US-Schluss: Gewinnmitnahmen vor allem bei Technologiewerten
New York – Nach der jüngsten Rekordrally an den New Yorker Börsen haben die Anleger am Dienstag Kasse gemacht. Zu Wochenbeginn hatte es sich schon abgezeichnet, dass die Anleger vor den in dieser Woche anstehenden Arbeitsmarktdaten und den Auftritten des Notenbankchefs Jerome Powell vor dem US-Kongress in die Defensive gehen. Nun verstärkte sich die Bewegung.
Am Markt hiess es ausserdem, die Sorge vor überzogenen Bewertungen im Technologiesektor werde grösser. Dies sorgte an der Nasdaq-Börse für verstärkte Gewinnmitnahmen, die den Auswahlindex Nasdaq 100 mit 1,80 Prozent auf 17 897,87 Punkte auf Talfahrt schickten. Seit dem Oktober-Tief hatte er bis zu 30 Prozent zugelegt.
Auch an der Wall Street und dem breiten US-Markt zogen sich die Anleger vorerst zurück. Der Dow Jones Industrial sank um 1,04 Prozent auf 38 585,19 Punkte. Der marktbreit gefasste S&P 500 verlor 1,02 Prozent auf 5078,65 Zähler.
Marktbeobachter sprachen von einer Verkaufswelle vor möglichen Hinweisen zur künftigen Geldpolitik, die in den kommenden Tagen kommen könnten. Laut dem CMC-Markets-Experten Konstantin Oldenburger spielt die Angst mit, dass Fed-Chef Powell bei der Anhörung vor dem Kongress «plötzlich gar nichts mehr von einer Zinswende noch in diesem Jahr wissen will». Dann wäre es fraglich, ob Wachstumswerte weiter die richtigen Aktien sind.
Im Fokus stand am Dienstag auch der stark beachtete ISM-Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor. Er verschlechterte sich im Februar deutlicher als erwartet, signalisiert aber weiter Wachstum. «Gründe für schnelle und deutliche Zinssenkungen lassen sich aus den Stimmungsdaten nicht ableiten», sagte Ulrich Wortberg von der Helaba.
Die Hoffnung auf baldige Zinssenkungen hatte gepaart mit einer starken Berichtssaison und dem Hype um Künstliche Intelligenz (KI) zuletzt die Tech-Werte besonders kräftig angetrieben. Vor allem galt dies für die Nvidia-Aktien, die am Dienstag nach Schwankungen nochmals um 0,9 Prozent zulegten. In der Rangliste der wertvollsten Konzerne ist der Abstand zu Apple damit weiter geschrumpft auf knapp 500 Milliarden Dollar.
Die Apple-Aktien knüpften mit einem Abschlag von 2,8 Prozent an ihre jüngste Talfahrt an. Seit dem Dezember-Rekord haben die Titel des iPhone-Herstellers nun fast 15 Prozent an Wert verloren. Der CMC-Markets-Experte Oldenburger verwies auf Nachrichten, wonach der Marktanteil am chinesischen Smartphone-Markt immer kleiner werde.
Probleme mit den Absätzen in China werden neuerdings auch wieder Tesla angelastet, die Papiere knüpften mit einem Abschlag von 3,7 Prozent an ihren jüngsten Kursrücksetzer an. Am Vortag waren sie wegen schwacher Auslieferungszahlen des Werks in Shanghai um mehr als sieben Prozent gefallen.
Generell vorsichtig positionierten sich die Anleger im Chipsektor. Vor allem Intel sackte als Dow-Schlusslicht um 5,4 Prozent ab. Die Aktien von AMD folgten dem zeitweise, reduzierten ihr Minus aber auf lediglich 0,1 Prozent. Kreisen zufolge wollen die USA das Vorhaben von AMD blockieren, neue KI-Chips nach China zu liefern.
Stärke zeigte derweil der Einzelhandelssektor. Die Target-Aktien schnellten um 12 Prozent hoch auf den höchsten Stand seit elf Monaten. Über den Erwartungen liegende Quartalszahlen halfen auch anderen Branchenwerten, wie Walmart im Dow mit einem Anstieg um 1,25 Prozent zeigte.
Davita waren ansonsten noch begehrt. Mit einem Kurssprung um 7,1 Prozent näherten sie sich ihrem Rekordhoch. In der Dialysebranche generell sorgte es für etwas Erleichterung unter den Anlegern, dass Studiendaten von Novo Nordisk zu einem potenziell die Geschäfte belastenden Medikament eine enttäuschende Effizienz aufwiesen.
Der Euro wurde zuletzt mit 1,0858 US-Dollar nahe am Vortagsniveau gehandelt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0849 (Montag: 1,0846) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9217 Euro.
Der Terminkontrakt für zehnjährige US-Staatsanleihen kletterte zuletzt um 0,48 Prozent auf 111,28 Punkte. Die Rendite für die Staatspapiere dieser Laufzeit fiel im Gegenzug auf 4,14 Prozent. (awp/mc/pg)