mit einem im abgelaufenen Quartal erstmaligen Rückgang der Kundenzahlen seit mehr als zehn Jahren schockte der Streamingdienst die Anleger ein weiteres Mal nach dem enttäuschenden Ausblick Ende Januar. Die Netflix-Aktien brachen um etwas mehr als 35 Prozent ein.
Im marktbreiten S&P 500 und vor allem im technologielastigen Nasdaq 100, wo die Netflix-Papiere notieren, fiel die Entwicklung verglichen mit dem Dow-Index daher verhaltener aus. Der S&P 500 schloss mit minus 0,06 Prozent auf 4459,45 Zähler, der Nasdaq 100 sank nach seinem sehr starken Vortag um 1,49 Prozent auf 13’998,53 Punkte.
In ihrem jüngsten Konjunkturbericht (Beige Book) schrieb die US-Notenbank Fed, der Inflationsdruck bleibe hoch. Probleme in den Lieferketten, die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt und die erhöhten Produktionskosten stellten die Unternehmen weiterhin vor Herausforderungen, hiess es darin. Die Wirtschaft der USA wuchs laut dem Bericht zuletzt mit moderatem Tempo. Gestützt werde sie durch den erhöhten Konsum im Einzelhandel und von Dienstleistungen, die wiederum von der sich abschwächenden Corona-Pandemie profitierten.
Netflix will angesichts der enttäuschenden Entwicklung im abgelaufenen Quartal nun härter bei Nutzern durchgreifen, die ihre Zugangsdaten teilen, und arbeitet an einer günstigeren Version mit Werbung. Die Autoren des aktuellen Bernecker-Aktionärbriefes glauben aber, dass der Konzern den Höhepunkt seines Erfolges bereits hinter sich haben dürfte. Die Konkurrenz schliesse auf und für Netflix werde es immer schwieriger, an vergangene Erfolge anzuknüpfen. Der Kapitalbedarf sei entsprechend hoch.
Die Netflix-Enttäuschung setzte zur Wochenmitte auch andere Aktien der Branche unter Druck. Die Papiere des Unterhaltungsriesen Walt Disney etwa, der eigene Streamingangebote hat, verloren am Dow-Ende 5,6 Prozent. Für die Titel des Audio-Streamingdienstes Spotify ging es um fast elf Prozent bergab und jene des Streaminggeräte-Anbieters Roku verloren 6,2 Prozent.
Der Computer-Konzern IBM übertraf dagegen in den vergangenen drei Monaten die Erwartungen, was die Aktien an der Dow-Spitze um 7,1 Prozent steigen liess. Der Konzern profitierte von Zuwächsen im Geschäft mit Software und Beratung. Die Abspaltung des eher klassischen IT-Servicegeschäftes zahle sich für IBM immer mehr aus, hiess es von den Analysten der DZ Bank.
Nach oben um 2,7 Prozent ging es für die Anteile von Procter & Gamble (P&G). Der Konsumgüterkonzern punktete mit starken Quartalszahlen und hob erneut das Ziel für das organische Umsatzwachstum im laufenden Geschäftsjahr an.
Der Euro wurde nach dem New Yorker Börsenschluss zu 1,0852 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,0830 (Dienstag: 1,0803) Dollar festgesetzt, der Dollar somit 0,9234 (0,9257) Euro gekostet.
US-Staatsanleihen erholten sich etwas von ihren jüngsten Verlusten. Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) stieg um 0,29 Prozent auf 119,45 Punkte. Die Rendite für zehnjährige Staatspapiere fiel auf 2,85 Prozent. Sie entfernte sich damit wieder etwas von dem am Vortag bei 2,98 Prozent erreichten höchsten Stand seit Ende 2018. (awp/mc/ps)