New York – Dem Erholungsversuch des US-Aktienmarkts ist am Donnerstag letztlich die Luft ausgegangen. Nach einem zwischenzeitlichen Anstieg um 0,75 Prozent rutschte der Dow Jones Industrial kurz vor Schluss sogar ins Minus. Zum Handelsende schaffte er gerade noch den Dreh auf plus 0,16 Prozent und 12.855,04 Punkte. Für den am Vortag noch auf den tiefsten Stand seit Anfang März gefallenen S&P-500-Index blieb ein Zuwachs von 0,25 Prozent auf 1.357,99 Punkte. An der Nasdaq sorgte der Ausblick von Cisco Systems für Verstimmung – der Composite-Index büsste 0,04 Prozent auf 2.933,64 Punkte ein und der Auswahlindex Nasdaq 100 sank um 0,19 Prozent auf 2.616,24 Punkte.
Die Unsicherheit bleibt hoch mit Blick auf den griechischen Marathon einer Koalitionssuche. Es gibt jedoch erste Hoffnungsschimmer: Die Sozialisten (Pasok) und die gemässigte kleine Partei Demokratische Linke (Dimar) haben sich auf die Bildung einer breiten Koalition geeinigt. Es müssen jedoch noch weitere Parteien mitmachen. Ob das geht, soll möglichst noch diesen Freitag bei einem Treffen des Sozialistenchefs Evangelos Venizelos mit dem Vorsitzenden der Konservativen, Antonis Samaras, und dem Chef des Bündnisses der Radikalen Linken, Alexis Tsipras, geklärt werden. Stützend wirkten zudem positive Signale vom Arbeitsmarkt, nachdem die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der vergangenen Woche überraschend zurückgegangen waren.
Nach dem Quartalsbericht vom Vorabend waren Cisco-Anteile sowohl im Leitindex als auch im Nasdaq 100 mit einem Rutsch um 10,49 Prozent auf 16,81 US-Dollar das Schlusslicht. Für Verstimmung sorgte der Ausblick des Unternehmens auf das laufende Quartal. Analyst Stuart Jeffrey von Nomura wertete ihn als Enttäuschung. Die Umsatzprognose liege um 3 Prozent und die Mitte der Prognosespanne für den Gewinn gar um 8 Prozent unter den Erwartungen, so Jeffrey. Er kürzte seine Gewinnschätzungen für die Geschäftsjahre 2013 und 2014 um bis zu 7 Prozent. Sein Kursziel schraubte er von 24 auf 22 Dollar zurück, blieb allerdings aufgrund der Bewertung der Aktien auf «Buy».
Bester Wert im Dow waren indes die Pharmatitel von Pfizer mit plus 1,69 Prozent auf 22,83 Dollar, gefolgt von dem Ölwert Chevron mit einem Zuwachs von 1,55 Prozent auf 103,36 Dollar.
Ausserhalb der bekannten Indizes sanken Avon um 3,29 Prozent auf 20,89 Dollar. Die deutsche Milliardärsfamilie Reimann macht dem US-Kosmetikkonzern Avon ein letztes Übernahmeangebot. Der öffentlichkeitsscheue Clan aus dem Rhein-Neckar-Raum ist nun bereit, rund 10,7 Milliarden Dollar oder umgerechnet 8,1 Milliarden Euro für den Direktvertriebs-Spezialisten zu zahlen. Bislang waren es 10 Milliarden Dollar. Doch das Angebot gilt nicht ewig: Reimanns haben eine Frist bis Ende dieses Monats gesetzt.(awp/mc/pg)