New York – Ein überraschend gut angelaufenes Weihnachtsgeschäft hat die New Yorker Börsen am Donnerstag wieder nach oben getrieben. Der stärker als erwartete Umsatzanstieg der amerikanischen Einzelhändler im November räumt nach Ansicht der Experten vom Analysehaus Capital Economics alle bisherigen Sorgen über den Verlauf der wichtigen Einkaufssaison vor den Festtagen zur Seite. Auch die guten Wochendaten vom Arbeitsmarkt stärkten das Vertrauen in die US-Wirtschaft. Gebremst wurden die Aktienmärkte aber wieder durch die fallenden Ölpreise.
Der Dow Jones Industrial schloss 0,36 Prozent höher bei 17 596,34 Punkten. Am Vortag hatte der Leitindex den grössten Tagesverlust seit Anfang Oktober hinnehmen müssen. Bereits zu Wochenbeginn hatten die wichtigsten Indizes der New Yorker Börse den Rückwärtsgang eingelegt und sich von ihren Rekordhochs entfernt. Der umfassendere S&P-500-Index stieg am Donnerstag um 0,45 Prozent auf 2035,33 Punkte. An der Computerbörse Nasdaq kletterte der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 um 0,51 Prozent auf 4246,48 Punkte.
Mit den Ölpreisen blieben auch die Energiewerte weiter im Fokus. Der Preisrutsch beim Rohöl hatte zuletzt die Börsen und insbesondere die Öltitel stark belastet. Nach einer nur kurzen Stabilisierung im frühen Handel am Donnerstag gerieten die Ölpreise wieder unter Druck. Ein Barrel (159 Liter) der US-Sorte WTI fiel erstmals seit Juli 2009 unter 60 US-Dollar. Daraufhin bröckelten im Handelsverlauf auch Ölwerte und mit ihnen die Indizes wieder etwas. Im Dow-Jones-Index verteuerten sich die Papiere von ExxonMobil schliesslich noch um 0,60 Prozent auf 89,20 Dollar.
Gefragt waren nach den guten Konjunkturdaten vor allem die Konsumtitel: Die Anteile am Handelskonzern Wal-Mart verteuerten sich um 1,02 Prozent auf 83,83 Dollar, McDonald’s legten 1,08 Prozent zu und Home-Depot-Papiere 1,34 Prozent. Tagessieger im Dow-Jones-Index waren aber Walt Disney mit plus 1,40 Prozent auf 91,75 Dollar.
Im marktbreiten Wall-Street-Index S&P 500 übernahmen die Einzelhändler die Spitze: Staples-Aktien zogen um 8,67 Prozent auf 16,10 Dollar an. Der Hegefonds Starboard ist bei dem Büroausstatter mit gut 5 Prozent eingestiegen und baute seinen Anteil am Konkurrenten Office Depot auf knapp 10 Prozent aus. Spekulationen, Starboard könnte auf eine Fusion der beiden Unternehmen drängen, sorgten für Fantasie. Morgan Stanley nahm die Verkaufsempfehlung für Staples-Aktien zurück. Titel von Office Depot legten sogar 12,12 Prozent zu.
Die Papiere von Urban Outfitters sprangen um 7,60 Prozent nach oben auf 32,39 Dollar. Der Händler von Bekleidung und Accessoires hatte über einen ermutigenden Verkaufstrend im vierten Quartal berichtet, wie die Analysten von Oppenheimer bemerkten. Auch die Experten von RW Baird blieben optimistisch.
Beim strauchelnden Elektronikhändler Radioshack schmelzen indes die liquiden Mittel weiter zusammen: Im dritten Geschäftsquartal wies der traditionsreiche Konzern einen grösseren Verlust aus als ohnehin befürchtet, die Umsätze brachen verglichen mit dem Vorjahreszeitraum auf vergleichbarer Basis um mehr als 13 Prozent ein. Die Aktie rutschte um mehr als sieben Prozent auf nur noch 51 Cent ab.
Die Aktie von Lending Club gab ein fulminantes Börsendebüt. Die Papiere des Internet-Kreditvermittlers gingen bei 23,43 Dollar aus ihrem ersten Handelstag. Das sind 56,20 Prozent mehr als der Ausgabepreis von 15 Dollar pro Stück. Das Startup-Unternehmen aus San Francisco macht Banken mit einer Online-Plattform Konkurrenz. Lending Club bringt im Internet Sparer, die Geld anlegen wollen, und Kredit-Interessenten zusammen.
Der Eurokurs rutschte wieder unter die 1,24-Dollar-Marke. Er wurde bei 1,2388 Dollar gehandelt. Am US-Rentenmarkt verlor die richtungweisende zehnjährige Staatsanleihe 4/32 auf 100 20/32 Punkte. Ihre Rendite lag bei 2,18 Prozent. (awp/mc/pg)