US-Schluss: Dow reduziert seinen Wochenverlust
New York – Am Ende einer verlustbringenden Woche ist die Wall Street auf Erholungskurs geblieben. Der vor allem am Montag und Mittwoch tief gefallene Dow Jones Industrial knüpfte am Freitag mit einem Anstieg um 1,20 Prozent auf 25’886,01 Punkte an seine moderaten Gewinne vom Vortag an. Sein Wochenminus konnte er so letztlich noch auf 1,5 Prozent reduzieren.
Zum Wochenschluss beruhigte sich nicht nur die Lage am US-Rentenmarkt, in den die Anlegern zuletzt in Scharen abgewandert waren. Die Investoren hofften auch wieder auf Fortschritte im Handelskonflikt zwischen den USA und China. Anlass dazu gab US-Präsident Donald Trump, der sein Gefühl äusserte, dass der Zwist nicht mehr von allzu langer Dauer sein werde. Es liefen Gespräche zwischen beiden Seiten, in denen China gute Dinge anbiete.
Apple gehörte wegen der engen Verstrickung des Technologiekonzerns mit Fernost wieder zu den Profiteuren der neuen Hoffnung im Handelsstreit, die Aktie legte im Dow 2,3 Prozent zu und stützte auch die übrigen Indizes. Der marktbreite S&P 500 stieg am Freitag um 1,44 Prozent auf 2888,68 Zähler und der technologielastige Nasdaq 100 sogar um 1,59 Prozent auf 7604,11 Punkte.
Anlagestratege Chris-Oliver Schickentanz von der Commerzbank verwies darauf, dass aus einer am Mittwoch beobachten «inversen Zinskurve», bei der Zinsen für kurzlaufende Staatsanleihen über dem Niveau langlaufender Papiere liegen, nicht sofort eine Rezession abzuleiten sei. «Nach dem Invers-Werden dauert es im Schnitt zwei Jahre, bis die Konjunktur tatsächlich nachhaltig schrumpft», so der Experte. Gleichwohl wertete er die Signale vom Anleihemarkt aber als Beleg dafür, dass die globale Hochkonjunktur zu Ende ist.
An das Nasdaq sorgten starke Zahlen des Chipkonzerns Nvidia zusätzlich für gute Stimmung. Dessen Aktien rückten um 7,3 Prozent vor und stützten sektorweit die Kurse. Der Grafikkarten-Spezialist übertraf im vergangenen Quartal die Erwartungen der Börse, indem der Umsatz weniger als stark als befürchtet zurückging. Unter den Anlegern sorgte dies branchenweit für grosse Erleichterung.
Bei der guten Stimmung im Chipsektor kam jedoch der Branchenausrüster Applied Materials nicht mit – trotz auf den ersten Blick guter Quartalszahlen. Die Aktie sackte nach bislang gutem Lauf in diesem Jahr wegen pessimistischer Begleitaussagen des Managements um 1,1 Prozent ab. Demnach sei es zu früh, um ein Zyklustief auszurufen.
Der Landmaschinenhersteller Deere & Co kappte seine Gewinnprognose, da Farmer derzeit unter dem internationalen Handelsstreit und ungünstigen Wetterverhältnissen litten. Die Anleger nahmen dies aber gelassen auf, die Aktie zog sogar um 3,8 Prozent an. Laut Analyst Jerry Revich von Goldman Sachs waren die Resultate robuster als erwartet.
Die Aktie von General Electric folgte der Markterholung in besonderem Ausmass. Nachdem sie am Vortag prozentual zweistellig eingebrochen war, ging es nun wider um fast 10 Prozent hoch. Konzernchef Larry Culp hatte im grossen Stil Aktien des Mischkonzerns gekauft, was als Vertrauenssignal gewertet wurde. Tags zuvor war die Aktie von Anschuldigungen des Enthüllers Harry Markopolos schwer getroffen worden.
Der Eurokurs blieb am Freitag unter Druck, konnte sich aber im US-Handel etwas von seinen zuvor erlittenen Verlusten erholen. Im Tief hatte die Gemeinschaftswährung mit 1,1066 US-Dollar so wenig wie zuletzt vor zwei Wochen gekostet. Zuletzt wurde er dann mit 1,1090 Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1076 (Donnerstag: 1,1150) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,9029 (0,8969) Euro gekostet.
Am US-Anleihemarkt ebbte der Schwung merklich ab, nachdem jüngst nach zwölf Jahren wieder eine «inverse Zinskurve» zu beobachten gewesen war. Bei den kürzeren Laufzeiten gab es wenig Bewegung und in längeren Laufzeiten gaben die Kurse eher nach, sodass die Rendite hier wieder stieg. Richtungweisende zehnjährige Anleihen sanken um 9/32 Punkte auf 100 19/32 Punkte. Sie rentierten mit 1,559 Prozent. (awp/mc/ps)