New York – Die jüngste Euphorie an den US-Börsen über das Ende des US-Schuldendramas ist am Montag wieder der Normalität gewichen. Die Anleger zogen sich an der Wall Street auch wegen enttäuschender Wirtschaftsdaten zurück. Der Leitindex Dow Jones Industrial , der am Freitag mehr als zwei Prozent gewonnen hatte, gab nun um 0,59 Prozent auf 33 562,86 Punkte nach.
Besonders im Blickfeld stand zum Wochenstart wieder der Technologiesektor. Zeitweise angetrieben von den rekordhohen Apple-Aktien festigte der Nasdaq 100 sein höchstes Niveau seit mehr als einem Jahr. Während es bei Apple nach der Vorstellung einer Computer-Brille zu Gewinnmitnahmen kam, blieb für den Nasdaq-Index noch ein knappes Plus von 0,07 Prozent auf 14 556,50 Punkte übrig.
Der S&P 500 folgte dem Dow um 0,20 Prozent auf 4273,79 Zähler nach unten. Am Markt hiess es, nach dem Nasdaq-100-Index sei auch der marktbreit aufgestellte Auswahlindex nun an der Schwelle dazu, in einen «Bullenmarkt» einzutreten. Dieser definiert sich mit einem Anstieg um mindestens 20 Prozent in einem gewissen Zeitraum. Gemessen am Schlusskurs-Tief vom Oktober 2022 fehlten ihm am Ende einige Punkte.
Wegen des Zinsentscheids der US-Notenbank Fed, der am 14. Juni ansteht, wurden am Montag diverse Wirtschaftsdaten kritisch beäugt. Die Stimmung im US-Dienstleistungssektor hat sich im Mai überraschend eingetrübt und die Auftragseingänge der US-Industrie sind weniger als erwartet gestiegen. Diese Erkenntnisse drückten vor allem den Dow um ein paar Punkte.
Die Apple-Aktien kosteten in der Spitze knapp 185 US-Dollar in Vorfreude auf eine Entwicklerkonferenz, die an diesem Montag begann. Als es sich bestätigte, dass der Technologiekonzern eine Computer-Brille vorstellt, kam es aber zu Gewinnmitnahmen. Nach einem Spitzenanstieg um mehr als zwei Prozent verloren die Aktien letztlich 0,8 Prozent an Wert. Das neue Gerät mit dem Namen Vision Pro erinnert äusserlich an eine Hightech-Skibrille. Der Preis ist stattlich, soll es doch 3499 US-Dollar kosten.
Im Telekom-Sektor legte sich die Aufregung, die am Freitag ein Bericht auslöste, wonach der Einzelhandelsriese Amazon angeblich den US-Mobilfunkmarkt aufmischen will. JPMorgan-Branchenexperte Akhil Dattani blieb in einem Kommentar recht gelassen. Immerhin habe es von mehreren Seiten Dementis gegeben. Zumindest die Aktien von AT&T und T-Mobile US erholten sich um bis zu 1,2 Prozent von ihrem Freitags-Kursrutsch.
Die Aktie von Dish dagegen hatte am Freitag von den Amazon-Spekulationen schwungvoll profitiert, für sie ging es nun um 2,7 Prozent bergab. Belastet wurden sie wohl auch von der Tatsache, dass sie demnächst aus dem marktbreiten S&P-500-Index absteigen. Die Titel des Nachfolgers, des IT-Sicherheitsunternehmens Palo Alto , legten um 4,4 Prozent zu.
Ansonsten beunruhigte eine Klage der US-Börsenaufsicht SEC gegen die Kryptobörse Binance am Montag auch die Anleger des börsengehandelten Wettbewerbers Coinbase , die Papiere sackten um neun Prozent ab. Analyst Mark Palmer von der Berenberg Bank äusserte in einer Studie seine Vermutung, dass die SEC auch bald gegen Coinbase vorgehen könnte.
Für den Euro wurden zuletzt 1,0712 US-Dollar gezahlt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,0690 (Freitag: 1,0763) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9355 Euro. Am US-Rentenmarkt bewegte sich der Terminkontrakt für zehnjährige Staatsanleihen zuletzt 0,07 Prozent höher bei 113,92 Punkten. Die Rendite fiel im Gegenzug auf 3,69 Prozent. (awp/mc/pg)