New York – An der Wall Street hat der jüngste Erholungstrend ein jähes Ende gefunden. Schuld ist der Handelskonflikt zwischen den USA und China, der nach mehreren Tagen trügerischer Ruhe am Mittwoch mit Wucht wieder in den Fokus der Anleger rückte. Zudem flammte mit Aussagen von US-Präsident Donald Trump beim derzeitigen Nato-Gipfel erneut der Streit um die Lastenverteilung zwischen den Mitgliedern des Militärbündnisses auf.
Der Dow Jones Industrial schloss mit einem Kursverlust von 0,88 Prozent bei 24’700,45 Punkten. Damit endete eine viertägige Gewinnserie des US-Leitindex. Der marktbreite S&P 500 sank zur Wochenmitte um 0,71 Prozent auf 2774,02 Punkte. Für den schon vortags schwächelnden, technologielastigen Auswahlindex Nasdaq 100 ging es um 0,53 Prozent auf 7243,98 Zähler nach unten.
Zuletzt hatten positive Konjunkturnachrichten und die Hoffnung auf gute Unternehmenszahlen den internationalen Handelskonflikt etwas in den Hintergrund gedrängt. Doch mit der nun drohenden Ausweitung des Konflikts mit China konnten die Anleger das Thema nicht mehr länger ignorieren.
In Trumps Auftrag legte der Handelsbeauftragte Robert Lighthizer eine Liste mit weiteren chinesischen Waren im Wert von 200 Milliarden US-Dollar vor, die mit Strafzöllen belegt werden können. Nach Anhörungen können die Zölle Ende August in Kraft treten. Damit wäre die Hälfte aller Einfuhren aus China von Sonderabgaben betroffen. Die Regierung in Peking reagierte «geschockt» und kündigte für den Fall des Inkrafttretens «notwendige Gegenmassnahmen» an.
Davon könnten auch Unternehmen aus der Halbleiterbranche betroffen sein. So büssten die Aktien des Chipherstellers Micron Technology und des Grafikprozessoren-Spezialisten Nvidia 2,80 beziehungsweise 2,26 Prozent ein.
Derweil belastete der anhaltende Bieterkampf um den britischen Bezahlsender Sky Rupert Murdochs Medienkonzern 21st Century Fox: Dessen Aktien verloren 3,98 Prozent, nachdem Fox – wie schon erwartet – das aktuelle Comcast-Gebot mit einer neuen, höheren Offerte gekontert hatte. Die Papiere des Kabelriesen gewannen hingegen 1,29 Prozent.
Bei der Fluggesellschaft American Airlines trübte das gesenkte Umsatzziel für das zweite Geschäftsquartal die Stimmung: Die Anteilscheine sackten um 8,08 Prozent ab. Dies zog auch andere Branchentitel in Mitleidenschaft: United Continental und Delta Air Lines verloren 3,39 beziehungsweise 1,50 Prozent.
Dagegen zogen die Anteilscheine von Tripadvisor um 1,88 Prozent an. Die britische Investmentbank Barclays hatte sich positiv zu den Aktien der Reiseplattform geäussert.
Um rund zehn Prozent schnellten die Papiere von Fastenal in die Höhe. Der Hersteller von Verbindungstechnik wie Schrauben, Buchsen und Bolzen hatte mit seinem Quartalsgewinn positiv überrascht.
Am US-Rentenmarkt gewannen richtungweisende zehnjährige Staatsanleihen 2/32 Punkte auf 100 9/32 Punkte und rentierten mit 2,84 Prozent. Beim Euro überwog nach einer Berg- und Talfahrt eine negative Tendenz: Die Gemeinschaftswährung sank auf 1,1673 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,1735 Dollar festgesetzt, der Dollar hatte damit 0,8522 Euro gekostet. (awp/mc/ps)