New York – Das Auf und Ab an den US-Börsen ist zur Wochenmitte weitergegangen. Immer wieder ändert sich rasant die Grosswetterlage in Sachen Handelskonflikt zwischen den USA und China. Nach einem Rekordhoch des Dow Jones Industrial in der vergangenen Woche und zuletzt zwei verlustreichen Tagen fassten die Anleger am Mittwoch wieder etwas Zutrauen: Der Dow rückte um 0,53 Prozent auf 27’649,78 Punkte vor.
So sollen die Gespräche der USA mit China trotz der zugespitzten politischen Krise konstruktiv weiterlaufen. Die beiden Grossmächte kämen in ihren Verhandlungen voran, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf informierte Kreise. Die Bemerkungen von US-Präsident Donald Trump vom Dienstag, wonach sich eine Einigung noch hinziehen könnte, seien nicht so zu verstehen, dass die Gespräche feststeckten, hiess es.
In dieser Nachrichtenlage griffen Anleger nach den jüngsten Kurseinbussen nun wieder nach Aktien: Der marktbreite S&P 500 erholte sich um 0,63 Prozent auf 3112,76 Zähler. Der technologielastige Nasdaq 100 stieg um 0,51 Prozent auf 8296,53 Punkte.
Auch leicht enttäuschende Konjunkturdaten konnten die Erholung nicht abwürgen. Die Ergebnisse einer Umfrage unter Einkäufern im Dienstleistungsgewerbe der USA im November blieben hinter den Erwartungen zurück. «Der Index liegt jedoch weiterhin im Expansionsbereich, sodass auch im vierten Quartal der Service-Sektor das US-Wachstum stützen dürfte», sagte Volkswirt Patrick Boldt von der Helaba.
Mit Blick auf Einzelwerte enttäuschten die Prognosen von Salesforce und Workday, beides Spezialisten für cloudbasierte Software-Angebote. Aktien von Salesforce verloren 3,2 Prozent und die von Workday 4,7 Prozent als grösster Verlierer im Nasdaq 100. Analyst Mark Murphy von der Investmentbank JPMorgan wies mit Blick auf Workday auf ein sich abschwächendes Wachstum der Aufträge von Kunden hin.
Papiere der Google-Mutter Alphabet legten um 1,9 Prozent zu. Google-Chef Sundar Pichai übernimmt nach dem Rückzug der beiden Gründer aus dem Tagesgeschäft nun auch hier die Führung. Larry Page und Sergey Brin, die Google vor mehr als 20 Jahren gegründet hatten, behalten aber weitgehend die Kontrolle bei dem Internet-Konzern durch besondere Aktien mit mehr Stimmrechten. Zugleich zementiert die Doppelrolle von Pichai die Dominanz von Google innerhalb des Alphabet-Geflechts.
Erfreut reagierten Anleger auf den Rücktritt des Top-Managements des Online-Reisebüros Expedia. Mit einem Kursplus von 6,2 Prozent lagen die Papiere an der Spitze des Nasdaq 100. Chef Mark Okerstrom und Finanzchef Alan Pickerill legen ihre Ämter mit sofortiger Wirkung nieder. Vorübergehend übernehmen der Verwaltungsratschef Barry Diller und dessen Vize Peter Kern die Führung des Unternehmens. Nach Dillers Aussagen ist man sich über die Strategie nicht einig gewesen.
Eine optimistische Gewinnprognose von Microchip Technology trieb die Kurse der Halbleiterbranche an. Papiere von Microchip Technology verteuerten sich um 5,1 Prozent und lagen damit hinter den Aktien von Expedia auf Rang zwei im Nasdaq 100 . Es folgten mit Analog Devices, Micron Technology, Texas Instruments und AMD weitere Branchengrössen mit Gewinnen von 2 bis 3,8 Prozent.
Bei den kleineren Titeln fielen Allakos auf mit einer Kurs-Rally von fast 44 Prozent. Der Antikörper-Spezialist, der erst seit Juli vergangenen Jahres an der Börse gelistet ist, will sich informierten Kreisen zufolge zum Verkauf stellen.
Am US-Rentenmarkt fielen richtungsweisende zehnjährige Staatsanleihen um 15/32 Punkte auf 99 26/32 Punkte und rentierten mit 1,77 Prozent. Der Euro gab im späten US-Devisenhandel leicht nach und kostete zuletzt 1,1077 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1081 (Dienstag: 1,1071) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,9024 (0,9032) Euro gekostet. (awp/mc/ps)