US-Schluss: Dow stagniert – Trump gibt den Partyschreck
New York – Die Begeisterung über mögliche Fortschritte im Handelszwist zwischen den USA und China hat vor dem Wochenende nachgelassen. Denn US-Präsident Donald Trump selbst erwies sich am Freitag als Spassbremse: Es gebe keine Einigung, im Rahmen des geplanten Teilabkommens mit China bereits bestehende Strafzölle aufzuheben, sagte Trump. Damit dämpfte er die Euphorie, die den Dow am Vortag noch auf ein Rekordhoch hatte steigen lassen.
Der Dow schloss mit 0,02 Prozent im Plus bei 27’681,24 Punkten. China sei stärker an einem Abkommen interessiert als die USA, fügte Trump hinzu. Am Donnerstag hatten Äusserungen der chinesischen Seite den Eindruck erweckt, beide Seiten hätten sich darauf verständigt, bestehende Strafzölle bei Fortschritten in den Verhandlungen schrittweise zurückzunehmen. Immerhin verbuchte der Dow in dieser Woche einen Gewinn von 1,2 Prozent.
Die beiden anderen grossen Börsenbarometer schlugen sich besser als der Dow: Der marktbreite S&P 500 legte um 0,26 Prozent auf 3093,08 Punkte zu. Der technologielastige Nasdaq 100 stieg um 0,44 Prozent auf 8255,89 Zähler. Auch diese beiden Leitindizes waren am Vortag auf Rekordhoch gestiegen.
Mit Blick auf Einzelwerte ragten die Papiere von Walt Disney heraus, sie lagen mit einem Aufschlag von 3,8 Prozent klar an der Spitze des Dow. Die Resultate für das vierte Geschäftsquartal lägen über den Erwartungen, sagte Analystin Alexia Quadrani von JPMorgan. In seinem Kerngeschäft wachse der Medien- und Unterhaltungskonzern stark.
Unter die Räder gerieten dagegen die Aktien des kriselnden Bekleidungshändlers Gap. Nach dem überraschenden Rücktritt des Vorstandschefs Art Peck büssten sie 7,6 Prozent ein. Übergangsweise soll nun Verwaltungsratschef Robert Fisher den Posten Pecks mit übernehmen. Der Abgang von Peck komme plötzlich und unerwartet und werfe Fragen auf, sagte Analystin Alexandra Walvis von Goldman Sachs.
An der Spitze des Nasdaq 100 fanden sich die Papiere des Biotechnologie-Unternehmen Regeneron. Sie legten um 4,7 Prozent zu und profitierten davon, dass ein potenzielles Konkurrenzprodukt des Herstellers AnaptysBio gegen eine chronische Hautkrankheit in einer klinischen Studie gescheitert war. Regeneron hat mit Dupixent ein Mittel gegen die Erkrankung auf dem Markt.
Beim Blick auf den Quartalsbericht des Kosmetikkonzerns Revlon wurden die Anleger blass. Der Umsatz war mit knapp 600 Millionen US-Dollar um 7 Prozent hinter der Markterwartung zurückgeblieben. Der Aktienkurs brach daraufhin um fast 15 Prozent ein. Der US-Einzelhandel habe zuletzt Lagerbestände abgebaut und sich mit Bestellungen bei Revlon zurückgehalten, sagte Analystin Carla Casella von Goldman Sachs.
Ähnlich schlimm traf es bei den Nebenwerten die Aktionäre des Stahlherstellers Olympic Steel. Nach einem Gewinn je Aktie von 1,19 Dollar im dritten Quartal 2018 war diese Kennziffer auf null Dollar gefallen. Der Aktienkurs sackte um 9,3 Prozent ab.
Der Euro bewegte sich im späten US-Handel kaum noch und wurde zum Börsenschluss an der Wall Street mit 1,1022 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,1034 (Donnerstag: 1,1077) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,9063 (0,9028) Euro gekostet. Am Rentenmarkt gaben richtungweisende zehnjährige Staatsanleihen um 6/32 Punkte auf 98 9/32 Punkte nach. Sie rentierten mit 1,94 Prozent. (awp/mc/ps)