New York – Hoffnungen auf eine rechtzeitige Einigung zwischen Demokraten und Republikanern über die Neuaufnahme von Schulden haben am Freitag den US-Börsen Auftrieb gegeben. Im Haushaltsstreit gab es zugleich weiterhin keine Annäherung zwischen beiden politischen Lagern, so dass der Verwaltungsstillstand nun den vierten Tag andauert. Nach einem zunächst richtungslosen Start legte der US-Leitindex Dow Jones Industrial zu. Mit einem Plus von 0,51 Prozent bei 15.072,58 Punkten ging er schliesslich aus dem Handel. Im Wochenverlauf büsste er damit allerdings 1,2 Prozent ein. Der S&P-500-Index rückte am Freitag um 0,71 Prozent auf 1.690,50 Punkte vor. Der Nasdaq-100-Index stieg um 0,89 Prozent auf 3.242,57 Punkte.
Während Behörden und öffentliche Einrichtungen nahezu lahm gelegt sind, tickt nebenher auch die Schuldenuhr: In knapp zwei Wochen wird die Schuldenobergrenze von 16,7 Billionen US-Dollar erreicht. Bis zum 17. Oktober müssen sich daher Demokraten und Republikaner auf eine Anhebung des Limits geeinigt haben. Sonst droht der USA die Zahlungsunfähigkeit – mit möglicherweise verheerenden Folgen für die internationalen Finanzmärkte und die Weltwirtschaft. Medien berichteten unterdessen, dass der Sprecher des Repräsentantenhauses, John Boehner, Verhandlungsbereitschaft signalisiert habe.
Der Handel blieb insgesamt aber recht impulsarm, zumal der viel beachtete Arbeitsmarktbericht für September wegen der politischen Queleren verschoben werden musste. Obama sagte unterdessen eine Asienreise ab und setzt sich weiter dafür ein, dass die Republikaner eine Abstimmung über die Fortsetzung der Verwaltungsarbeit zulassen.
Auf Unternehmensseite erholten sich die Aktien von Boeing teilweise von ihren Vortagesverlusten und legten als einer der stärksten Werte im Leitindex Dow um 1,70 Prozent auf 117,20 US-Dollar zu. Der Flugzeugbauer und Rüstungskonzern gehört zu jenen Unternehmen, die unter dem Verwaltungsstillstand leiden. Lieferverzögerungen für Verkehrsmaschinen etwa sind die Folge, da Beamte der US-Luftfahrtaufsicht FAA ebenfalls in Zwangsurlaub geschickt wurden.
Favorit im Dow waren die Papiere von Walt Disney mit plus 2,00 Prozent, während die Einzelhandelsaktie Wal-Mart Stores mit minus 0,49 Prozent am Index-Ende stand.
Im Nasdaq 100 gewannen die Papiere von Facebook 3,78 Prozent auf 51,04 Dollar. Das soziale Netzwerk will nun auch auf seinem Fotodienst Instagram Werbung verkaufen. Die Papiere des Herstellers von Elektroautos Tesla stoppten ihre zweitägige kräftige Talfahrt und legten um 4,43 Prozent zu.
Zudem stehen erneut Börsengänge (IPO) im Blick. Der Erfolg der Restaurantkette Potbelly an ihrem zweiten Handelstag ist fulminant. Die Titel sprangen um knapp 120 Prozent auf 30,77 Dollar hoch.
Der Kurznachrichtendienst Twitter dürfte im November an der Börse starten und will bis zu einer Milliarde Dollar einnehmen. Hier gab es an diesem Tag eine fatale Verwechselung: Aufgrund des sehr ähnlichen Börsenkürzels kauften Anleger wohl aus Versehen Aktien des insolventen Unterhaltungselektronik-Einzelhändlers Tweeter Home Entertainment. Der Pennystock schoss zeitweise um unglaubliche 2.200 Prozent in die Höhe. Während zu Tweeter das Börsenkürzel TWTRQ gehört, wird Twitter das Kürzel TWTR bekommen. (awp/mc/upd/ps)