US-Schluss: Sinkende Teuerung weckt Zinsfantasie – Rekorde
New York – Eine abgeschwächte Inflation hat den US-Aktienmärkten am Mittwoch neue Zinssenkungsfantasie und Höchststände beschert. Der Dow Jones Industrial erklomm im späten Handel ein Rekordhoch bei 39 935 Punkten und schloss 0,88 Prozent höher bei 39’908,00 Zählern. Für den breit gefassten S&P 500 ging es um 1,17 Prozent auf 5308,15 Punkte aufwärts. Der technologielastige Nasdaq 100 erreichte im Verlauf ebenfalls eine Bestmarke und gewann letztlich 1,49 Prozent auf 18’596,65 Zähler.
Die Teuerung in den USA hat sich im April etwas verringert. Die Kerninflationsrate ohne Energie und Nahrungsmittel sank im Jahresvergleich auf 3,6 Prozent. Zwar sei dies mit dem Inflationsziel der US-Notenbank von 2 Prozent nach wie vor unvereinbar, dürfte die jüngsten Zinssenkungserwartungen aber nicht dämpfen, glaubt Helaba-Volkswirt Ulrich Wortberg. Dies gelte umso mehr, da die zeitgleich veröffentlichten Einzelhandelsumsätze im April stagniert und damit klar enttäuscht hätten.
Aus Branchensicht litten die Aktien der US-Elektroautohersteller unter Gewinnmitnahmen. In den letzten Tagen hatten sie von Nachrichten profitiert, dass die US-Regierung einen Sonderzoll von 100 Prozent auf E-Autos aus China plant. Die Papiere von Lucid fielen um 7,1 Prozent, jene von Rivian um 8,9 Prozent und die Tesla-Titel um 2,0 Prozent.
Aktien von Boeing gaben um 2,1 Prozent nach. Das US-Justizministerium kam zu dem Schluss, dass Boeing gegen Auflagen aus einer Vereinbarung verstossen habe, die den Flugzeugbauer bisher vor Strafverfolgung nach zwei tödlichen Flugzeugabstürzen bewahrt hatte.
Die Papiere von Walt Disney verloren als Dow-Schlusslicht 2,5 Prozent. Konzernchef Bob Iger sagte, dass die Marketingausgaben für den Streaming-Dienst Disney+ zu hoch seien und gekürzt würden. Zudem plant der Mediengigant, seine Investitionen in das lineare Fernsehen «ziemlich drastisch» zu reduzieren.
Die Titel von New York Community Bancorp fielen um 5,7 Prozent, nachdem sie vorbörslich noch deutlich zugelegt hatten. Die Bank-Holding hatte dem Verkauf von Hypothekendarlehen für Lagerhäuser an JPMorgan zugestimmt.
Die sogenannten Meme-Aktien Gamestop und AMC Entertainment machen ihrem Image als Zocker-Werte weiterhin alle Ehre. Die Papiere der Handelskette für Unterhaltungssoftware sackten am Mittwoch um 19 Prozent ab, nachdem sie sich an den beiden Vortagen in der Spitze nahezu vervierfacht hatten. Für die Titel des Kinobetreibers AMC ging es zur Wochenmitte um 20 Prozent abwärts, nach hohen Ausschlägen in die andere Richtung am Montag und Dienstag.
Der Euro stieg nach den US-Inflationsdaten und kostete zuletzt 1,0883 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,0832 (Dienstag: 1,0796) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,9231 (0,9262) Euro gekostet.
US-Staatsanleihen legten klar zu. Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen (T-Note-Future) stieg um 0,62 Prozent auf 109,77 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Staatspapiere fiel im Gegenzug auf 4,34 Prozent. (awp/mc/ps)