New York – Die Standardwerte an der Wall Street haben sich am Donnerstag weitgehend behauptet, während die Technologiebörse Nasdaq deutliche Gewinne verbuchte. Im Mittelpunkt des Anlegerinteresses stand erneut der ungelöste Streit um eine Anhebung der Schuldenobergrenze. Der republikanische Verhandlungsführer Kevin McCarthy hatte sich zuletzt optimistisch gezeigt, dass eine Verhandlungslösung zwischen dem Weissen Haus und den Republikanern erzielt werden kann. Die Zeit drängt: Nach Einschätzung des US-Finanzministeriums droht Anfang Juni ein Zahlungsausfall der USA.
Der Dow Jones Industrial schloss mit einem Minus von 0,11 Prozent bei 32’764,65 Punkten. Der marktbreite S&P 500 stieg um 0,88 Prozent auf 4151,28 Zähler. An der Nasdaq sorgten starke Quartalszahlen und ein hervorragender Ausblick des Halbleiterkonzerns Nvidia für eine Rally. Der Nasdaq 100 stieg im Handelsverlauf auf den höchsten Stand seit über einem Jahr und ging mit plus 2,46 Prozent bei 13’938,53 Punkten aus dem Handel.
Robuste US-Konjunkturdaten zeigten relativ wenig Einfluss auf die Notierungen. So ist die Wirtschaft etwas stärker in das Jahr gestartet als bisher bekannt. Zudem legte der Preisindex für das Bruttoinlandsprodukt im Quartalsvergleich deutlicher zu als gedacht. Daneben stieg in der vergangenen Woche zwar die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe geringfügig. Allerdings wurde der Wert für die Woche zuvor deutlich nach unten revidiert.
Unternehmensseitig standen die Aktien von Nvidia im Anlegerfokus, denn der Spezialist für Grafikkarten-, Server- und KI-Chips überzeugte auf ganzer Linie. Dabei übertraf das Umsatzziel für das laufende Quartal die Markterwartungen um fast 50 Prozent. Analysten hoben danach ihre Kursziele kräftig an; ungeachtet der Tatsache, dass sich der Aktienkurs im bisherigen Jahresverlauf bereits mehr als verdoppelt hat.
Die Nvidia-Papiere sprangen im Handelsverlauf um mehr als 29 Prozent auf ein Rekordhoch und schlossen mit einem Plus von gut 24 Prozent. Mit den unerwartet starken Quartalszahlen und dem überraschend guten Ausblick sorgte Nvidia branchenweit für Euphorie. So gewannen auch die Papiere der Wettbewerber AMD (+11,2%), Synopsys (+9,8%) und Applied Materials (+7,2%) deutlich an Wert.
Dagegen brachen die Titel von Dollar Tree um 12 Prozent ein. Der Discounter reduzierte seinen Gewinnausblick und machte dafür die hohe Inflation verantwortlich, die die Nachfrage nach margenstärkeren Produkten dämpfe.
Noch schlimmer erwischte es die Aktien von Snowflake, die um 16,5 Prozent absackten. Das Umsatzziel des Softwareunternehmens für das laufende Quartal fiel Börsianern zufolge enttäuschend aus.
Metlife-Papiere verteuerten sich um 5,0 Prozent. Die Assekuranz teilte mit, einen Rückversicherungsvertrag im Volumen von mehr als 19 Milliarden US-Dollar mit dem Renten- und Lebensversicherer Global Atlantic unterzeichnet und ihr Aktienrückkaufprogramm auf 4 Milliarden Dollar aufgestockt zu haben.
Die Aktien von Dish Network stiegen zwischenzeitlich um bis zu gut 19 Prozent und damit so stark wie seit 2020 nicht mehr. Letztlich gewannen sie 7,1 Prozent. Das «Wall Street Journal» hatte unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtet, dass der Satelliten-TV-Anbieter Gespräche über den Verkauf von Mobilfunktarifen über den Online-Händler Amazon führt.
Der Kurs des Euro erholte sich im US-Handel etwas von seinem klaren Rückgang im europäischen Nachmittagsgeschäft. Zuletzt wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,0722 US-Dollar gehandelt, nachdem sie auf 1,0707 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit gut zwei Monaten gefallen war. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0735 (Mittwoch: 1,0785) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9315 (0,9272) Euro.
US-Staatsanleihen haben am Donnerstag deutlich nachgegeben. Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen (T-Note-Future) fiel um 0,77 Prozent auf 112,55 Punkte. Die Rendite für zehnjährige Papiere zog im Gegenzug auf 3,82 Prozent an. (awp/mc/ps)