US-Schluss: Dow rückt 0,7% auf 26’651 Punkte vor
New York – Die in letzter Minute erfolgte Einigung auf ein neues nordamerikanisches Freihandelsabkommen hat der Wall Street am Montag frischen Schwung geben. Der Dow Jones Industrial brachte mit 26’651,21 Punkten ein Plus von 0,73 Prozent über die Ziellinie. Zur Schlussglocke stand er damit aber ein gutes Stück unter seinem Tageshoch bei knapp 26’738 Punkten, bei dem ihm nur wenige Punkte zur bisherigen Rekordmarke von 26’769 Punkten gefehlt hatten.
Kurz vor Ablauf der gesetzten Frist für eine Verständigung war den USA und Kanada doch noch der Durchbruch bei ihrem Streit um die Neuauflage des Abkommens gelungen. Börsianern zufolge nährt dies die Hoffnung, dass es auch in anderen Handelskonflikten noch zu einer Lösung kommen könnte – vor allem jenem zwischen den USA und China. Keine Stolperfalle waren aktuelle Wirtschaftsdaten, auch wenn die Stimmung in der US-Industrie im September einen Tick stärker gesunken war als erwartet.
Am breiten Markt machte sich die Hoffnung in puncto Handelsstreitigkeiten nur etwas vorsichtiger bemerkbar, wie der S&P 500 mit einem Anstieg um 0,36 Prozent auf 2924,59 Punkte zeigt. Beim technologielastigen Auswahlindex Nasdaq 100 reichte es für einen Rekordstand bei 7700 Punkten. Am Ende blieb ihm ein Plus von 0,23 Prozent auf 7645,45 Punkte.
Unternehmensseitig war Musik drin bei einigen Aktien, die schon länger Schlagzeilen machen. Die Papiere des Generikaherstellers Akorn brachen um fast 59 Prozent ein, nachdem ein Gericht entschieden hatte, dass Fresenius den US-Generikahersteller nicht übernehmen muss. Der deutsche Medizinkonzern hatte den Kauf im April überraschend abgesagt, da Akorn bei für die Zulassung von Medikamenten relevanten Tests geschummelt haben soll.
Bei Tesla reisst der Faden an Kursausschlägen nicht ab. Dieses Mal war eine kräftige Kurserholung um mehr als 17 Prozent angesagt, weil Konzernchef Elon Musk nach einer Einigung mit der US-Börsenaufsicht SEC Firmenchef bleiben kann und nur den Vorsitz im übergeordneten Verwaltungsrat für mindestens drei Jahre abgeben muss. Musk entkommt so einer Klage der Behörde wegen eines irreführenden Twitter-Beitrags, in dem er einen Börsenrückzug des Elektroautobauers in Aussicht gestellt hatte.
Bei General Electric (GE) wich der erste Schrecken über eine Milliardenabschreibung und ein nicht mehr erreichbares Gewinnziel der Hoffnung auf bessere Zeiten, die ihnen ein überraschender Chefwechsel machte. In der Spitze waren die Papiere sogar um fast 16 Prozent gestiegen, letztlich blieb ein Kursgewinn von etwa 7 Prozent. John Flannery wird nach nur 14 Monaten Amtszeit von Lawrence Culp abgelöst.
Dagegen liess der Führungswechsel beim Pharmakonzern Pfizer die Investoren kalt: Die Aktien schlossen im hinteren Mittelfeld des Dow mit knapp einem halben Prozent im Plus. Der langjährige Konzernlenker Ian Read gibt seinen Posten im neuen Jahr an den bisher für das operative Geschäft zuständigen Vorstand Albert Bourla ab. Read bleibt dem Pharmariesen aber als Verwaltungsratschef erhalten.
Praxair-Titel gewannen rund 5 Prozent, nachdem die chinesische Wettbewerbsbehörde (SAMR) laut dem Fusionspartner Linde dem Zusammenschluss der beiden Gaskonzerne zugestimmt hatte. Schlüssel für die Transaktion bleibe jedoch eine Genehmigung der US-Wettbewerbshüter, schränkte Analyst Knud Hinkel von Equinet die Bedeutung etwas ein.
Unter den 30 Werten im Dow waren die Aktien von Intel mit einem Abschlag von 1,8 Prozent der mit Abstand grösste Ausreisser nach unten. Der jüngste Rückenwind für den Chipkonzern an den Endmärkten werde sich wahrscheinlich umkehren, schrieb Analyst Blayne Curtis in seiner Studie. Intel drohe zudem ein kostspieliger Kampf um Marktanteile mit Konkurrent AMD , dessen Titel im Gegenzug um 1,7 Prozent vorrückten.
Der Euro neigte mit zuletzt gezahlten 1,1578 US-Dollar weiter zur Schwäche. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1606 (Freitag: 1,1576) Dollar festgesetzt. Am Markt für US-Staatsanleihen fielen richtungweisende zehnjährige Anleihen um 6/32 Punkte auf 98 7/32 Punkte. Sie rentierten mit 3,08 Prozent. (awp/mc/ps)