US-Schluss: Schwach – Jahresplus im Dow bislang knapp 6%
New York – Der Budgetstreit hat die US-Aktienmärkte am vorletzten Börsentag des Jahres erneut belastet und den Dow Jones Industrial unter die Marke von 13.000 Punkten gedrückt. Die positiv ausgefallenen Konjunkturdaten hingegen wurden kaum beachtet. So hatte sich die Stimmung der Einkaufsmanager in der Region Chicago überraschend deutlich aufgehellt und im November war die Zahl der noch nicht vollständig abgeschlossenen Hausverkäufe stärker als erwartet gestiegen.
Der US-Leitindex schloss am Freitag mit minus 1,21 Prozent bei 12.938,11 Punkten knapp über seinem kurz zuvor erreichten Tagestief. Es war der fünfte Handelstag in Folge mit Verluste. Das Wochenminus beträgt 1,9 Prozent. Im Gesamtjahr legte der Dow Jones dennoch bislang um knapp 6 Prozent zu. Der S&P-500-Index verlor am Freitag 1,10 Prozent auf 1.402,43 Punkte.
An der Technologiebörse Nasdaq fiel der Composite-Index um 0,86 Prozent auf 2.960,31 Punkte, gewann allerdings im Jahresverlauf bisher knapp 14 Prozent. Der Auswahlindex Nasdaq 100 büsste vor dem Wochenende 1,01 Prozent auf 2.606,36 Punkte ein. Am Montag wird in den USA nochmals bis 22.00 Uhr MEZ gehandelt.
US-Präsident Barack Obama unternimmt aktuell im Haushaltsstreit nochmals einen Versuch, um mit den Republikanern doch noch einen Kompromiss vor Jahresende zu finden. Sein Ziel ist es, mit einer Übergangslösung zumindest die drohenden Steuererhöhungen für die Mittelschicht ab 1. Januar zu verhindern. Allerdings haben Politiker wie Finanzexperten Hoffnungen auf eine kleine Lösung noch rechtzeitig zum Jahresende gedämpft. Erwartet wird nun, dass ein Kompromiss in den ersten Januartagen geschlossen wird. Das wäre gerade noch rechtzeitig genug, um negative Auswirkungen nach dem Sturz über die fiskalische Klippe auf die Finanzlage der Bürger und die Wirtschaft zu vermeiden.
«Am Markt wird von dem Treffen heute erwartet, dass die Demokraten versuchen werden, denjenigen Teil des Gesetzes durchzubringen, der den grössten Bevölkerungsteil abdeckt, also all jene mit einem Verdienst von bis zu 250.000 US-Dollar», sagte Analyst Joshua Mahony von Alpari.
Unter den Einzelwerten waren die Aktien von Hewlett-Packard schwächster Wert im Dow mit minus 2,56 Prozent auf 13,68 US-Dollar. Das US-Justizministerium hat sich in den möglichen Betrugsfall bei der milliardenschweren Übernahme der britischen Software-Firma Autonomy durch die Amerikaner eingeschaltet. Auch das FBI soll schon ermitteln. HP bezichtigt das alte Autonomy-Management, die Bilanzen geschönt und damit den Preis in die Höhe getrieben zu haben. Der Computer-Hersteller hatte 2011 mehr als zehn Milliarden US-Dollar für Autonomy gezahlt und im November 8,8 Milliarden Dollar abgeschrieben. Eine Aktionärsklage hat HP wegen der verlustreichen Übernahme nun ebenfalls am Hals. Gar nicht rund verlief auch das Gesamtjahr für die HP-Aktie. Sie büsste fast 47 Prozent ein.
Das Papier der grössten US-Baumarktkette Home Depot schloss nach einem zeitweise freundlichen Verlauf mit einem Abschlag von 0,69 Prozent bei 60,65 Dollar. Ein drohender Streik, durch den es zu Lieferproblemen vor der lukrativen Gartensaison hätte kommen können, wurde abgewendet. Für die amerikanischen Hafenarbeiter an der Ost- und Golfküste wurde eine vorläufige Übereinkunft bei den laufenden Tarifverhandlungen erreicht. Das Gesamtjahr verlief für die Aktie von Home Depot sehr erfolgreich: Sie ist zweitgrösster Gewinner in dem 30 Werte umfassenden US-Leitindex und legte bislang um rund 44 Prozent zu.
Favorit im ablaufenden Jahr ist eindeutig die von der Finanzkrise stark gebeutelte Aktie der Bank of America, deren Wert sich mit nun 11,36 Dollar wieder etwas mehr als verdoppelt hat. Das Papier von JPMorgan legte bislang um rund 30 Prozent zu.
Im Nasdaq 100 gaben die Anteilsscheine von Expedia am Freitag einen Teil ihrer etwas mehr als vierprozentigen Vortagesgewinne wieder ab und verloren 1,61 Prozent auf 59,33 Dollar. Am Donnerstag hatte die Ratingagentur Moody’s mitgeteilt, dass die Trivago-Akquisition keine Auswirkung auf das «BA1»-Kreditrating des Online-Reisebüros habe. Im Jahresverlauf stieg das Expedia-Papier bislang um 106 Prozent und verbuchte damit den zweitgrössten Gewinn im Auswahlindex.
Unter den bekanntesten Werten im Nasdaq 100 legten die Papiere des SAP-Konkurrenten Oracle 2012 um knapp 30 Prozent zu. Die Apple-Aktie stieg bislang um rund 25 Prozent, Yahoo um rund 20 Prozent und Google um 8 Prozent. (awp/mc/ps)