New York – Nach drei Verlusttagen hat es am Freitag an der Wall Street einen Erholungsversuch gegeben. Konnten unter den Tech-Riesen in den vergangenen Tagen weder Alphabet, Meta noch Microsoft mit ihren Resultaten für positive Impulse sorgen, so gelang dies am Freitag Amazon und Intel.
Die Kurse stiegen trotz mehrerer schwacher Wirtschaftsdaten, wenngleich der Schwung im Verlauf etwas nachliess. Nach einem Spitzenplus von 1,3 Prozent schloss der US-Leitindex Dow Jones Industrial noch 0,69 Prozent höher bei 42.052,19 Punkten. Er glich das bisher aufgelaufene Wochenminus fast wieder aus. Übrig bleib ein Abschlag von 0,15 Prozent.
Der marktbreite S&P 500 legte am Freitag um 0,41 Prozent auf 5728,80 Punkte zu. Auch der tags zuvor abgerutschte Nasdaq 100 erholte sich, indem er 0,72 Prozent auf 20.033,14 Zähler gewann. Der stark von Technologiewerten geprägte Index kehrte damit wieder über die Marke von 20.000 Punkten zurück, auch wenn aus der Riege der grossen Tech-Werte die Apple-Aktie schwächelte.
Konjunkturdaten waren ein Thema, bewegten aber in der Summe nicht gross die Kurse. Der US-Jobbericht für Oktober und die am ISM-Index gemessene Industriestimmung enttäuschten. «Der Arbeitsmarktbericht aus den USA von heute ist schwer zu interpretieren, da er stark durch die beiden Hurrikane Helene und Milton sowie Streiks verzerrt ist», sagte Eckhard Schulte von MainSky Asset Management. Seiner Einschätzung nach ändert sich nichts daran, dass die US-Notenbank Fed am kommenden Donnerstag die Leitzinsen wohl weiter senken wird.
War der Oktober insgesamt schwach zu Ende gegangen, sind Börsianer jetzt gespannt, was der November bringt – insbesondere wegen der bevorstehenden US-Wahl. Die macht es laut dem Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners besonders spannend, denn eigentlich gelte der November als guter Börsenmonat. In den jüngeren Jahrzehnten habe die Weihnachts- oder Jahresendrally stets früher eingesetzt.
Die in allen grossen Indizes vertretene Amazon-Aktie sprang um 6,2 Prozent nach oben, tat sich aber schwer damit, über die 200-Dollar-Marke zu klettern und den knapp darüber liegenden Rekord einzustellen. Lob gab es unter Analysten vor allem für die rekordhohe Marge des Online-Händlers. In Anlehnung an Halloween bezeichnete Brent Thill vom Investmenthaus Jefferies die Profitabilität als geradezu «spuktakulär». Auch das operative Ergebnisziel für das laufende Quartal zerstreue teilweise Sorgen.
Intel lief Amazon aber letztlich den Rang mit einem Anstieg um 7,8 Prozent ab. Hier gab es viel Aufholbedarf bei einem der bislang grössten Tech-Verlierer in diesem Jahr. Die Aktien reduzierten ihr Jahresminus auf knapp 54 Prozent, was immer noch ausserordentlich viel ist. Der Chipkonzern hatte mit seinem Umsatzausblick für das laufende Quartal beruhigende Nachrichten für die Anleger.
Apple durchkreuzte die gute Freitagsbilanz der Tech-Werte, denn hier sank der Kurs nach der Vorlage von Quartalszahlen um 1,3 Prozent. In der Wertung der grössten billionenschweren Unternehmen wurde der Vorsprung auf den KI-Chip-Riesen Nvidia wieder kleiner, weil dessen Kurs der Tech-Erholung folgte. Kritische Stimmen gab es bei Apple zum Umsatzausblick, auch wegen der iPhone-Verkäufe.
Unter den Standardwerten waren die 3,5 Prozent höheren Aktien von Boeing begehrt. Hier kam Hoffnung auf, dass der Flugzeugbauer den Streik zehntausender Arbeiter mit einem besseren Angebot beenden kann. Analyst Ken Herbert von RBC äusserte in einer Studie seinen Glauben, dass dieses nun gebilligt werden könnte. Geboten wird eine Einkommenserhöhung von 38 Prozent über eine Laufzeit von vier Jahren.
Zahlen zu verarbeiten gab es ausserdem im Ölsektor. Während die Aktien von Exxonmobil nach freundlichem Start ins Minus drehten, fielen vor allem Chevron mit einem Plus von 2,9 Prozent positiv auf. Der Ölkonzern hat dank ausgeweiteter Förderung im dritten Quartal mehr verdient als gedacht. Die Aktien erreichten den höchsten Stand seit Anfang August.
Ein Kursfeuerwerk zündeten an der Nasdaq die Aktien von Charter Communications, indem sie um 12 Prozent nach oben sprangen. Der Kabelnetzbetreiber überzeugte die Anleger nicht nur mit der Höhe des Gewinnanstiegs im dritten Quartal, sondern auch mit der Nachricht, dass ihm überraschend wenig Breitband-Kunden verloren gegangen waren.
Der Kurs des Euro sank am Freitag auf zuletzt 1,0832 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zwischenzeitlich auf 1,0885 (Donnerstag: 1,0882) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9187 Euro.
Am US-Rentenmarkt fiel der Terminkontrakt für zehnjährige Staatsanleihen um 0,51 Prozent auf 109,91 Punkte. Die Rendite für die Staatspapiere mit dieser Laufzeit betrug 4,39 Prozent. (awp/mc/ps)