US-Schluss: Rekorde für Dow und S&P 500 – Nasdaq lahmt

Boerse

New York – Zweigeteiltes Bild am US-Aktienmarkt: Während die Standardwerte-Indizes am Mittwoch auch dank starker Bankentitel erneut Rekorde erreichten, ging es an der Technologiebörse Nasdaq deutlich bergab. Offensichtlich befürchteten die Anleger, dass die nach einer Stichwahl in Georgia sich abzeichnende demokratische Senatsmehrheit zu einer stärkeren Besteuerung und Regulierung vor allem der grossen Technologiekonzerne führen könnte, sagten Experten.

Zum Handelsende notierte der Leitindex Dow Jones Industrial 1,44 Prozent im Plus bei 30’829,40 Punkte. Zuvor hatte er bei 31 022,65 Zählern den höchsten Stand seiner Geschichte erreicht. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 0,57 Prozent auf 3748,14 Punkte hoch. Sein Rekordhoch liegt nun bei 3783,04 Zählern. Dagegen sackte der technologielastige Nasdaq 100 um 1,40 Prozent auf 12’623,35 Zähler ab.

Bei der Stichwahl in Georgia konnte sich der Demokrat Raphael Warnock Prognosen US-Medien zufolge gegen die republikanische Senatorin Kelly Loeffler durchsetzen. Im zweiten Rennen lag der Demokrat Jon Ossoff demnach knapp vor dem bisherigen Amtsinhaber David Perdue. US-Medien hielten sich zunächst dennoch mit Prognosen zum Ausgang der Stichwahl zurück, unter anderem weil bis Freitag noch mehrere tausend Briefwahlstimmen aus dem Ausland eintreffen können.

Sollten die Demokraten beide Rennen für sich entscheiden, hätten sie im Senat de facto eine Mehrheit und würden damit künftig beide Parlamentskammern sowie mit dem gewählten Präsidenten Joe Biden das Weisse Haus kontrollieren. Derweil sorgten Proteste des abgewählten Biden-Vorgängers Donald Trump vor dem Kapitol, wo der Kongress zur Zertifizierung der Präsidentschaftswahlergebnisse zusammenkam, für Chaos.

Bankaktien profitierten von einer wieder zunehmenden Risikoneigung angesichts der Entwicklungen in Georgia sowie dem jüngsten Zinsanstieg in den Vereinigten Staaten: So zählten im Dow Goldman Sachs und JPMorgan mit Gewinnen von 5,4 beziehungsweise 4,7 Prozent zu den Favoriten der Anleger. Zehnjährige US-Staatsanleihen warfen am Mittwoch erstmals seit März vergangenen Jahres wieder mehr als ein Prozent Rendite ab. Damit hat sich diese seit Anfang August verdoppelt. Das US-Bondgeschäft als wichtige Einnahmequelle der Geldhäuser könne sich somit etwas aufhellen, hiess es im Handel.

Die mit einer demokratischen Senatsmehrheit verbundenen Hoffnungen auf weitere Konjunkturhilfen gaben auch Caterpillar Auftrieb: Die Anteilscheine des Herstellers von Baustellenfahrzeugen zogen als bester Dow-Wert um gut fünfeinhalb Prozent an.

Für die Aktien der Ölkonzerne Chevron und Exxon Mobil ging es um über drei beziehungsweise rund zweieinhalb Prozent hoch. Ihnen half, dass die Ölpreise dank der Förderkürzung der Opec+ sowie überraschend stark gesunkener US-Rohöllagerbestände ein Zehnmonatshoch erreichten.

Die Anteilscheine von Unternehmen aus der Solarbranche wurden ebenfalls von den Nachrichten aus Georgia beflügelt: First Solar, Fuelcell Energy, Sunworks und Sunpower zogen um bis zu gut 20 Prozent an.

Für deutliche Kursausschläge sorgten auch einmal mehr Übernahmen. Aktien von Change Healthcare schossen um 30 Prozent hoch, nachdem der Gesundheitsdaten-Dienstleister das Übernahmeangebot des Krankenversicherers Unitedhealth angenommen hatte. Die Titel des Käufers gewannen 4,2 Prozent.

Die Papiere des Arzneimittelgrosshändlers Amerisourcebergen legten um gut achteinhalb Prozent zu, nachdem dieser angekündigt hatte, den zu Walgreens Boots Alliance gehörenden Konkurrenten Alliance Healthcare zu kaufen. Die Aktien der Drogerie- und Apothekenkette Walgreens gewannen gut viereinhalb Prozent.

Zu Anlegers Lieblingen gehörten auch die Aktien der Corona-Impfstoffhersteller. Moderna stiegen um sechseinhalb Prozent, nachdem nun auch die EU den Impfstoff der Amerikaner zugelassen hat. Die in New York gelisteten Papiere der Mainzer Biontech und der Tübinger Curevac legten in deren Sog um fünf beziehungsweise knapp ein Prozent zu.

Dagegen büssten die Papiere der Nasdaq-Schwergewichte Apple und Facebook fast dreieinhalb beziehungsweise knapp drei Prozent ein. Derweil ging es für Aktien des Elektroautobauers Tesla um knapp drei Prozent auf fast 756 Dollar hoch – begünstigt auch durch eine deutliche Kurszielanhebung der US-Investmentbank Morgan Stanley auf 810 Dollar.

Analyst Adam Jonas verwies auf die überraschend hohen Absatzzahlen im Schlussquartal 2020 und bekräftigte seine Übergewichten-Empfehlung für die Aktie. Mit knapp 717 Milliarden Dollar nähert sich die Bewertung von Tesla zunehmend der des Online-Netzwerks Facebook von fast 750 Milliarden Dollar – und das, obwohl Facebook in seiner Branche – anders als Tesla – unangefochtener Marktführer ist.

Der Euro erreichte bei 1,2349 Dollar den höchsten Stand seit April 2018 und kostete in New York zuletzt noch 1,2324 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,2338 (Dienstag: 1,2271) Dollar festgesetzt und der Dollar damit 0,8105 (0,8149) Euro gekostet.

US-Staatsanleihen erlitten deutliche Verluste: Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) sackte um 0,39 Prozent auf 137,28 Punkte ab. Im Gegenzug stieg die Rendite der zehnjährigen Anleihe auf 1,03 Prozent und damit erstmals seit März wieder über die Marke von 1 Prozent. (awp/mc/ps)

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