New York – Erneute Hoffnung auf einen möglichen Ausweg aus dem US-Handelsstreit mit China hat der Wall Street am Freitag nicht nachhaltig geholfen. Nach zuletzt drei festen Handelstagen hatte der Dow Jones Industrial schon einiges vorweg genommen, und so ging ihm nach einem ersten Anstieg bis auf knapp 25 579 Punkte der Schwung vollständig verloren. Am Ende gab der US-Leitindex in der Mitte seiner Tagesspanne um 0,43 Prozent auf 25’270,83 Punkte nach. Die Woche beendete er aber mit einem Aufschlag von mehr als 2 Prozent.
Die Stimmung wurde von der verbleibenden Skepsis im Handelsstreit und von der Aussicht auf weitere US-Zinserhöhungen gebremst, nachdem der Arbeitsmarktbericht robust ausgefallen war. Ausserdem lastete ein enttäuschender Apple-Ausblick auf dem Markt und dort vor allem auf den Technologiewerten, deren Auswahlindex Nasdaq 100 um 1,47 Prozent auf 6965,29 Punkte fiel. Für den breit gefassten S&P 500 ging es um 0,63 Prozent auf 2723,06 Punkte bergab.
Zuerst wurde am Markt spekuliert, dass US-Präsident Donald Trump Ende November auf dem G20-Gipfel ein Abkommen mit Chinas Präsidenten Xi Jinping abschliessen könnte. Zwischenzeitlich stimmten Äusserungen von Trumps Wirtschaftsberater Larry Kudlow die Anleger zwar wieder skeptisch, dann aber stellte Trump selbst wieder einen möglichen Deal in Aussicht. Er werde mit seinem chinesischen Amtskollegen am Rande des G20-Gipfels zum Abendessen zusammenkommen, sagte der US-Präsident.
Auch ein als robust gewerteter US-Arbeitsmarktbericht lieferte am Freitag eher negative Impulse für den Aktienmarkt, weil er Experten zufolge die Aussicht auf weitere graduelle Leitzinserhöhungen seitens der US-Notenbank Fed untermauert. Die US-Notenbank Fed habe derzeit keinen Grund, die Zinserhöhungen zu stoppen, kommentierte etwa die BayernLB. Steigende Zinsen zehren im Regelfall an der Attraktivität von Aktien.
Die Berichtssaison kam mit insgesamt durchwachsenen Quartalsergebnissen einher. Apple enttäuschte die Börse mit seiner Umsatzprognose für das wichtige Weihnachtsgeschäft, die Aktien begaben sich mit fast 7 Prozent auf Talfahrt. «Im vierten Geschäftsquartal war der Apfel schmackhaft, aber die Zahl der ‹braunen Stellen› nimmt zu», schrieb Analyst Ingo Wermann von der DZ Bank. Für grosse Unsicherheit sorgte auch, dass der Konzern für seine Produkte wie das iPhone keine Absatzzahlen mehr veröffentlichen will.
Ein weiterer grosser Verlierer waren die Aktien des Lebensmittelkonzerns Kraft Heinz, die wegen einer enttäuschenden Gewinnentwicklung im dritten Quartal um fast 10 Prozent abrutschten. Um knapp 10 Prozent nach oben ging es dagegen bei Starbucks. Die Kaffeehauskette überraschte den Markt mit der Umsatzentwicklung am US-Heimatmarkt positiv – und trieb ihre Aktien auf einen Rekordstand.
Kursgewinne gab es nach Zahlen auch von den beiden grossen Dow-Werten aus dem Ölsektor: ExxonMobil verbuchten am Ende ein Plus von 1,6 Prozent, während Chevron an der Spitze des Leitindex um mehr als 3 Prozent vorrückten. Höhere Ölpreise hatten im Sommerquartal die Gewinne der beiden Ölriesen sprudeln lassen.
Der Eurokurs schwankte um sein Vortagsniveau geschwankt. Zunächst legte er etwas zu, später tauchte er leicht ins Minus ab. 1,1394 US-Dollar wurden zuletzt für die Gemeinschaftswährung gezahlt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1417 (Donnerstag: 1,1393) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8759 (0,8777) Euro gekostet.
US-Staatsanleihen standen bei Anlegern nicht hoch im Kurs. Richtungweisende zehnjährige Anleihen verloren 22/32 Punkte auf 97 5/32 Punkte. Sie rentierten mit 3,22 Prozent. (awp/mcps)