US-Schluss: Deutliches Plus
New York – Die jüngste Zuspitzung im griechischen Schuldendrama hat die Anleger an der Wall Street nicht nachhaltig beunruhigt. Vielmehr sorgten einige gute heimische Unternehmensnachrichten und Kursgewinne der schwer gewichteten Öltitel am Donnerstag dafür, dass die am Vortag unterbrochene Erholungsrally wieder anlief. Die seit Jahresbeginn aufgelaufenen Verluste machten die US-Börsen damit wieder wett. Zudem stützten insgesamt erneut bescheidene Konjunkturdaten die Hoffnung auf eine erst spätere Zinsanhebung der amerikanischen Notenbank Fed.
Der Leitindex Dow Jones Industrial schloss 1,20 Prozent fester bei 17’884,88 Punkten. Langsam aber sicher rückt sogar das Rekordhoch von 18’103 Punkten aus dem Dezember wieder in Sichtweite. Auch die anderen US-Indizes zeigten sich deutlich erholt vom gestrigen Schreck: Für den marktbreiten S&P-500-Index ging es um 1,03 Prozent auf 2062,52 Punkte hoch und der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 gewann 0,83 Prozent auf 4256,18 Punkte.
Am Mittwoch hatte der US-Leitindex auf der Schlussgerade seine moderaten Gewinne fast vollständig eingebüsst, nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) eine Sonderregelung zugunsten griechischer Staatsanleihen gekippt hatte. Diese können nun nicht mehr als Sicherheit für EZB-Kredite hinterlegt werden. Allerdings ist die Finanzierung der griechischen Banken laut einem Pressebericht erst einmal gesichert – dank grosszügiger Spielräume der EZB für Notfallkredite der Athener Notenbank
Die Produktivität der US-Unternehmen war im Schlussquartal 2014 überraschend gesunken, während die Lohnstückkosten stärker als erwartet zugelegt hatten. Ausserdem hatte das Handelsbilanzdefizit im Dezember deutlicher zugenommen als von Bankvolkswirten prognostiziert. Derweil blieb der Anstieg der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe hinter den Schätzungen zurück.
Am Mittwoch hatte der Dienstleister ADP berichtet, dass die Beschäftigtenzahl in der US-Privatwirtschaft zum Jahresbeginn etwas weniger als erwartet gestiegen sei. Der Blick der Anleger bleibt auf den monatlichen Arbeitsmarktbericht der Regierung an diesem Freitag gerichtet. Die Entwicklung am Jobmarkt ist eine der wichtigsten Orientierungsgrössen für die Geldpolitik der Fed.
Die jüngsten Unternehmensnachrichten wurden durchweg positiv aufgenommen. Die Papiere des Pharmakonzerns Pfizer glänzten nach einer Offerte für Konkurrent Hospira mit Kursgewinnen von 2,87 Prozent. Der ausgehandelte Gesamtpreis liegt bei rund 17 Milliarden US-Dollar, wie beide Seiten mitteilten. Das entspricht 90 Dollar für eine Hospira-Aktie, die um 35,25 Prozent auf 87,64 Dollar nach oben sprangen.
Für den Dow-Spitzenreiter Chemiekonzern DuPont stand ein Kursplus von 3,06 Prozent zu Buche, obwohl sich das Management mit dem Anteilseigner Trian Fund Management nicht auf dessen Vertretung im Verwaltungsrat hatte einigen konnte. Der aggressive Investor strebt seit längerem eine Aufspaltung des Unternehmens an. Zwischenzeitlich war die Aktie vom Handel ausgesetzt gewesen.
Beim Mobinfunkanbieter Sprint konnten sich die Aktionäre trotz tiefroter Zahlen über ein Kursplus von 5,24 Prozent freuen. Eine Abschreibung hatte dafür gesorgt, dass sich der Jahresverlust mehr als verdoppelte. Die Enttäuschung bei Anlegern hielt sich aber in Grenzen, weil Sprint dank aggressiver Rabattaktionen auch lukrative Vertragskunden anlocken konnte.
Twitter sorgte ebenfalls für Freude bei den Anlegern. Laut Medienberichten sollen in der Suchmaschine Google künftig wieder Nachrichten des Kurznachrichtendienstes direkt zu finden sein. Die Twitter-Aktien verteuerten sich um 1,40 Prozent.
Auch die schwergewichtigen Ölwerte Chevron und ExxonMobil fanden mit Gewinnen von jeweils knapp 1 Prozent wieder in die Erfolgsspur. Sie profitierten davon, dass die Ölpreise nach den Vortagsverlusten wieder anzogen. (awp/mc/ps)