New York – Die Anleger an der Wall Street haben sich am Donnerstag schon wieder in Rekordlaune gezeigt. Die Angst vor steigenden Zinsen scheint verpufft zu sein – spätestens, nachdem das staatliche chinesische Devisenamt einen Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg über einen möglichen Kaufstopp Chinas für amerikanische Staatsanleihen dementierte. Dieser hatte am Mittwoch zeitweise die Kurse der festverzinslichen Wertpapiere belastet und im Gegenzug die Renditen nach oben getrieben, da China der grösste Gläubiger der USA ist.
Als erster Index erreichte am Donnerstag der Dow Jones Industrial erneut eine Bestmarke – zum Börsenschluss stand ein Kursanstieg von 0,81 Prozent auf rekordhohe 25 574,73 Punkte zu Buche. Damit knüpfte das wichtigste US-Aktienbarometer wieder an seinen vorherigen Aufwärtstrend an. Schon zur Wochenmitte hatte es seine ohnehin geringen Verluste letztlich fast wettgemacht, nachdem auch die Renditen am Anleihemarkt wieder zurückgekommen waren.
Die anderen US-Indizes erholten sich am Donnerstag ebenfalls von ihren moderaten Rückschlägen und erreichten mit der Schlussglocke Höchststände: Der marktbreite S&P 500 rückte um 0,70 Prozent auf 2767,56 Zähler vor und der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 verabschiedete sich 0,69 Prozent fester bei 6708,49 Punkten.
Unter den Einzelwerten stachen die Aktien der Ölkonzerne mit deutlichen Kursgewinnen heraus. Sie profitierten davon, dass ein kräftiger Rückgang der US-Ölreserven die Preise für den wichtigen Rohstoff auf mehrjährige Höchststände trieb.
Chevron legten an der Dow-Spitze um 3,04 Prozent auf 132,57 US-Dollar zu und waren damit so teuer wie seit Sommer 2014 nicht mehr – hier sorgte eine Hochstufung von BMO Capital Markets mit einem auf 140 Dollar angehobenen Kursziel für zusätzlichen Schub. Bei Index-Nachbar ExxonMobil sowie ConocoPhillips aus dem S&P 500 konnten sich die Anleger über Kursgewinne von 0,99 beziehungsweise 2,65 Prozent freuen.
Gut unterwegs waren auch die rekordhohen Titel der Fluggesellschaft Delta Air Lines , die sich mit einem satten Plus von 4,76 Prozent aus dem Handel verabschiedeten. Sie profitierten von erfreulichen Geschäftszahlen für das Schlussquartal 2017 und einem optimistischen Ausblick auf das neue Jahr. Dagegen büssten die Anteilscheine von Shaw Communications 3,06 Prozent ein, nachdem das Telekomunternehmen mit seinem Gewinn im ersten Geschäftsquartal 2017/18 die Erwartungen verfehlt hatte.
Dass der Handelskonzern Wal-Mart im Zuge der Steuerreform die Zahlungen für Stundenlohnempfänger anheben will, stiess auf ein verhalten positives Echo: Die Aktien gewannen im Dow lediglich 0,35 Prozent.
Der Eurokurs kletterte dank Aussagen der Europäischen Zentralbank (EZB), die am Devisenmarkt als Signal für einen möglichen Ausstieg aus der sehr lockeren Geldpolitik im Herbst interpretiert wurden, wieder über 1,20 Dollar. Er kostete im New Yorker Handel zuletzt 1,2032 Dollar. Den Referenzkurs hatte die EZB davor auf 1,2017 (Mittwoch: 1,1992) Dollar festgesetzt.
Richtungweisende zehnjährige US-Staatsanleihen rückten um 6/32 Punkte auf 97 17/32 Punkte vor und rentierten mit 2,54 Prozent. (awp/mc/pg)