US-Schluss: Dow büsst 1,8% auf 17’265 Punkte ein
New York – Der Ölpreisverfall und die wohl nahende Zinswende haben die Wall Street am Freitag stark belastet. Vor allem Technologiewerte litten unter der Sorge vor einer Abkühlung der Weltwirtschaft. Hintergrund sind Befürchtungen, wonach bei einer Leitzinsanhebung in den USA wieder verstärkt Kapital aus den Schwellenländern in die Vereinigten Staaten abgezogen würde, was die Emerging Markets empfindlich treffen würde.
Der Dow Jones Industrial knüpfte an seine am Donnerstag unterbrochene Talfahrt an und verzeichnete den höchsten prozentualen Tagesverlust seit Ende September. Am Ende büsste der US-Leitindex 1,76 Prozent auf 17’265,21 Punkte ein. Das Börsenbarometer fiel damit auf den tiefsten Stand seit Mitte November zurück. Auf Wochensicht bedeutet dies ein Minus von 3,26 Prozent.
Der marktbreite S&P-500-Index fiel am Freitag um 1,94 Prozent auf 2’012,37 Punkte. An der Nasdaq sackte der Auswahlindex Nasdaq 100 um 2,27 Prozent auf 4’537,56 Punkte ab.
Aller Voraussicht nach wird sich die Fed am nächsten Mittwoch mit einer kleinen Zinsanhebung von ihrer jahrelangen Nullzinspolitik verabschieden. Höhere Zinsen würden aber die Attraktivität von Aktien gegenüber festverzinslichen Wertpapieren schmälern. Insofern war an der Wall Street vor dem Wochenende deutliche Zurückhaltung Trumpf.
Derweil hatte sich das von der Universität Michigan erhobene Verbrauchervertrauen im Dezember weniger aufgehellt als erwartet. Zudem waren die Umsätze des Einzelhandels im November mit 0,2 Prozent etwas schwächer gestiegen als erwartet. Diese und andere aktuelle Wirtschaftsdaten aber haben Volkswirten zufolge wohl keine Auswirkungen auf die Leitzinsentscheidung der US-Notenbank am Mittwoch. Eine Erhöhung gelte als sicher, das Tempo für weitere Schritte dürfte aber moderat bleiben, vermuteten sie.
Die zuletzt spekulierte Mega-Fusion in der Chemiebranche wurde am Freitag vor Börsenstart bestätigt: Die Grosskonzerne Dupont und Dow Chemical schliessen sich zusammen. Dabei entsteht ein Branchengigant mit einer Marktkapitalisierung von rund 130 Milliarden Dollar. Dies ist die grösste Firmenhochzeit in der Branchengeschichte. Die Aktien von Dupont fielen am Dow-Ende um rund fünfeinhalb Prozent, Papiere von Dow Chemical büssten knapp 3 Prozent ein. Die Anteilsscheine beider Unternehmen waren aber bereits am Mittwoch deutlich angesprungen, als Medien über den geplanten Zusammenschluss berichtet hatten.
Daneben blieben die Aktien von US-Ölkonzernen und -förderern im Fokus. Der Ölpreis der US-Sorte WTI war auf erneut den tiefsten Stand seit Februar 2009 abgesackt. Die Internationale Energieagentur IEA hatte mitgeteilt, dass das Rohöl-Überangebot am Weltmarkt mindestens bis spät ins Jahr 2016 anhalten werde.
Die Aktien von Chevron fielen um mehr als 3 Prozent. Am Donnerstag waren sie noch bester Wert im Dow gewesen. Die Papiere von ExxonMobil büssten zum Wochenschluss knapp 2 Prozent ein. Auch alle anderen Aktien im Dow schlossen im Minus.
Die Papiere von Adobe Systems sprangen um knapp 3 Prozent nach oben. Der Softwarehersteller hatte am Donnerstag nach Börsenschluss seine Zahlen für das vierte Geschäftsquartal veröffentlicht und beim Gewinn die Erwartungen der Analysten übertroffen. Mehr Kunden als erwartet hatten die auf der Cloud-Technik basierten Anwendungen genutzt.
Der Eurokurs hielt sich knapp unter 1,10 US-Dollar und wurde zuletzt mit 1,0989 Dollar gehandelt. Am Rentenmarkt legten zehnjährige Staatsanleihen angesichts der Verluste an der Wall Street um 28/32 Punkte auf 101 2/32 Punkte zu und rentierten mit 2,131 Prozent. (awp/mc/upd/ps)