US-Schluss: Hoffnung auf sinkende Zinsen löst Kursrally aus

Boerse

New York – Die Hoffnung auf Zinssenkungen hat am Dienstag an den New Yorker Börsen eine Kursrally ausgelöst und die jüngst hohen Verluste vergessen gemacht. Vor allem für den tags zuvor nach Berichten über eine Untersuchung der Marktmacht von Google und Facebook sehr schwachen Nasdaq 100 ging es nun wieder deutlich bergauf. Zum Handelsende belief sich das Plus auf 2,70 Prozent auf 7166,75 Punkte, womit die Montagsverluste wieder wettgemacht sind.

Sehr fest präsentierte sich auch der New Yorker Leitindex Dow Jones Industrial mit einem Aufschlag von 2,06 Prozent auf 25 332,18 Punkte. Nach seinen deutlichen Verlusten am vergangenen Freitag hatte er zum Wochenauftakt nahezu unverändert geschlossen, wurde dabei aber gebremst von den Einbussen der im Leitbarometer notierten Techwerte. Für den breit gefassten und daher besonders aussagekräftigen S&P 500 ging es am zweiten Handelstag der Woche um 2,14 Prozent auf 2803,27 Zähler hoch.

An den Finanzmärkten setzt sich zunehmend die Erwartung durch, dass die US-Notenbank Fed angesichts der weltweiten Handelsspannungen und der damit verbundenen konjunkturellen Risiken die Leitzinsen bald senken könnte. Die Ökonomen der Schweizer Bank UBS glauben, dass die Fed dies zwar erst tun wird, wenn die USA in eine Rezession zu schlittern drohe. Doch hohe Zölle auf Warenimporte erhöhten die Wahrscheinlichkeit dafür. Sinkende Zinsen machen Aktien tendenziell im Vergleich mit anderen Anlagen wie Anleihen attraktiver.

Fed-Chef Jerome Powell hatte am Dienstag auf einer Konferenz in Chicago gesagt, man werde den Handelskonflikt zwischen den Vereinigten Staaten und China genau beobachten und «wie immer» entsprechend reagieren, um das Wachstum aufrechtzuerhalten.

In den Zollstreit zwischen den USA und Mexiko scheint derweil Bewegung zu kommen. Die Vereinigten Staaten und ihr lateinamerikanischer Nachbar wollen das Thema Strafzölle gegen Mexiko kurz vor Ablauf der Frist offenbar vom Tisch bekommen. US-Aussenminister Mike Pompeo und sein mexikanischer Kollege Marcelo Ebrard treffen sich am Mittwoch in Washington, um eine Lösung zu finden.

Im zuletzt durch die Zolldrohung gegen Mexiko abgestraften Autosektor griffen die Anleger daher wieder zu. Mexiko ist ein wichtiger Produktionsstandort für die internationalen Autobauer, auch für die US-Hersteller, weshalb Zölle gegen das Land die Konzerne treffen würden.

Ford gewannen 3,23 Prozent, General Motors sogar 6,02 Prozent. Fiat Chrysler legten um fast 4 Prozent zu. Dass der Renault -Verwaltungsrat die Entscheidung über eine mögliche Fusion mit dem italienisch-amerikanischen Autobauer zunächst vertagt hat, spielte für den Aktienkurs von Fiat Chrysler keine Rolle. Die Gespräche würden fortgesetzt, hiess es.

War die Stimmung der Anleger von Apple , Microsoft , Intel , der Google-Mutter Alphabet , Facebook und Amazon am Montag im Keller, herrschte am Dienstag schon wieder Feierlaune angesichts der hohen Kursaufschläge von bis zu 3,7 Prozent.

Die Papiere des Fahrdienstvermittlers Uber rückten um 3,64 Prozent vor, während die des Konkurrenten Lyft um 0,62 Prozent nachgaben. Die Aktien wurden nun von einigen Analysten zum ersten Mal eingestuft. Dabei lobte Analyst Lloyd Walmsley von der Deutschen Bank Uber als attraktivste neue Internet-Story seit der Erstnotiz von Facebook.

US Steel machten eine Verkaufsempfehlung von Goldman Sachs nichts aus, die Aktien gewannen 6,15 Prozent. Sie waren allerdings am vergangenen Freitag auf den tiefsten Stand seit mehr als drei Jahren gefallen und befinden sich seit Wochenbeginn auf Stabilisierungskurs.

Die Anteile von Tiffany legten um 2,60 Prozent zu. Der Schmuck-Einzelhändler hatte mit seinen Umsätzen für das vergangene Quartal zwar enttäuscht, verbreitete aber Optimismus für das zweite Geschäftshalbjahr. Die Analysten der Credit Suisse äusserten sich nach der Zahlenvorlage von Tiffany zuversichtlich und blieben bei ihrem «Outperform»-Votum. Die Strategie, die die Marke wieder auf Kurs bringen soll sowie Produktinnovationen könnten dazu beitragen, dass Tiffany wieder Marktanteile gewinnen werde, hiess es. Zudem sei das Papier deutlich unterbewertet verglichen mit anderen Luxusgüter-Konzernen.

Der Euro bewegte sich insgesamt nur wenig und hielt damit die kräftigen Kursgewinne vom Wochenauftakt. Im späten New Yorker Handel kostete die Gemeinschaftswährung 1,1253 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,1244 (Montag: 1,1185) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8894 (0,8941) Euro gekostet. Richtungweisende zehnjährige US-Staatsanleihen verloren 15/32 Punkte auf 102 8/32 Punkte. Sie rentierten mit 2,123 Prozent. (awp/mc/pg)

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