New York – Der Erholungsversuch des Dow Jones Industrial am Mittwoch ist gescheitert. Dem anfänglichen Kursanstieg nach einer viertägigen Verlustserie folgte im Handelsverlauf schon bald die Ernüchterung. Zum Schluss notierte der US-Leitindex 0,06 Prozent tiefer bei 17’540,47 Punkten. Etwas besser hielten sich die anderen Indizes: Der marktbreite S&P-500-Index behauptete Kursgewinne von 0,31 Prozent auf 2099,84 Punkte, während der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 um 0,76 Prozent auf 4602,24 Punkte vorrückte.
Die jüngsten, durchwachsenen Konjunkturdaten und deren erwarteter Einfluss auf die weitere Geldpolitik der US-Notenbank Fed wurden von Experten unterschiedlich interpretiert. Dem Dienstleister ADP zufolge war der Stellenaufbau im Privatsektor der USA im Juli schwächer ausgefallen als erwartet. Zudem wurde der Zuwachs im Vormonat leicht nach unten korrigiert. Die Daten gelten als Richtschnur für den monatlichen Arbeitsmarktbericht der Regierung, der an diesem Freitag veröffentlicht wird. Sie hätten die Wahrscheinlichkeit einer baldigen Zinserhöhung verringert, schrieb Analystin Viola Julien von der Landesbank Helaba.
Dieser Hoffnung gaben auch Aussagen des Fed-Gouverneurs Jerome Powell Nahrung. Er wollte sich nicht auf einen möglichen Zeitpunkt für eine Zinserhöhung festlegen. Die Zinswende werde kommen, sagte Powell zwar in einem Interview mit dem Fernsehsender CNBC. Beim Juni-Treffen der Fed-Mitglieder hätten sich die meisten Ratsmitglieder für eine erste Zinserhöhung seit fast zehn Jahren im Verlauf des Jahres ausgesprochen. Für den genauen Zeitpunkt seien aber weitere Konjunkturdaten von entscheidender Bedeutung.
Diese fielen zunächst besser als erwartet aus. Die Stimmung im Dienstleistungssektor der USA hatte sich im vergangenen Monat stärker als erwartet aufgehellt – das zeigten sowohl der vom Institute for Supply Management (ISM) ermittelte Einkaufsmanagerindex als auch der Konkurrenzindex des Forschungsunternehmens Markit. Für Tobias Bosse von der NordLB ist mit Blick auf Freitag die Bedeutung der ISM-Daten «wahrscheinlich grösser als die negative Überraschung bei den ADP-Zahlen».
Auf wenig Begeisterung an der Wall Street stiessen die Quartalszahlen von Walt Disney: Die Aktien des Medienkonzerns sackten am Dow-Ende um 9,17 Prozent ab. Der Actionfilm «Avengers» hatte zwar den Gewinn kräftig und unerwartet deutlich steigen lassen. Beim Umsatz hatte sich die Wall Street aber etwas mehr erhofft. Zudem blickt Disney nun vorsichtiger auf die Gewinnentwicklung im Geschäft mit Kabelfernsehen. Experte John Janedis vom Analysehaus Jefferies reagierte negativ auf die Resultate und strich seine Kaufempfehlung.
Time Warner überzeugte ebenfalls nicht, obwohl es beim Disney-Konkurrenten im zweiten Quartal dank Erfolgen mit Filmen, Serien und Videospielen rund gelaufen war: Für die Papiere ging es um 8,96 Prozent bergab. Während sich das Film- und Fernsehgeschäft insgesamt gut entwickelt hatte, hatte der erfolgsverwöhnte Bezahlsender HBO («Game of Thrones») nur ein leichtes Umsatzplus von einem Prozent geschafft.
Das Solar-Unternehmen First Solar hatte indes mit seinem Umsatzsprung die Anleger klar positiv überrascht. Auch der Überschuss im zweiten Quartal nach einem Verlust zum Jahresauftakt stiess auf ein positives Echo: Die Anteilsscheine schnellten um 16,67 Prozent nach oben.
Die Apple-Aktien schlossen 0,66 Prozent fester, nachdem sie anfangs an ihre jüngste Talfahrt angeknüpft hatten. Die aktuellen Analystenurteile zum erfolgsverwöhnten iPhone-Hersteller fielen unterschiedlich aus. Die US-Investmentbank Merrill Lynch strich ihre Kaufempfehlung, da ihre Experten mit einer nachlassenden Wachstumsdynamik beim Umsatz rechnen. Dagegen begründete das Analysehaus Independent Research seine neue Kaufempfehlung mit dem Kursrutsch der vergangenen zwei Tage nach der Zahlenvorlage. Einig waren sich die Experten allerdings in ihrer positiven Einschätzung der längerfristigen Unternehmensaussichten.
Der Kurs des Euro fand nach den durchwachsenen US-Daten keine klare Richtung – zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,0906 US-Dollar. Am Markt für US-Staatsanleihen gab der Kurs richtungweisender zehnjähriger Papiere um 12/32 Punkte auf 98 24/32 Punkte nach. Ihre Rendite betrug 2,27 Prozent. (awp/mc/upd/ps)