New York – Die US-Börsen haben zum Wochenstart einen Teil ihrer kräftigen Verluste vom Freitag wettgemacht. Die Ängste der Anleger über Omikron verflüchtigten sich etwas, da die neue Coronavirus-Variante «zwar Anlass zur Besorgnis gibt, aber kein Grund zur Panik ist», wie Marktanalyst Edward Moya vom Broker Oanda sagte. Möglicherweise könnte sie auch der nötige Impulsgeber sein, damit sich mehr Menschen impfen liessen. Zudem verwies Moya auf starke Daten aus dem Immobiliensektor, denn die noch nicht abgeschlossenen Verkäufe von Eigenheimen waren im Oktober überraschend stark gestiegen.
An der Wall Street gewann der Dow Jones Industrial letztlich 0,68 Prozent auf 35’135,94 Punkte, nachdem das US-Börsenbarometer im frühen Handel seine Gewinne zeitweise komplett abgegeben hatte.
Der marktbreite S&P 500 stieg am Montag um 1,32 Prozent auf 4655,27 Zähler, und der Nasdaq 100 rückte um 2,33 Prozent auf 16’399,24 Punkte vor. Am Freitag waren sowohl der Dow als auch der Technologiewerte-Index im verkürzten Handel um mehr als zwei Prozent abgesackt, nachdem Meldungen über Omikron die Runde gemacht hatten.
Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets schrieb angesichts der aufgehellten Stimmung ausserdem: Mit den Meldungen zu Omikron seien erneut auch Hoffnungen aufgekeimt, dass die US-Notenbank einlenken und ihren jüngst eingeschlagenen «Tapering-Kurs» – also das Zurückfahren der Anleihekäufe – noch einmal überdenken könnte. «Ein Einlenken der Geldpolitik ist dann wahrscheinlich, wenn die neue Virus-Mutation eine Gefahr für die laufende konjunkturelle Erholung darstellen und die Pandemie verlängern könnte.»
Nachrichten seitens Impfstoffherstellern wirkten ebenfalls positiv. So hatte das Biotechunternehmen Moderna am Sonntag angekündigt, es könnte schon früh im kommenden Jahr einen speziell auf Omikron zugeschnittenen Impfstoff in grossem Massstab herstellen.
Der Mainzer Konkurrent Biontech teilte ebenfalls mit, er arbeite an der Entwicklung eines angepassten Impfstoffs. Entsprechend setzten beide Papiere ihre Erholungsrally fort. Moderna gewannen nach einem mehr als 20-prozentigen Plus am Freitag weitere knapp 12 Prozent und waren damit Spitzenwert im Nasdaq 100. Die in New York notierten Biontech-Papiere legten nach ihrem jüngsten, rund 14-prozentigen Anstieg um weitere 4,2 Prozent zu. Zu ihren Rekordhochs im Monat August haben beide Titel aber noch eine gute Wegstrecke vor sich.
Weiterhin eher düster sah es dennoch für Aktien aus der Reise- und Freizeitbranche aus: Die Titel von American Airlines, Delta, Southwest und Jetblue Airways gaben nach. Nur United Airlines erholten sich etwas mit plus 0,7 Prozent.
Einen Kurssprung um zeitweise 11 Prozent nach oben machten zum Handelsstart die Twitter-Aktien, am Ende ging es aber um 2,7 Prozent abwärts. Auslöser für den anfänglichen Kurssprung waren Medienberichte über einen Wechsel an der Führungsspitze. Dies bestätigte der Kurznachrichtendienst später, doch dass der bisherige Technikchef Parag Agrawal das Amt übernimmt, kam nicht gut an.
Analystin Susannah Streeter vom britischen Vermögensverwalter Hargreaves Lansdown begründete: Die Anleger seien mit der «Teilzeitrolle» von Dorsey als Vorstandschef derart unzufrieden gewesen, dass der Kurssprung verständlich gewesen sei. Dass nun aber Agrawal das Ruder übernehme, habe nicht überzeugt. Investoren hätten wohl auf frischen Wind durch einen externen Kandidaten gehofft.
Der Euro kostete zum Handelsschluss an der Wall Street mit 1,1283 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,1276 (Freitag: 1,1291) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8868 (0,8856) Euro.
Am US-Rentenmarkt sank der Kontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) zuletzt um 0,01 Prozent auf 131,16 Punkte. Die Rendite für zehnjährige Staatspapiere stieg auf 1,51 Prozent. (awp/mc/ps)