New York – Die US-Börsen haben am Donnerstag mit deutlichen Gewinnen geschlossen. Sie profitierten von zunehmenden Hoffnungen auf eine weniger rigide Geldpolitik und positiven Nachrichten aus dem Bankensektor, dies- wie jenseits des Atlantik.
Der Leitindex Dow Jones Industrial zog nach anfänglichen Verlusten an und verabschiedete sich mit einem Plus von 1,17 Prozent bei 32 246,55 Punkten aus dem Handel. Noch stärker präsentierten sich die anderen Indizes: Der marktbreite S&P 500 gewann 1,76 Prozent auf 3960,28 Punkte und der Nasdaq 100 , der viele zinssensible Technologiewerte enthält, sprang sogar um 2,69 Prozent auf 12 581,39 Zähler hoch.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hob den Leitzins zwar wie erwartet um 0,5 Prozentpunkte an. Analyst Ulrich Wortberg von der Landesbank Helaba verwies indes darauf, dass die EZB sich in ihrem begleitenden Statement nicht auf weitere Erhöhungen festgelegt habe. «Alles in allem hat es den Anschein, dass die Währungshüter sich eher in Zurückhaltung üben könnten und das Zinstempo reduzieren.» Laut Analyst Konstantin Oldenburger vom Handelshaus CMC Markets rechnen die Anleger trotz der weiter hohen Inflation in Zukunft sogar mit einer Zinspause.
Darauf hoffen auch die Marktteilnehmer in den USA, wenn in der kommenden Woche der Zinsentscheid der US-Notenbank Fed ansteht. Die Analysten des japanischen Finanzkonzerns Nomura hatten jüngst sogar die Möglichkeit einer Zinssenkung ins Spiel gebracht.
In Europas Bankensektor stützte die Nachricht, dass die Schweizer Notenbank der angeschlagenen Grossbank Credit Suisse mit einer milliardenschweren Kreditlinie unter die Arme greift. Zudem erhält die im Zuge der jüngsten Turbulenzen im Finanzsektor in Schieflage geratene US-Regionalbank First Republic Unterstützung von den grössten amerikanischen Geldhäusern im Volumen von insgesamt 30 Milliarden US-Dollar.
Die zuletzt gebeutelten Aktien von First Republic honorierten die Nachricht mit einem Kursplus von 10 Prozent. Die Aktien der Branchengrössen JPMorgan und Goldman Sachs aus dem Dow sowie Bank of America , Citigroup , Morgan Stanley und Wells Fargo legten ebenfalls zu.
Abseits des Finanzsektors konnten sich die Anteilseigner von Snap und Meta über Aufschläge von 7,3 und 3,6 Prozent freuen. Die Aktien des Unternehmens hinter der populären Foto-App Snapchat und der Facebook-Mutter profitierten von Medienberichten, wonach die US-Regierung bei der populären Video-App Tiktok erneut einen Eigentümerwechsel anstrebt. Sie fordere, dass chinesische Anteilseigner aussteigen sollten, schrieben unter anderem das «Wall Street Journal» und die Website «The Information». Als Begründung wurden Sorgen um die nationale Sicherheit angeführt. Nach der EU-Kommission verbot am Donnerstag auch die britische Regierung die App auf Dienst-Handys.
Die Titel von Adobe verteuerten sich um knapp 6 Prozent, nachdem das Softwareunternehmen Jahreszahlen vorgelegt und nach Einschätzung von JPMorgan einen optimistischen Umsatzausblick gegeben hatte.
Der Euro konnte sich ein wenig von seinem Kursrutsch zur Wochenmitte erholen. Nach heftigen Kursschwankungen in Reaktion auf die Zinserhöhung der EZB kostete die Gemeinschaftswährung im New Handel zuletzt 1,0614 US-Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs auf 1,0595 (Mittwoch: 1,0549) Dollar festgesetzt und der Dollar damit 0,9438 (0,9480) Euro gekostet.
US-Staatsanleihen drehten nach Anfangsgewinnen mit den erstarkten Aktienbörsen ins Minus. Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen (T-Note-Future) büsste 0,72 Prozent auf 114,30 Punkte ein. Die Rendite zehnjähriger Staatspapiere zog im Gegenzug auf 3,59 Prozent an. (awp/mc/pg)