New York – Die US-Börsen haben sich am Donnerstag dem Ausverkauf an den weltweiten Aktienmärkten angeschlossen und weit im Minus geschlossen. Marktkenner machten dafür enttäuschende Unternehmenszahlen, die Staatspleite Argentiniens sowie Befürchtungen einer früher als bislang erwarteten US-Zinswende verantwortlich. Der Dow Jones Industrial büsste letztlich 1,88 Prozent auf 16 563,30 Punkte ein. Dies entspricht einem Rückgang im Monat Juli von 1,56 Prozent. Gleichzeitig schrumpfte der gesamten Gewinn des Leitindex in diesem Jahr auf Null. Der marktbreite S&P-500-Index verlor am Donnerstag 2,00 Prozent auf 1930,67 Punkte. Der Technologiewerte-Index NASDAQ 100 fiel um 2,10 Prozent auf 3892,50 Punkte.
Negativ auf die Kurse hätten sich Spekulationen über eine bald restriktivere US-Geldpolitik ausgewirkt, hiess es. Grund dafür war das am Vortag veröffentlichte starke US-Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal. ?Die fast unendliche Versorgung mit der Droge Liquidität, auf der die Hausse in den vergangenen Jahren aufgebaut wurde, droht jetzt zumindest in den USA zum Erliegen zu kommen?, kommentierte Jens Klatt, Chefanalyst von DailyFX.
Nach dem ungelösten Schuldenstreit mit US-Hedgefonds ist Argentinien erneut in eine Staatspleite abgerutscht. Wirtschaftsminister Axel Kicillof erklärte die Verhandlungen mit den Fonds in New York in der Nacht auf Donnerstag für gescheitert: Damit ist Südamerikas zweitgrösste Volkswirtschaft zahlungsunfähig, obwohl die Staatskasse – anders als bei der Pleite 2001 – eigentlich gut gefüllt ist. Von konjunktureller Seite liessen die wöchentlichen US-Arbeitsmarktdaten aufhorchen. Demnach war die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe zur Vorwoche überraschend stark um 23 000 auf 302 000 gestiegen.
Auf Unternehmensseite sorgten enttäuschend aufgenommene Quartalszahlen grosser US-Unternehmen für Abwärtsdruck. Der Ölkonzern Exxon Mobil hatte zwar im abgelaufenen zweiten Quartal mehr verdient als im Vorjahr und auch die Erwartungen der Analysten übertroffen. Dass die Aktien dennoch um mehr als vier Prozent absackten, begründeten Händler vor allem mit den Wirtschaftssanktionen gegen Russland. Exxon will eigentlich gemeinsam mit dem russischen Ölkonzern Rosneft in der Arktis nach Ölvorkommen suchen. Die Sanktionen könnten diese Pläne nun verhindern, sagte ein Analyst.
Die Aktien von Teva Pharmaceutical verloren 2,57 Prozent. Der Konzern hatte überraschend gut verdient und seine Gewinnprognose angehoben. Weitere Quartalsberichte kamen von Kellogg, Mastercard, Colgate-Palmolive und den Nahrungsmittelkonzernen Kraft Foods sowie Whole Foods, deren Aktien zwischen zwei und sieben Prozent einbüssten.
Die Titel von T-Mobile US kletterten um rund sechseinhalb Prozent nach oben. Auslöser war ein Übernahmeangebot des französischen Internet- und Mobilfunkkonzerns Iliad für die Mobilfunktochter der Deutschen Telekom. Iliad will für einen Anteil von 56,6 Prozent an T-Mobile US rund 15 Milliarden Dollar (11,2 Milliarden Euro) auf den Tisch legen. Dies dürfte den US-Wettbewerber Sprint nicht freuen, der gemeinsam mit der japanischen Softbank um T-Mobile US buhlt. Entsprechend fielen Sprint-Anteilsscheine um gut fünf Prozent.
Die Aktien der General-Electric-Finanzsparte Synchrony Financial hatten ein relativ unspektakuläres Börsendebüt. Die zum ersten Kurs mit 23,00 US-Dollar gehandelten Titel endeten auch auf diesem Niveau. Synchrony Financial steckt in Nordamerika unter anderem hinter den Kreditkarten grosser Handelsketten.
Der Kurs des Euro blieb auch im US-Handel leicht im Minus. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,3388 Dollar. Richtungweisende zehnjährige Anleihen sanken um 1/32 auf 99 14/32 Punkte. Sie rentierten mit 2,57 Prozent. (awp/mc/upd/ps)